Grafik (Faltblatt): Kleines Andachtsbild mit Kreuzwegstation und schmerzhaftem Rosenkranzgeheimnis, Gebetsmeinung für den Monat Dezember in Form eines Ablassgebets zugunsten der Werke der katholischen Schriftsteller und Künstler

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 Vorderseite  Rückseite
 Vorderseite

Vorderseite

Private Devotionalie der Volksfrömmigkeit aus der Sammlung im Pfarrhaus Mammern.

Auf der Vorderseite Darstellung der steinernen Gesetzestafeln mit den Zehn Geboten, die Mose auf dem biblischen Berg Sinai von Gott erhalten haben soll (2 Mose 31, 18).
Bildunterschrift: «Gebetsmeinung für den Monat Dezember 1910.»

Innenseite mit der Abbildung der vierten und fünften Station des Kreuzweges, der die Leidensetappen Christi von Jerusalem zur Richtstätte auf dem Berg Golgotha schildert und welcher den Gläubigen zur Andacht dient. Die vierte Station zeigt Maria am Wegrand kniend, in der fünften Station hilft Simon von Zyrene das schwere Kreuz zu tragen (Mt 27, 32).
Bildüberschrift: «Neuntes Rosenkranzgeheimnis».

Lobpreisung von Jesus Christus unter dem Titel «Jesus trägt sein Kreuz.». Ermahnung zur Nachahmung des Leidens Christi im übertragenen Sinn und zur Praktizierung der Kreuzwegandacht.

Rückseite mit Gebet für den Erlass der Sündenstrafe von 100 Tagen.
Mittels einer Gebetsmeinung formuliert der Papst das Grundthema eines Gebets für die weltweite Gemeinschaft der Gläubigen. Diese Gebetspraxis beruht auf einer Bewegung, dem sogenannten Gebetsapostolat, das 1844 von französischen Jesuiten ins Leben gerufen worden war. Der diesem Werk zugrunde liegende Gedanke war die Einsicht, dass das Gebet das wichtigste Instrument der Mission sei. Das Gebetsapostolat, ein weltweites Gebetsnetzwerk, sollte die Verbundenheit der Katholiken untereinander stärken und dank gemeinsamen Gebetsanliegen spirituell die globale Kirche unterstützen. Das Augenmerk der Jesuiten galt bei dieser Gebetsreform zudem der Förderung der Herz-Jesu-Verehrung und der eucharistischen Anbetung, beides Gebetskulturen mit starkem Bezug zur Volksfrömmigkeit. Im 20. Jhs. entwickelte sich das Netzwerk zum grössten katholischen Verband, der Mitte des 20. Jhs. 39 Mio. Mitglieder hatte. Das Gebetsapostolat zählt alltägliche Verrichtungen zum integralen Bestandteil des Gebets und ebenso gilt die Fürbitte (Gebet für jemand anderen) als zentrales Motiv der Gebetspraxis. Seit 2015 richtet der Papst seine Glaubensintensionen via Internet an die Gemeinschaft.

Im Rosenkranzgebet wird Maria, manchmal mit Hilfe einer Gebetskette (Paternosterschnur), angerufen. Neben den Gebeten «Vaterunser», «Ave Maria» und «Ehre sei dem Vater» werden Rosenkranzgesätze (Geheimnisse), d. h. bedeutende Ereignisse aus dem Leben von Jesus Christus und Maria, in die persönliche Andacht einbezogen. Der aus vier Zyklen bestehende Rosenkranz handelt von den freudenreichen (Montag und Samstag), den lichtreichen (Donnerstag), den schmerzhaften (Dienstag und Freitag) und den glorreichen Geheimnissen (Mittwoch und Sonntag). «Der für uns das schwere Kreuz getragen hat» zählt zum Gesätz der schmerzhaften Geheimnisse.

Die kleinformatigen Blätter mit magischer Heils- und Gnadenwirksamkeit dienten als Einlagen in Gebets- und Gesangsbücher, wurden in Koffer, Schränke und an Wände geklebt oder gar ins Grab gelegt. Als Amulett trug der gläubige Mensch die Bildchen zum Schutz vor bösen Kräften am Körper oder legte sie kranken Körperstellen auf.
1910
H. 10.5, B. 7.4 cm
Autotypie auf Velinpapier
T 30213
Das kleine Andachtsbild, Katalog der Ausstellung im Hamaland-Museum in Vreden 1982, im Niederrheinischen Museum für Volkskunde und Kulturgeschichte in Kevelaer 1982, in der Galerie der Stadt Bocholt 1983, Straelen 1982.

Hans Gärtner, Andachtsbildchen, Kleinode privater Frömmigkeitskultur, München 2004, S. 87–93.

Eckhard Bieger, Das Gebetsapostolat, Eine Initiative im Umbruch, in: Geist & Leben 86, Heft 1, 2013, S. 95–105.
Schlagwörter: Druckgrafik, Schriften, Hauswirtschaft, Religion katholisch, Brauchtum, Kirche, Kommunikation