Achteckiges Punzierungseisen des Benediktinerinnenklosters Münsterlingen

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Vs.: «GOTSHAVS MVNSTERLING.», spiegelverkehrt, Tatzenkreuz. Aussen einfachen Linienrahmung.
Rs.: Eiserne Handhabe aus achteckigem Schaft, oben Schlagfläche.
Der Überlieferung nach wurde das Kloster Münsterlingen von einer Schwester des Einsiedler Abts Gregor (964–996) gegründet und der hl. Walburga geweiht. 1125 gestattete Kaiser Heinrich V. dem Konstanzer Bischof Heinrich von Dillingen die Einrichtung des Frauenklosters. Als Vögte des Klosters traten die Herren von Klingen auf, von deren Schirmherrschaft sich die Augustinerinnen 1288 freikauften und ihre Gerichtsherrschaft gründeten. Mit der Reformation ab 1524 löste sich die Klostergemeinschaft nach und nach auf. 1549 stellten die fünf im Thurgau regierenden katholischen Orte den Konvent mit Benediktinerinnen wieder her. 1839 übernahm der Kanton Thurgau einen Flügel der Klosteranlage, um darin ab 1840 das erste Kantonsspital zu betreiben. Nach der endgültigen Auflösung des Klosters 1848 richtete der Kanton kurz darauf in den übrigen Klostergebäuden die erste Psychiatrische Klinik im Thurgau ein.

Dieses Punzierungseisen sowie zwei weitere Stücke in der Sammlung des Historischen Museums Thurgau (T 9431 und T 9429), beide ebenfalls aus Münsterlingen, dienten dem Besitznachweis auf Objekten. Mit einem kräftigen Hammerschlag auf die Schlagfläche des Eisens wurde die Besitzermarke auf metallene Gegenstände wie Zinnteller oder Werkzeuge geschlagen wie auch Lederzeug geprägt. Gelegentlich können Punzierstempel sekundär als Siegelstempel zum Verschliessen von Briefen eingesetzt worden sein.
18. Jh.
L. 7.9, B. 1.7, H. 1.8 cm
Eisen, geschmiedet, geschnitten, punziert
T 9431
Conrad Kuhn, Geschichte der thurgauischen Klöster, Die thurgauischen Frauenklöster (Thurgovia Sacra, Bd. 3), Frauenfeld 1883, S. 253–317.

Erich Trösch, Münsterlingen, in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 08.10.2008. https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/008171/2008-10-08/, aufgerufen am 13.07.2022.
Schlagwörter: Sphragistik; Kunsthandwerk, Kloster, Kommunikation, Justiz, Heraldik, Gerät, Zinn