Gemälde: Fragment eines Flügelaltars (Retabel) mit der Gefangennahme von Jesus Christus, aus dem Dominikanerinnenkloster St. Katharinental bei Diessenhofen

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 Vorderseite  Rückseite
 Vorderseite

Vorderseite

Szene im Garten Gethsemane nach Matthäus 26, 47–51.
Judas drückt Jesus Christus den verräterischen Kuss auf die Wange, worauf die Häscher den Apostel ergreifen. Darauf zieht Petrus sein Schwert und schlägt Malchus das Ohr ab.
Signatur und Datum «HSB 1535» sind auf dem Felsen angebracht und nicht original.

Die Tafel ist auf allen Seiten beschnitten. Sie war Teil eines Flügelaltars, da sie auch auf der Rückseite eine Malerei aufweist, die zwei disputierende (gestikulierende) Halbfiguren hinter einer Brüstung oder einem Tisch zeigt. Bei der linken Figur handelt es sich um einen Heiligen.
1933 erwarb die Thurgauische Museumsgesellschaft das Gemälde für CHF 500.– von Gertrud Messmann in Diessenhofen. Vor dem Kauf bat Museumskonservator Gustav Büeler den Kunsthistoriker Paul Ganz um eine Einschätzung des Werks.
Am 12. Oktober schrieb Professor Ganz:
«Das in Frage stehende Bild ist meines Erachtens ein Werk der Bodenseeschule aus der 2. Hälfte des XV. Jahrhunderts. Die Szene des Verrats geht scheinbar auf die Gefangennahme Christus von Dirk von Bouts zurück, die in der Alten Pinakothek in München hängt [Dieric d. Ä. Bouts (Nachfolge) (1410–1475), Gefangennahme Christi, Inv. Nr. 990]. Monogramm & Jahreszahl scheinen später aufgemalt worden zu sein, oder dann handelt es sich um eine Kopie, die von Hans Sebald verfertigt & signiert wurde [Hans Sebald Beham (1500–1550)]. Ich halte das Bild aber als ein Schulwerk aus dem XV. Jahrhundert, möchte aber keinen Entscheid geben, ohne das Original gesehen zu haben. Für Ihre Gegend hat das Stück Interesse, so sind besonders in der landschaftlichen Darstellung auffallende Anklänge an die Witzschule [Konrad Witz (1400–um 1446]. Es handelt sich um die obere Hälfte eines Altarflügels, also um ein Fragment, was durch die Rückseite bestätigt wird. Der untere Heiligenschein ist abgeschnitten.»
Am 1. November 1933 erhielt Büeler ein weiteres Schreiben von Ganz:
«Wenn Sie das Bild um 500 Fr. kaufen können, so müssen Sie zugreifen. Das Bild ist in jedem Falle mehr Wert & auch ein Beispiel der Kunst des 15. Jahrhunderts eine schöne Ergänzung zum Feldbacher Altarbilde. Es würde mich ausserordentlich freuen, wenn Ihnen der Ankauf gelingen sollte.»
um 1480/1500
H. 86, B. 63 cm
Nadelholztafel, verleimt; Öl und Tempera
TD 4
Albert Knoepfli, Die Kunstdenkmäler des Kantons Thurgau, Bd. 1, Der Bezirk Frauenfeld (Die Kunstdenkmäler der Schweiz, Bd. 23), Basel 1950, S. 141.

Alfred Stange, Deutsche Malerei der Gotik, Bd. VII, Oberrhein, Bodensee, Schweiz und Mittelrhein in der Zeit von
1450–1500, Berlin 1955, S. 90.
Schlagwörter: Kloster, Kirche, Religion, Malerei