Fahne: Propagandaplakat (Transparent) der Sozialdemokratischen Partei Arbon «Demokratie gegen Faschismus»

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Rechteckige querformatige Fahne aus rotem Baumwollstoff, zusammengesetzt aus verschiedenen Stoffbahnen. Mit drei aufgeklebten Papierstreifen, die in Schwarz von Hand mit einer Parole beschriftet sind.

Das Transparent wurde für Demonstrationen am Ersten Mai, dem Tag der Arbeit, verwendet. In der Schweiz fand der internationale Kampf- und Feiertag der sozialistischen Arbeiterbewegung erstmals 1890 statt. Daraus entwickelten sich die jährlichen Maifeiern mit Demonstrationszug, Kundgebung und abschliessendem Fest.


Der Fahnenschriftzug «Demokratie gegen Faschismus» steht im Zusammenhang mit der antifaschistischen Bewegung in der Schweiz. Diese geht vom Antifaschismus in Italien aus, welcher kurz nach der Gründung der italienischen Nationalen Faschistischen Partei von Benito Mussolini und seiner Machtergreifung 1922 in Erscheinung trat. Auf Initiative politischer und wirtschaftlicher Immigranten aus Italien fand die antifaschistische Gesinnung ab 1922 Unterstützung bei den Schweizer Sozialisten. Die Bewegung erstarkte 1935 erneut, als Italien gegen Äthiopien, Mitglied des Völkerbunds, Krieg führte. In dieser Zeitspanne kam die Fahne an einem Arboner Maifeiertag zum Einsatz.

Die Geschichte Arbons ist aufs Engste mit dem Aufblühen der Stickerei-Industrie verbunden, weshalb sich die Stadt in der zweiten Hälfte des 19. Jhs. zu einem schweizweit bedeutenden Industriestandort entwickelte. Dieser war geprägt durch die Maschinen- und spätere Lastwagenfabrik Adolph Saurer AG sowie die Stickereifabrik Arnold B. Heine.

Mit der Industrialisierung erlebte die Kleinstadt zunehmende soziale Konflikte und eine erstarkende Arbeiterbewegung. Diese machte mittels Streiks und Demonstrationen auf Missstände und Lohnkürzungen in den Fabriken aufmerksam. In diese Zeit fällt 1916 die Gründung der Sozialdemokratischen Partei (SP) Arbons. Unter dieser konnten die Anliegen der verschiedenen Vereine für die Arbeiterinnen und Arbeiter vereinigt werden. Bis Mitte der 1950er-Jahre war die Stadt als «Rotes Arbon» bekannt, mit einer Mehrheit der SP in der Ortsverwaltung.
Doch nach dem Zweiten Weltkrieg und dem Ausbruch des sogenannten Kalten Kriegs begann sich das politische Klima zu Ungunsten sozialpolitischer Absichten zu drehen. Die SP Arbon bleibt zwar bis heute eine treibende Kraft der Lokalregierung, erzielte aber nach 1957 keine absolute Mehrheit mehr.

Die Bedeutung Arbons für die deutschsprachige Sozialdemokratie lässt sich an der dortigen Einberufung der «Sozialistische Bodensee-Internationale (SBI)» 1911 sowie 1965 erkennen. So bot Arbon bekannten Persönlichkeiten wie beispielsweise dem Sozialisten Karl Liebknecht, dem Nationalrat Herman Greulich oder dem deutschen Spitzenpolitiker Willy Brandt eine Bühne.
1920–1945
H. 148, B. 235 cm
Baumwolle, beklebt mit handbeschriebenen Papierstreifen
T 43001
Kurt Bünzli, Arbon vor dem Ersten Weltkrieg, wirtschaftlicher und sozialer Wandel in der Kleinstadt (1880–1914), Frauenfeld 1992.

Stefan Keller, Die Zeit der Fabriken. Von Arbeitern und einer roten Stadt, Zürich 2001.

Hans Geisser, Geschichten erzählen Geschichte, Ein Streifzug durch Arbons Vergangenheit, Vom roten Arbon, Museumsgesellschaft Arbon 2005, S. 192–195.

Adrian Zimmermann, Von der Klassen- zur Volkspartei? Anmerkungen zum ideologischen Selbstverständnis und zur gesellschaftlichen Basis der SPS im «kurzen 20. Jahrhundert», in: Traverse 1 (2007), S. 95–113.

Eva Büchi, Vorkämpferinnen, 101 Jahre SP-Frauengruppe Arbon, Arbon 2009.

Hans Geisser, Politischer Alltag im roten Arbon, in: Schatten über der Stadt am See, Arboner Alltag in Krise und Krieg 1930–1945, Museumsgesellschaft Arbon 2010, S. 30–41.

Bernard Degen, Erster Mai, in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 19.02.2020. https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/017444/2020-02-19/, aufgerufen am 27.05.2025.

Claudius Graf-Schelling, Roth und Röter, 100 Jahre Sozialdemokratische Partei Arbon 1916-2016, Eine Chronik, Arbon 2016.

SP Arbon, Geschichte, https://sp-arbon.ch/geschichte, aufgerufen am 22.05.2025.
Schlagwörter: Textilien, Vereinswesen, Ereignisse