Glasmalerei: Scheibe mit Allianzwappen der Verena Engelhart (Engelhard) und des Hans Locher, thurgauischer Landschreiber, Vogt von Münsterlingen, Mitglied des Grossen und Kleinen Rats in Frauenfeld und Pfalzgraf

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Vitrocentre Romont (Foto: Yves Eigenmann, Francesco Ragusa, Freiburg i. Ü.)
Vitrocentre Romont (Foto: Yves Eigenmann, Francesco Ragusa, Freiburg i. Ü.)

Vitrocentre Romont (Foto: Yves Eigenmann, Francesco Ragusa, Freiburg i. Ü.)

Die beiden vor farblosen Grund gesetzten, einander in heraldischer Höflichkeit zugewendeten Vollwappen des Stifterpaares werden von einer Dame gehalten, die zwischen den Wappen auf dem beschrifteten Podium steht: «Hanns Locher Landtschryber zu Frowenfeld 1561».
Die Dame erscheint in vornehmer Bürgertracht, bestehend aus einem goldgesäumten langen blauen Gewand, einem schwarzen Federbarett und einer Goldkette.
Violette Doppelstützen mit grünen Kapitellen und ein blauer Rollwerkbogen, auf dem ein nacktes männliches und weibliches Mischwesen liegen, rahmen Figur und Wappenschilde.
Das Oberbild schildert Begebenheiten aus dem Leben Johannes des Täufers, des Namenspatrons von Hans Locher. Links ist dieser bei der Taufe Christi im Jordan zu sehen. Rechts ist eine Pfeilerhalle dargestellt, in welcher im Hintergrund die Enthauptung von Johannes abgebildet ist, während die Szene im Vordergrund Salome zeigt, wie sie das Haupt von Johannes an die Tafel von Herodes trägt (Mk 6, 14–29).
Hans Locher (um 1500–1586) aus Frauenfeld, Sohn des thurgauischen Landschreibers Jakob, heiratete 1524 Verena Engelhart, Tochter eines Zunftmeisters zur Meisen in Zürich. Von 1532–1564 amtete Locher wie sein Vater als thurgauischer Landschreiber. 1535–1540 war er Oberkirchenpfleger, 1541 Vogt von Münsterlingen, 1534–1545 Spendmeister, 1550–1556 Mitglied des Grossen Rats und schliesslich bis zu seinem Tod des Kleinen Rats von Frauenfeld.
Er beteiligte sich an Stiftungen für die Klöster Tänikon und Kalchrain sowie für das Spital Frauenfeld. 1562 leitete Locher den Wiederaufbau von Kalchrain. Papst Pius VI. ernannte ihn 1569 zum Pfalzgrafen. Als Stifter trat das Ehepaar Locher-Engelhart um 1560 auf, indem es eine Scheibe für den Kreuzgang von Tänikon schenkte. Für welches Gebäude die vorliegende Scheibe bestimmt war, ist unbekannt.
Bluntschli, Niklaus, zugeschrieben (vor 1525–1605), Glasmaler
1561
Lichtmass H. 31, B. 20.8 cm
Farbloses und farbiges Glas; rotes Überfangglas mit rückseitigem Ausschliff; Bemalung mit Schwarzlot, Silbergelb und Eisenrot sowie blauer Schmelzfarbe
T 7890
https://vitrosearch.ch/de/objects/2659896, aufgerufen am 12.01.2022.
Schlagwörter: Glasmalerei, Kunsthandwerk, Brauchtum, Herrschaft, Heraldik, Religion, Architektur