Andachts- bzw. Heiligenbild: Maria mit Jesuskind und den Heiligen Drei Königen

zurück

 Vorderseite  Rückseite
 Vorderseite

Vorderseite

Private Devotionalie der Volksfrömmigkeit aus der Sammlung im Pfarrhaus Mammern.

Bildunterschrift: «Sie öffneten ihre Schätze, und brachten ihm Geschenke dar: Gold, Weihrauch und Myrrhen. (Matth. 2.11).»

Rückseite mit Bibelzitat und Gedicht in Reimform:
Titel: «Die Könige an der Krippe.»
«Die Könige von Tharsis werden Geschenke opfern, die Könige von Arabien und Saba werden Gaben bringen, – es werden Ihn anbeten alle Könige der Erde!» (Psalm 71. 10, 11.)»

«Wie strahlt der Stern so licht und heile
den Weisen doch aus Morgenland,
bis ob dem Stall – an heil'ger Stelle –
vor ihrem Blick er stille stand!
Sie treten ein, sie sehn das Kindlein,
die Mutter, die es hält und hegt,
und ihres Lebens bestes Stündlein,
O hier und heut den Drei'n es schlägt!»

«Jetzt lösen sie der Schätze Hülle
und Weihrauch, Myrrhe, edles Gold,
sie opfern – aus des Herzens Fülle –
dem Kindlein es so hehr und hold!
Verehren es als Gott, den wahren,
Begrüssen es als Königsso[hn],
sein Leiden scheint zu [...]
die Gabe bitt'rer Myrrhe [schon!].»

«Maria dies [...] hehre
und ernste [...] geschenk versteht,
und durch ihr Herz, das ahnungsschwere,
[...] stich - im Blick zur Myrrhe - geht!
Dann aber reicht den Gottesknaben
zu heissem Kuss den Drei'n sie dar,
und was sie auch geopfert haben, –
weit grösser doch ihr Lohn jetzt war!»

Genehmigungsklausel: «Mit bischöflicher Approbation».


Das Verlagshaus Ars Sacra, das Josef Müller 1896 in München eröffnete, spezialisierte sich auf kunstvoll ausgeführte Gebrauchsgegenstände für die private Andacht. Neben Produkten aus Holz, Gips und Keramik, die Müller vermutlich in seiner Heimat Tirol herstellen liess, lag der Schwerpunkt des Devotionalien-Sortiments auf ästhetisch hochwertig gestalteten Druckgrafiken. Zur Illustration der religiösen Blätter und Schriften kopierte der Verlag Werke alter Meister wie beispielsweise von Fra Angelico, Botticelli, Dürer, Rembrandt und Murillo sowie jener der Nazarener, für deren Reproduktion sich der Verlag in urheberrechtlichen Grauzonen bewegte und auch mal eine Geldstrafe bezahlen musste. Daneben engagierte Ars Sacra zeitgenössische Künstler und Künstlerinnen. So nahm der Verlag renommierte Maler wie Gebhard Fugel (1863–1939) und Leo Samberger (1861–1949) sowie die bekannte und beliebte Zeichnerin und Illustratorin, die Franziskanerin Maria Innocentia Hummel (1909–1946), unter Vertrag.

Bis zum Zweiten Vatikanischen Konzil 1963 war die Herausgabe «Kleiner Andachtsbilder» der kirchlichen Zensurstelle, das heisst dem Bischof oder dem Generalvikar des Bistums unterstellt, welcher die Druckerlaubnis für die Blätter erteilen musste, bevor sie in den Verkauf gelangen konnten. Psychologische und sexuelle Themen sowie Darstellungen von Eheproblemen waren nicht erlaubt.

Die kleinformatigen Blätter mit magischer Heils- und Gnadenwirksamkeit dienten als Einlagen in Gebets- und Gesangsbücher, wurden in Koffer, Schränke und an Wände geklebt oder gar ins Grab gelegt. Als Amulett trug der gläubige Mensch die Bildchen zum Schutz vor bösen Kräften am Körper oder legte sie kranken Körperstellen auf.
Ars Sacra, Josef Müller Kunstanstalten, Verlag für religiöse Schriften, gegründet 1896 in München

Wöhler, Cordula (1845–1916), später Cordula Schmid (Pseudonym Cordula Peregrina), Dichterin
Anfang 20. Jh.
H. 10.1, B. 5.2 cm
Chromolithografie (Bild), Buchdruck (Schrift) auf Velinpapier
T 30182
Das kleine Andachtsbild, Katalog der Ausstellung im Hamaland-Museum in Vreden 1982, im Niederrheinischen Museum für Volkskunde und Kulturgeschichte in Kevelaer 1982, in der Galerie der Stadt Bocholt 1983, Straelen 1982.

Birgit Franz, Constanze Lindner Haigis, 100 Jahre Ideen, 1896–1996, Ars Edition, München 1996.
Schlagwörter: Druckgrafik, Kunsthandwerk, Hauswirtschaft, Religion katholisch, Brauchtum, Kirche