Grafik (Buchseiten): Gnadenbild in der Kapelle «Heilige Maria im Ahorn» in Niederrickenbach (NW) und Darstellung der Rettung der Skulptur während der Reformation 1528

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Private Devotionalie der Volksfrömmigkeit aus der Sammlung im Pfarrhaus Mammern.

Auf linker Blattseite die Darstellung des Gnadenbildes.
Bildunterschrift: «Ursprünglich war das Gnadenbild der göttlichen Mutter Maria in Rickenbach mit den Kleidern aus Holz geschnitten, jetzt ist es wie diese getreue Abbildung.»

Rechts drei übereinander liegende Szenen, welche die legendäre Rettung des Gnadenbilds darstellen, die zum Bau der ersten Kapelle in Rickenbach geführt haben soll. Die farbigen Szenen befinden sich jeweils in einem Halbrundbogen.
Die erste Szene zeigt, wie die reformierten Berner katholische Devotionalien verbrennen und wie ein Hirtenjunge das Gnadenbild knapp vor dem Feuer retten kann.
In der mittleren Szenen ist der Hirtenjunge mit seinen Schafen, einer Ziege und einer Kuh abgebildet, wobei er auf den Knien das Gnadenbild anbetet, das vor ihm in einem hohlen Baumstamm steht. In der dritten Szene ist die Kapelle abgebildet.
Erläuterungen zu den Szenen in den Eckzwickeln:
«Wunderbare Rettung des Gnadenbildes bei der Bilder-Verbrennung durch die reformierten Berner.»
«Die erste Verehrung des Gnadenbildes durch den jungen Hirten der es in Bern gerettet hatte.»
Bildunterschrift: «Abbildung der ehmaligen Kappelle in Rickenbach.»

Das Blatt mit den zwei illustrierten Buchseiten gehörte zur Publikation «Der fromme Wallfahrter nach Maria-Rickenbach im Kanton Unterwalden nid dem Wald, zum Gebrauch für jeden Verehrer Mariens», welche die Luzerner Druckerei Räber 1849 herausgebracht hatte. Die Schrift war die dritte Auflage eines Führers für die Pilger der Kapelle «Heilige Maria im Ahorn». 1817 veröffentlichte der Buchdrucker Johann Michael Alois Blunschi (1758–1832) in Zug erstmals den Wallfahrtsführer für Rickenbach, der 1835 neugedruckt wurde.
Gemäss einer Legende soll die Marienstatue während der Reformation vor dem Bildersturm gerettet worden sein. Ein Hirtenjunge aus Buoholz in Büren hätte sie 1528 im reformierten Berner Haslital vor dem Feuer in Sicherheit und in seine Heimat auf die Alp von Rickenbach gebracht. Er platzierte die Madonna in einem hohlen Baum, der sich an jener Stelle befunden haben soll, wo heute der Hochaltar der Kirche steht. Vor 1565 wurde zu Ehren der Madonna das erste Gotteshaus errichtet. 1593 erfolgte ein Neubau, der hundert Jahre später einer grösseren Kirche weichen musste, die mit drei Altären ausgestattet sowie 1770 renoviert wurde und zu der ab 1776 ein Wallfahrtspriester gehörte. Die heutige Kirche stammt von 1869.
Die Skulptur, eine sitzende, 78 cm hohe Madonna aus dem Ende des 14./Anfang 15. Jhs., wurde zu Beginn des 18. Jhs. abgearbeitet, damit sie, in Angleichung zur Einsiedler Madonna, mit einem barocken Gewand eingekleidet werden konnte.
Gebrüder Eglin, Lithografie- und Verlagsgeschäft, gegründet 1826 in Luzern

Gebrüder Räber, Buchhandlung und Druckerei. gegründet 1825 in Luzern
1849
H. 17.7, B. 11.4 cm
Handkolorierter Kupferstich, kombiniert mit Radierung und Lithografie (Steingravur) auf Velinpapier
T 30350
Josef Alois Würsch, Der fromme Wallfahrter nach Maria-Rickenbach im Kanton Unterwalden nid dem Wald, zum Gebrauch für jeden Verehrer Mariens, Luzern 1849.

Ferdinand Niederberger, Der erste Nidwaldner Buchdrucker (Der Geschichtsfreund, Mitteilungen des Historischen Vereins
Zentralschweiz, Bd. 115), 1962, S. 228–240. https://www.e-periodica.ch/cntmng?pid=gfr-001:1962:115::399, aufgerufen am 10.08.2023.

Robert Durrer, Die Kunstdenkmäler des Kantons Unterwalden, Basel 1971, S. 437–439.

Markus Lischer, Eglin, in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 05.04.2002. https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/030174/2002-04-05/#:~:text=Luzerner%20Fam.%2C%20auch%20als%20Egli,Luzern%20eines%20der%20ersten%20schweiz, aufgerufen am 17.02.2023.

Renato Morosoli, Johann Michael Alois Blunschi, in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 06.11.2002. https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/041148/2002-11-06/, aufgerufen am 06.08.2023.

Markus Lischer, Räber, in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 25.01.2018. https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/024937/2018-01-25/, aufgerufen am 06.08.2023.
Schlagwörter: Druckgrafik, Kunsthandwerk, Malerei, Hauswirtschaft, Religion katholisch, Brauchtum, Kirche, Geschichte