Grafik (Faltblatt): Kleines Andachtsbild mit hl. Aloisius Gonzaga, Andenken zum 300. Todestag des Heiligen, mit Gebeten zum Erlass der Sündenstrafen (Ablass)

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 Vorderseite  Rückseite
 Vorderseite

Vorderseite

Private Devotionalie der Volksfrömmigkeit aus der Sammlung im Pfarrhaus Mammern.

Der Heilige im Chormantel über der Soutane unter einem dreipassigen Spitzbogen aus Masswerk mit Fischblasenornamenten und Lilienblüten steht auf einem Wiesengrund mit Blumen und hält ein Kruzifix, einen Rosenkranz und eine Lilie, seine Attribute.

Auf Rückseite: «Gebet zum hl. Aloysius Gonzaga» und Gebet von Papst Pius VII. für 100-tägigen Ablass»
«NB. [Notabene = wohlgemerkt] Vollkommener Ablass an jedem von sechs auf einander folgenden Sonntagen, entweder vor dem Feste des Heiligen (21. Juni) oder zu einer andern beliebigen Zeit, wenn man an jedem derselben beichtet, kommuniziert und sich in frommen Betrachtungen oder mündlichen Gebeten übt zu Ehren dieses Heiligen.»

Genehmigungsklausel: «Mit bischöflicher Druckerlaubnis.»

Aloisius Gonzaga (Aloysius von Gonzaga) (1568–1591) verzichtete auf sein Erbe, die Markgrafschaft Castiglione, um 1583 in Madrid in den neu gegründeten Orden der Jesuiten einzutreten. Während seines Noviziats in Rom setzte er sich für die Pflege der Kranken ein. Mit 23 Jahren starb er an der Pest.
1605 sprach ihn Papst Paul V. selig, 1726 Papst Benedikt XIII. heilig. Er gilt als Schutzheiliger der Studenten, der christlichen Jugend wie auch der Pestopfer und AIDS-Kranken. Ebenso wird er bei Augenleiden und bei sexuellen Versuchungen um Hilfe gebeten.
Dargestellt wird er in der Regel in Soutane mit Kollar.
Das Reliquiar mit seinen sterblichen Überresten befindet sich in die Kirche Sant’Ignazio di Loyola in Campo Marzio in Rom, die Urne mit seinem Schädel in der Aloisius-Basilika in Castiglione delle Stiviere.

Das Gedenken an Heilige gehört zum Glaubensleben der katholischen Kirche. Dafür stehen die zahlreichen Namenstage zu Ehren der Heiligen, die im Laufe eines Kirchenjahres gefeiert werden. In der Regel wird der Heilige oder dem Heilige an ihrem oder seinem Todestag, d. h. am Geburtstag im Himmel, in den liturgischen Texten der heiligen Messe und des Stundengebets gedacht.

Bis zum Zweiten Vatikanischen Konzil 1963 war die Herausgabe «Kleiner Andachtsbilder» der kirchlichen Zensurstelle, d. h. dem Bischof oder dem Generalvikar des Bistums unterstellt, welcher die Druckerlaubnis für die Blätter erteilen musste, bevor sie in den Verkauf gelangen konnten. Psychologische und sexuelle Themen sowie Darstellungen von Eheproblemen waren nicht erlaubt.

Die kleinformatigen Blätter mit magischer Heils- und Gnadenwirksamkeit dienten als Einlagen in Gebets- und Gesangsbücher, wurden in Koffer, Schränke und an Wände geklebt oder gar ins Grab gelegt. Als Amulett trug der gläubige Mensch die Bildchen zum Schutz vor bösen Kräften am Körper oder legte sie kranken Körperstellen auf.
Gisler, Buchdruckerei in Altdorf, gegründet 1843
1891
H. 10.8, B. 6.7 cm
Chromolithografie auf einseitig gestrichenem Papier
T 30431
Das kleine Andachtsbild, Katalog der Ausstellung im Hamaland-Museum in Vreden 1982, im Niederrheinischen Museum für Volkskunde und Kulturgeschichte in Kevelaer 1982, in der Galerie der Stadt Bocholt 1983, Straelen 1982.

Birgit Franz, Constanze Lindner Haigis, 100 Jahre Ideen, 1896–1996, Ars Edition, München 1996, S. 44.

Hans Gärtner, Andachtsbildchen, Kleinode privater Frömmigkeitskultur, München 2004, S. 87–93.
Schlagwörter: Druckgrafik, Kunsthandwerk, Hauswirtschaft, Religion katholisch, Brauchtum, Kirche, Anlässe, Andenken, Erinnerung