Grafik (Faltblatt): Darstellung eines Olivenbaums im Garten Getsemani (Gethsemane) in Jerusalem, Bericht zur Geschichte und Bedeutung der Heiligen Stätte in der Obhut der Franziskaner, Aufruf zur Spende für die Pilgerorte in Palästina

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 Vorderseite  Rückseite
 Vorderseite

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Private Devotionalie der Volksfrömmigkeit aus der Sammlung im Pfarrhaus Mammern.

Zeitgenössische Reportage zum Wallfahrtsort und Beschreibung des Ortes: «[...] Ein bedeutender Teil des Gartens, und zwar der kostbarste, ist mit einem Zaun umgeben. Innerhalb dieser geweihten Umzäunung erblickt man acht überaus alte Oliven-Bäume, welche wenn auch nicht dieselben, so doch Sprösslinge jener sind, die am Vorabende jenes bitteren Leidens getränkt wurden mit dem Schweisse und Blute unseres göttlichen Erlösers. [...]».
«Diese Oliven-Bäume, welche von mächtigen Stamm-Umfange sind, (einer derselben hat über 10 Meter) tragen die Zeichen ihres mehr als tausendjährigen Alters. [...]».

Rückseite mit der Würdigung der Arbeit der Franziskaner:
«Fast sieben Jahrhunderte sind verflossen, seitdem die Söhne des heil. Franziskus die 'Ehren Wache' am Grabe unseres göttlichen Erlösers und an den anderen hl. Stätten halten und diese ehrwürdigen Heiligtümer unter großen Opfern und Leiden treu der katholischen Christenheit erhalten haben. Seit Jahrhunderten wetteifern die Päpste die Gläubigen zu ermahnen und anzugreifen, freigiebig die Minder-Brüder in diesem guten Werke durch Almosen zu unterstützen. Dasselbe steht unter der unmittelbaren Aufsicht des heiligen Stuhles und umfasst:

1) Die Erhaltung von 55 Heiligtümern.
2) Die Erhaltung von 55 Klöstern oder Hospizen mit nahezu 40 Pfarreien oder Missionen.
3) Die Seelsorge in den von den Franziskaner-Vätern gegründeten Missionen Palästinas, Syriens, Klein-Asiens, Aegyptens und der Insel Cypern mit ungefähr 100,000 Katholiken, denen das Wort Gottes in 12 Sprachen gepredigt wird.
4) 58 Elementar-Schulen.
5) 9 Pilgerherbergen in denen vielen Pilgern aller Nationen und Glaubensbekenntnisse freie und liebevolle Aufnahme gewährt wird.
6) 5 Frei-Apotheken.
7) 2 Waisenhäuser, deren Kinder meistens auch nach ihrer Entlassung versorgt werden müssen.
8) 10 Gewerbeschulen.
9) 1 kaufmännisches Kollegium.

Allen, welche je nach ihren Mitteln das gute Werk des heiligen Landes unterstützen, gewährt der heil. Stuhl die folgenden geistlichen Vortheile: Pius VI. in einer Bulle vom 30. Juli 1778 gewährt allen Wohltätern Anteil an den Verdiensten der Gebete, Fasten und Bussübungen, Wallfahrten und sonstigen guten Werken, welche in Palästina gewirkt; ebenso an allen hl. Messen ungefähr 25000 jährlich, – welche von den Franziskaner-Vätern in den verschiedenen Kirchen und Heiligtümern des hl. Landes für die lebenden und verstorbenen Wohltäter gelesen werden.»

Druckerlaubnis: «Imprimatur / Hierosolymis [Jerusalem] die 27 januarii [27. Januar] 1906 / Aloisius Piccardo Vic.adm. / Druck und Verlag der PP. [Patres] Franziskaner, Jerusalem, Palästina.»
Anfang des 13. Jhs. wurden die Franziskaner in Palästina (Israel, Jordanien, Gazastreifen, Westjordanland) ansässig und übernahmen neben der Mission und karitativer Arbeit die Pflege der Heiligen Stätte der Christenheit. Im 14. Jh. anerkannte die katholische Kirche die Arbeit des Ordens vor Ort, indem Papst Klemens VI. (1342–1352) die Region zur Kustodie des Heiligen Landes erklärte und die Bewahrung und Würdigung der Pilgerstätte dem Orden der Franziskaner anvertraute, wobei an deren Spitze ein Kustos (Wächter) stand. 1421 schliesslich erteilte Papst Martin V. (1417–1431) diesem den Auftrag, in den christlichen Ländern «Kommissare» zu ernennen, damit dort Spenden für die Tätigkeit der Franziskaner in Palästina gesammelt werden konnten. Bis zum 19. Jh. waren die Franziskaner die einzige im Heiligen Land vertretene katholische Ordensgemeinschaft.
Seit 1847 führte der Orden eine Druckerei in Jerusalem, die u.a. religiöse Literatur und Devotionalien herausbrachte. Neben Dutzenden von Klöstern kümmern sich die Franziskaner bis heute um die Pilgerstätten in dieser Region, wie auch um den Garten Getsemani, der im 17. Jh. vom «Ritterorden vom Heiligen Grab zu Jerusalem» erworben und den Franziskanern geschenkt wurde.
Der Garten Getsemani wird vom hebräischen Wort Gath-Schmanim abgeleitet, was «Garten der Ölpresse» oder «Ölmühle» bedeutet. An diesem Ort soll, nach den Berichten von Matthäus, Markus und Lukas, Jesus Christus in der Nacht vor seiner Kreuzigung gebetet haben, ehe er von seinem Jünger Judas Ischariot verraten und von römischen Soldaten und den Abgesandten des Hohepriesters verhaftet wurde (Mt 26, 36–56; Mk 14, 32–52; Lk 22, 39–46). Der Garten befindet sich am Fuss des Ölbergs in Jerusalem.
Bereits in der Antike war dieses Areal mit Olivenbäumen bepflanzt. Die ältesten Bäume stammen aus dem 11. und 12. Jh.

Bis zum Zweiten Vatikanischen Konzil 1963 war die Herausgabe privater Devotionalien der kirchlichen Zensurstelle, d. h. dem Bischof oder dem Generalvikar des Bistums unterstellt, welcher die Druckerlaubnis für die Blätter erteilen musste, bevor sie in den Verkauf gelangen konnten.

1906
H. 15.3, B. 10.8 cm
Autotypie und Druck mit Bleisatz auf Velinpapier
T 30345
Schlagwörter: Fotografie, Druckgrafik, Hauswirtschaft, Religion katholisch, Brauchtum, Kirche, Geschichte, Kommunikation, Werbung