Gemälde: «Asyle Suisse à St. Mandé», ein Geschenk der Schweizer Kolonie in Paris an Botschafter Johann Konrad Kern

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Ansicht des ummauerten Gebäudes mit rundbogiger überdachter Eingangspforte. Dreigeschossiger Bau mit breitem Mittelrisalit mit Giebel und Aufschrift «ASILE SUISSE» sowie Walmdach mit Lukarnen. Das Schnitzwerk der Balkenköpfe und der Dacheinfassung erinnert an den Schweizer Heimatstil. Schweizerkreuz auf Schild, das unter Risalitgiebel angebracht ist, Schweizerfahne an Stange an der Pforte. Entlang der Mauer verläuft eine Strasse mit Gehsteig. Vor der Pforte Einspänner mit stehendem Kutscher auf dem Kutscherbock und zwei Männer, welche die zwei Ankömmlinge, die mit der Kutsche angereist sind, in Empfang nehmen. Neben der Pforte Bank mit Frau und Mädchen. Im Vordergrund weitere Bank mit drei sitzenden Herren und einem daneben stehenden Herrn mit Stock und Zylinder. Links im Bild flaniert ein Paar entlang der Mauer. Stark bewölkter Himmel. Signiert und datiert unten rechts.
Der in Berlingen geborene Johann Konrad Kern (1808–1888) war ein führender Thurgauer Politiker und ein massgebender Mitgestalter des neuen Schweizer Bundesstaats. 1857 vom Bundesrat zum ausserordentlichen Gesandten und bevollmächtigten Minister der Schweiz in Paris ernannt, leitete er diesen wichtigen diplomatischen Aussenposten bis 1883, wobei er als einer der ersten offiziellen Schweizer Botschafter die moderne eidgenössische Diplomatie prägte. So bemühte er sich um den engen Kontakt zu seinen gegen 25 000 Landsleuten in Paris. Kern vernetzte die Pariser Auslandschweizer untereinander und verschaffte ihnen wichtige Kontakte. Bekannt waren seine geselligen Veranstaltungen wie Gästeabende, Hauskonzerte und Bankette. Zudem unterstützte er die Société Helvétique de Bienfaisance, eine gemeinnützige Körperschaft, die sich Not leidenden Schweizern und Schweizerinnen in Paris annahm. Durch Kerns Bemühungen wurde die Gesellschaft von der Eidgenossenschaft unterstützt. 1858 kam in ihren Reihen der Gedanke auf, eine Altersresidenz für ärmere betagte Menschen mit Schweizerpass zu errichten, deren Einweihung am 27. April 1866 erfolgte. Der Boden am östlichen Stadtrand an der Avenue de Saint-Mandé wurde der Gesellschaft für den Bau des Altersasyls von vier Schweizer Firmen geschenkt. Auch die Eidgenossenschaft, einzelne Kantone sowie private Geldgeber unterstützten das Projekt. Dank gesellschaftlichen Anlässen, organisiert von der Sociéte de patronage de dames suisses, an welchen Geld gesammelt wurde, konnte die Institution finanziell abgesichert werden. Kern war Ehrenpräsident des Verwaltungsrats des Asyls. Zum Dank für seine tatkräftigen unzähligen Unterstützungen schenkten ihm die Auslandschweizer in Paris das Gemälde, das sie bei Albert Anker in Auftrag gaben.
Anker, Albert (1831–1910), Maler
1872
Rahmenmass H. 79, B. 91, T. 11 cm
Öl auf Leinwand
TD 173
Dr. Heinrich Mezger-Stiftung / Kanton Thurgau
Albert Schoop, Johann Konrad Kern, Die Gesandtschaft in Paris und die Beziehung zwischen Der Schweiz und Frankreich 1857 bis 1883, Bd. 2, Frauenfeld 1976, S. 132–135.

Verena Rothenbühler, Johann Konrad Kern, in: HLS (Historisches Lexikon der Schweiz), Version vom 14.10.2008, aufgerufen am 13.05.2024.

Regula Berger, Zeitgeschichte: Von Napoleon bis zum Deutsch-Französischen Krieg, in: Anker et l'enfance, Ausstellungskatalog, Fondation Pierre Gianadda, 2024, S. 73–74, Abb. 15.
Schlagwörter: Malerei, Genre, Geschichte, Anlässe, Andenken, Erinnerung