Grafik: Andachtsbild mit der hl. Luitgard, Andenken an die Osterkommunion in der Pfarrkirche Schienen (DEU), Beichtbescheinigung

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Private Devotionalie der Volksfrömmigkeit aus der Sammlung im Pfarrhaus Mammern.

Die lokal verehrte Heilige mit Umschrift «Sankta Luitgard» in der Gloriole trägt ein weisses Gewand mit einem schwarzen Überkleid und Schleier sowie einen grauen Skapulier, der mit Kreuzen versehen ist. Sie steht neben einem Kirchenmodell und hält in ihren Händen einen Äbtissinnenstab und die Bibel.
Bildunterschrift: «Hl. Osterkommunion 1950 in der Pfarrkirche Schienen».

Die hl. Luitgard ist weder selig- noch heilig gesprochen worden, wird aber dennoch in Mittelbaden (DEU) als eine Volksheilige verehrt und mit einer Prozession am 2. Sonntag im Oktober gefeiert. Gemäss der Legende soll sie mit zwölf Jahren in ein Beginenhaus in Oberwolfach aufgenommen worden sein. In Wittichen im Schwarzwald soll sie eine Klause für Tertianerinnen des Franziskanerordens gegründet und dieser bis zu ihrem Tod 1348 vorgestanden haben.
Kloster Wittichen, seit 1376 eine Klarissenabtei, wurde 1802 aufgehoben.

Im katholischen Glauben bestand die Pflicht, mindestens einmal im Jahr, in der Regel an Ostern, an der heiligen Kommunion teilzunehmen. Zuvor musste die Beichte beim Gemeindepfarrer abgelegt werden. Dieser Schritt konnte auch in einer Wallfahrtskirche oder einem Kloster vollzogen werden, wofür die beichtende Person einen Beichtzettel erhielt, den sie dem Gemeindepfarrer als Bescheinigung vorlegen musste. Dieser verwendete den Nachweis für die statistische Erhebung, welche die Erfüllung der Beichtpflicht in der Gemeinde belegte, was wiederum der vorgesetzten Stelle anlässlich der Visitation vorgelegt werden musste.
Die Perforation diente dazu, den unteren Teil abreissen zu können, um diesen dem Pfarrer auszuhändigen. Das restliche Blatt konnte behalten werden.

Die kleinformatigen Blätter mit magischer Heils- und Gnadenwirksamkeit dienten als Einlagen in Gebets- und Gesangsbücher, wurden in Koffer, Schränke und an Wände geklebt oder gar ins Grab gelegt. Als Amulett trug der gläubige Mensch die Bildchen zum Schutz vor bösen Kräften am Körper oder legte sie kranken Körperstellen auf.
1950
H. 11.1, B. 7.6 cm
Autotypie und Druck mit Bleisatz auf Papier
T 30273
Das kleine Andachtsbild, Katalog der Ausstellung im Hamaland-Museum in Vreden 1982, im Niederrheinischen Museum für Volkskunde und Kulturgeschichte in Kevelaer 1982, in der Galerie der Stadt Bocholt 1983, Straelen 1982.

Hiltgart L. Keller, Reclams Lexikon der Heiligen und der biblischen Gestalten, Stuttgart 1996, S. 389.
Schlagwörter: Druckgrafik, Kunsthandwerk, Hauswirtschaft, Religion katholisch, Brauchtum, Kirche, Kloster, Anlässe, Andenken, Erinnerung