Barockes Steinschlossgewehr (Wallbüchse), Vorderlader, schweres Jagdgewehr in Gebrauch mit Lafette oder Gabel

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Schwerer oktogonaler Lauf mit 24 Haarzügen und trichterförmig erweiterter Mündung. Visier mit beweglichem Blatt, zweifache V-förmige Kimme, Korn aus Messing mit V-förmigem Einschnitt. Messinggarnitur mit vier Ladestockpfeifen, Abzugsbügel, Seitenplatte sowie Kolbenkappe mit kugeliger Kappenschraube aus Eisen. Stecherabzug. Bügel mit Fingereinpassungen. Kleines Schloss, befestigt mittels zwei Flügelschrauben auf Seitenplatte. Holzladestock mit Kappe aus Horn. Vollschaft mit gerundetem Wangenkissen links, geradem Kolbenabschluss und Band aus Horn an Schaftmündung.

Dekorelemente in Form von graviert gebänderten Ladestockpfeifen, hintere Pfeife mit Verlängerung in Form einer Blume mit Blüte in Elfenbeineinlage. Weitere Elfenbeineinlage auf Backenstütze in ovaler Form mit graviertem geschwärztem Hund. Kolben und Schafthals mit eingelegtem Messingdraht in Form von Spiralen, Wellen, Ranken, Blattformen und Kartuschen um Schloss- und Seitenplatte. Hinter Laufangel geschnitzte Blüte. Abzugsbügelblatt, Kolbenkappe und Seitenplatte mit Enden in Blattform.

Vor dem Bügel weist die Schäftung einen flachen Abschnitt auf, der als Auflage diente. Vor dieser Fläche ist der Schaft horizontal zweimal durchbohrt, vermutlich zur Befestigung auf einem beweglichen Bock oder einer Lafette.

Schläge auf Lauf: Kimme seitlich von je einem barocken spitzen Schild mit geschweiften Seiten flankiert, darin «I + I» über Blatt. Diese Punze ist aufgeführt bei Heer, Bd. 1, S. 577, Marken 3373–3374 (Lit.). Zu 3373 die Angabe «Thüringen?/D» und die Anmerkung, dass sich in der Sammlung von Schloss Skokloster (SWE) ein Radschloss von 1606 mit der gleichen Marke befinden würde. Zu 3374 steht «.../F» sowie der Hinweis zum Lettischen Kriegsmuseum in Riga, das eine Radschlosspistole von ca. 1610 mit wiederum dieser Punze besitzen würde.
Vor Kimme weiterer barocker Schild mit Birke (Mittelstamm mit Wurzeln und vier seitlich abstehenden Ästen mit je einem Birkenblatt am Ende). Womöglich Marke der Nürnberger Waffenmacher Birckholzer. Ähnliche Marke in Heer, Bd. 1, S. 103, Marke 2552.
Die Büchse dürfte ausschliesslich zur Jagd verwendet worden sein, der Stecherabzug und die Darstellung des Hundes sprechen dafür. Die Klassifizierung als Wallbüchse bezieht sich auf die Bedienung der schweren Waffe, deren Vorderschaft für den Schuss mittels Bock oder Gestell (Gabelstütze, Lafette) abgestützt werden musste.
1. Hälfte 17. Jh.
L. 166 cm, Lauf L. 126 cm
Stahl, Eisen, Messing, Nussbaumholz, Horn
Wg 310
Eugène Heer, Der neue Stöckel, Bd. 1, Internationales Lexikon der Büchsenmacher, Feuerwaffenfabrikanten und Armbrustmacher von 1400–1900, Schwäbisch Hall 1978, S. 103, Marke 2552 und S. 577, Marken 3373–3374.
Schlagwörter: Hauswirtschaft, Freizeit, Jagd, Persönliche Accessoires, Waffen, Tier