Grafik (Faltblatt): Kleines Andachtsbild mit dem Schweisstuch der Veronika mit Abdruck des Gesichts von Jesus Christus, Gebet für den Erlass der Sündenstrafe (Ablass) für 300 Tage, erlassen von Papst Pius VII. (1800–1823)

zurück

 Vorderseite  Rückseite
 Vorderseite

Vorderseite

Private Devotionalie der Volksfrömmigkeit aus der Sammlung im Pfarrhaus Mammern.

Bildunterschrift mit Erklärung:
«Wahre Abbildung des hochhl. Angesichtes unseres Herrn Jesus Christus, welche zu Rom in der Basilika des hl. Petrus im Vatikan aufbewahrt und verehrt wird.»

Innenseiten mit Litanei und Gebet. Rückseite mit Ablassgebet:
«Ablassgebet. O Gott, der Du, um die Welt zu erlösen, geboren, beschnitten von den Juden verworfen, von Judas dem Verräther mit einem Kusse verrathen, mit Stricken gebunden, wie ein unschuldiges Lamm zur Schlachtbank geschleppt, dem Annas, Kaiphas, Pilatus und Herodes schmählich vorgeführt, von falschen Zeugen angeklagt, gegeisselt, mit Schmach überhäuft, mit Speichel besudelt, mit Dornen gekrönt, mit dem Rohre geschlagen, im Angesicht verhüllt, Deiner Kleider beraubt, mit den Nägeln an das Kreuz geheftet, auf dem Kreuze erhoben, unter Missethäter gezählt, mit Galle und Essig getränkt, und mit der Lanze verwundet werden wolltest: – würdige Dich, o Herr, durch Dein heiligstes Leiden, dessen ich Unwürdiger, gedenke, durch dein hl. Kreuz und Deinen Tod mich (und Deinen sterbenden Diener N.) von den Peinen der Hölle zu befreien und dahin zu führen, wohin Du den mit Dir gekreuzigten Schächer geführt hast. Der Du mit dem Vater und dem hl. Geiste lebst und regierst, Gott von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen. (Ablass von 300 Tagen einmal im Tage für diejenigen, welche vorstehendes Gebet mit 5 Vater unser, 5 Gegrüsset seist Du Maria und 5 Ehre sei dem Vater u.s.w. beten. Papst Pius VII.)».

Genehmigungsklausel: «Mit Erlaubnis der Geistlichen Obrigkeit. / B. Kühlen, Apostolischer Verleger, M. Gladbach.»
Um 1300 wurde die Legende der hl. Veronika erweitert. Die Heilige gehörte nun zu den Frauen, die am Wegrand standen, als Jesus Christus seinen Leidensweg zur Richtstätte Golgotha zurücklegte, gemäss dem Lukasevangelium (Lk 23, 27). Veronika soll ihm ein Tuch gereicht haben, damit er sein blutendes und schweissüberströmtes Gesicht abwischen konnte, wobei der Abdruck seines Antlitzes auf der Textilie sichtbar geworden sei. Über Konstantinopel soll die kostbare Reliquie nach Italien gelangt sein. Bekannt sind heute verschiedene Stoffstücke, deren Herkunft sich auf die Begegnung zwischen Jesus und Veronika beziehen. Eine davon befindet sich in einem Tresor im Veronikapfeiler, einem der Vierungspfeiler von St. Peter (Petersdom) in Rom, der 1506 über dem Grundstein der Kirche errichtet wurde.

Bis zum Zweiten Vatikanischen Konzil 1963 war die Herausgabe «Kleiner Andachtsbilder» der kirchlichen Zensurstelle, das heisst dem Bischof oder dem Generalvikar des Bistums unterstellt, welcher die Druckerlaubnis für die Blätter erteilen musste, bevor sie in den Verkauf gelangen konnten. Psychologische und sexuelle Themen sowie Darstellungen von Eheproblemen waren nicht erlaubt.

Die kleinformatigen Blätter mit magischer Heils- und Gnadenwirksamkeit dienten als Einlagen in Gebets- und Gesangsbücher, wurden in Koffer, Schränke und an Wände geklebt oder gar ins Grab gelegt. Als Amulett trug der gläubige Mensch die Bildchen zum Schutz vor bösen Kräften am Körper oder legte sie kranken Körperstellen auf.
Kühlen, Bernhard, Druck- und Verlagshaus in Mönchengladbach, gegründet 1825
1846–1900
H. 10.2, B. 7 cm
Chromolithografie und Lithografie auf Velinpapier
T 30193
Das kleine Andachtsbild, Katalog der Ausstellung im Hamaland-Museum in Vreden 1982, im Niederrheinischen Museum für Volkskunde und Kulturgeschichte in Kevelaer 1982, in der Galerie der Stadt Bocholt 1983, Straelen 1982.

Hans Gärtner, Andachtsbildchen, Kleinode privater Frömmigkeitskultur, München 2004, S. 87–93.

https://photobibliothek.ch/seite006b.html#CHROMOLITHOGRAPHIE, aufgerufen am: 23.08.2023.
Schlagwörter: Druckgrafik, Kunsthandwerk, Hauswirtschaft, Religion katholisch, Brauchtum, Kirche