Grafik (Faltblatt): Kleines Andachtsbild mit Johannes dem Täufer als Kind mit Lamm, Gebet in Strophenform mit Vierzeilern «Ganz der Wille Gottes!»

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Private Devotionalie der Volksfrömmigkeit aus der Sammlung im Pfarrhaus Mammern.

Gebet mit zehn Strophen à je vier Zeilen:
«Ganz der Wille Gottes: still die Seele spricht,
Grüsst mich bei Erwachen neu des Tages Licht,
Das an diesem Tage Geist und Hand begeh'n,
Ganz der Wille Gottes mög' durch mich gescheh'n.

Ganz der Wille Gottes! flüstert fromm der Mund,
Bringt der Tag , der neue, manche schwere Stund,
Muss ich statt auf Rosen heute auf Dornen geh'n,
Ganz der Wille Gottes mög' an mir gescheh'n!

Ganz der Wille Gottes! Bleibt auch ungestillt
Jahrelanges Sehnen, wird sein Wunsch erfüllt,
Soll ich arm an Freunden auch durch's Leben geh'n,
Ganz der Wille Gottes mög' an mir gescheh'n.

Ganz der Wille Gottes! Wird mir auch geraubt
Manchen Herzens Liebe, das ich treu geglaubt,
Ob die liebsten Freunde mich auch missverstehe'n
Ganz der Wille Gottes mög' auch da gescheh'n.

Ganz der Wille Gottes! rückt der Krankheit Pein
Leib' und Seel' darnieder, dass im Weh' ich wein;
Ganz der Wille Gottes soll auch jetzt gescheh'n!

Ganz der Wille Gottes! Wenn der Tag sich neigt,
Und des Lebens Sonne matten Glanz nur zeigt,
Wenn sie tiefer sinkend nah' dem untergeh'n,
Ganz der Wille Gottes soll auch dann gescheh'n!

Ganz der Wille Gotte! Ob nach kurzem Pfad,
Ob nach langem wandern dieses Stündlein naht,
Freunde oder Fremde dann mich sterben seh'n,
Ganz der Wille Gottes soll auch da gescheh'n!

Ganz der Wille Gottes! Muss ich kurze Zeit,
Oder länger büßen in der Ewigkeit;
Selbst im Flammenorte will ich eins nur fleh'n:
Ganz der Wille Gottes mög' mit mir gescheh'n!

Ganz der Wille Gottes! O du süsses Wort,
Trag als Rettungsschifflein mich durch's Weltmeer fort,
Bleib' im Sturm des Lebens mir als Leuchtthurm steh'n:
Ganz der Wille Gottes allzeit soll gescheh'n!

Ganz der Wille Gottes! Weih', du gold'nes Wort,
Noch nach meinem Tode meinen Ruheort!
Auf dem Kreuz am Grabe nur das Eine steht':
Ganz der Wille Gottes hier und dort gescheh'!»
Die kleinformatigen Blätter mit magischer Heils- und Gnadenwirksamkeit dienten als Einlagen in Gebets- und Gesangsbücher, wurden in Koffer, Schränke und an Wände geklebt oder gar ins Grab gelegt. Als Amulett trug der gläubige Mensch die Bildchen zum Schutz vor bösen Kräften am Körper oder legte sie kranken Körperstellen auf.
Schemm, Franz, Kunstanstalt in Nürnberg

Wöhler, Cordula (1845–1916), später Cordula Schmid (Pseudonym Cordula Peregrina), Dichterin
spätes 19. Jh./ frühes 20. Jh.
H. 11.4, B. 7.8 cm
Chromolithografie, geklebt und Buchdruck auf Papier
T 30199
Das kleine Andachtsbild, Katalog der Ausstellung im Hamaland-Museum in Vreden 1982, im Niederrheinischen Museum für Volkskunde und Kulturgeschichte in Kevelaer 1982, in der Galerie der Stadt Bocholt 1983, Straelen 1982.
Schlagwörter: Druckgrafik, Kunsthandwerk, Hauswirtschaft, Religion katholisch, Brauchtum, Kirche