Gebäckmodel: Fatschenkind (Wickelkind) mit sternförmiger Haube, aus dem Haushalt der Familie Kundert in Bischofszell

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Dem Motiv angepasste Hohlform. Leicht gemuldete Rückseite mit Mittelsteg.

Diente zur Ausformung von sogenanntem Bauernmarzipan, das aus Zucker, Mehl und Eiern bestand, um 1600 in Mode gekommen war und das teure Marzipan ersetzen konnte. Mit der Zugabe von gemahlenen Anissamen entstand der Teig für Anisbrötli.
Das Fatschenkind (gewickeltes Kind) versinnbildlicht ein neugeborenes Kind und symbolisiert sowohl Fruchtbarkeit wie Kindersegen und im religiösen Kontext den neugeborenen Jesus Christus.

Solche tiefen Hohlformen wurden auch zum Ausformen von Wachskindern verwendet, mit deren Hinterlegen beim Gnadenbild Eltern ihre Dankbarkeit über die glücklich verlaufene Geburt zum Ausdruck brachten. Wächserne, hübsch bekleidete Fatschenkinder wurden in Nonnenklöstern hergestellt.
Stüdlin (1643–1850), Hafner- und Bossiererwerkstatt in Lohn (SH)
2. Hälfte 17. Jh.
H. 11, B. 3.9, T. 1.5 cm
Irdenware, modelgeformt
T 34274
Linus Feller, Änismodel, Geschichte – Brauchtum – Symbolik, Die Freude am Weiterleben einer Volkskunst, Olten 1998, S. 89.

Hans Peter Widmer, Cornelia Stäheli, Schaffhauser Tonmodel, Kleinkunst aus der Bossierer-Werkstatt Stüdlin in Lohn, Katalog zur Sonderausstellung im Museum zu Allerheiligen Schaffhausen 1999/2000, S. 39.
Schlagwörter: Hauswirtschaft, Brauchtum, Kunsthandwerk, Gewerbe, Essen, Gerät