Grafik (Faltblatt): Kleines Andachtsbild mit Vedute vom Benediktinerkloster Einsiedeln und Einsiedler Madonna

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Private Devotionalie der Volksfrömmigkeit aus der Sammlung im Pfarrhaus Mammern.

Auf der Vorderseite in Brauntönen gedruckte Jugendstilkartusche mit der Einsiedler Madonna im Strahlenkranz, zu ihren Füssen zwei Engel, darunter das Kloster Einsiedeln.
Linke Innenseite mit Gebet in Gedichtform «Bittruf an die Gnadenmutter» und Imprimatur «Mit kirchlicher Druckerlaubnis. Franz Schemm, Nürnberg».
Rechts farbige Darstellung von Jesus Christus mit Segensgestus und mit knienden Kindern. Gerahmt mit Blütenschnur und Halbrundbögen.
Andachtsbilder mit dem Gnadenbild der Einsiedler Madonna entstanden in Anlehnung an die gleichnamige Skulptur in der Klosterkirche Einsiedeln.
Die Statue im weichen Stil der Spätgotik wurde zwischen 1440 und 1465 im süddeutschen Raum geschaffen, vermutlich im Umkreis von Hans Multscher.
Die 117 cm hohe schlanke, leicht nach links gebogene Marienfigur aus Lindenholz mit dem Jesuskind auf dem linken Arm und einem Zepter in der rechten Hand trägt eine Bügelkrone. Das bekrönte Jesuskind hält mit der linken Hand einen Vogel und erteilt mit der Rechten den Segen.
Das schwarze Antlitz und die schwarzen Hände der Madonna, wie auch das Inkarnat vom Jesuskind, waren ursprünglich gefasst. Durch den Rauch und den Russ der Kerzen und Öllampen, welche stets in der engen Heiligen Kapelle brannten, verfärbte sich die Skulptur silberschwarz. Schon im 17. Jh. sprach man von der «Schwarzen Madonna von Einsiedeln».
Aufgrund der Kriegswirren 1798 wurde die Statue evakuiert und gelangte in die Propstei St. Gerold im österreichischen Vorarlberg, wo sie der Fass- und Ziermaler Johann Adam Fuetscher schwarz bemalte.
Seit 1803 steht die Schwarze Madonna wieder in der Gnadenkapelle in Einsiedeln.

Bis zum Zweiten Vatikanischen Konzil 1963 war die Herausgabe «Kleiner Andachtsbilder» der kirchlichen Zensurstelle, d. h. dem Bischof oder dem Generalvikar des Bistums unterstellt, welcher die Druckerlaubnis für die Blätter erteilen musste, bevor sie in den Verkauf gelangen konnten. Psychologische und sexuelle Themen sowie Darstellungen von Eheproblemen waren nicht erlaubt.

Die kleinformatigen Blätter mit magischer Heils- und Gnadenwirksamkeit dienten als Einlagen in Gebets- und Gesangsbücher, wurden in Koffer, Schränke und an Wände geklebt oder gar ins Grab gelegt. Als Amulett trug der gläubige Mensch die Bildchen zum Schutz vor bösen Kräften am Körper oder legte sie kranken Körperstellen auf.
Schemm, Franz, Kunstanstalt in Nürnberg
um 1900
H. 9.4, B. 6 cm
Lithografie auf Papier
T 30174
Das kleine Andachtsbild, Katalog der Ausstellung im Hamaland-Museum in Vreden 1982, im Niederrheinischen Museum für Volkskunde und Kulturgeschichte in Kevelaer 1982, in der Galerie der Stadt Bocholt 1983, Straelen 1982.

Birgit Franz, Constanze Lindner Haigis, 100 Jahre Ideen, 1896–1996, Ars Edition, München 1996, S. 44.

Hans Gärtner, Andachtsbildchen, Kleinode privater Frömmigkeitskultur, München 2004, S. 87–93.
Schlagwörter: Druckgrafik, Kunsthandwerk, Hauswirtschaft, Religion katholisch, Brauchtum, Kirche, Kloster, Vedute