Grafik (Faltblatt): Kleines Andachtsbild zum Weltgebetstag mit Darstellung von Jesus Christus und exkorporiertem Heiligsten Herzen Jesu und Gebeten für Kinder von Papst Pius XII. (1939–1958)

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Private Devotionalie der Volksfrömmigkeit aus der Sammlung im Pfarrhaus Mammern.

Auf der Vorderseite Christus mit Darstellung vom Heiligsten Herzen Jesu, dieses umkränzt von einer Dornenkette, um sein Haupt ein Kreuznimbus, auf den erhobenen Händen Wundmale (Stigmata).

Bildunterschrift:
«Gebet seiner Heiligkeit Papst Pius XII. zum Weltgebetstag der Kinder für den Frieden 23. Mai 1954».

Innenseiten mit Gebet:
«O lieber, guter Jesus! Auch du warst einst ein Kind wie wir, und man hat uns gesagt, dass Du gerne die Kinder aller Nationen der ganzen Welt, um Dir zu danken und unser Gebet für den Frieden zu Dir emporsteigen zu lassen.
Du wünschest, allezeit und an jedem Ort bei uns zu sein. So mache denn unsere Herzen zu deiner Wohnstatt, zu Deinem Altar und Deinem Thron. Gib, dass wir alle eine einzige Familie bilden, vereint unter Deinem Schutze und in Deiner Liebe. Halte fern von allen Menschen, von den Kleinen wie den Grossen, alle selbstsüchtigen Gedanken und Werke, welche die Kinder des himmlischen Vaters von einander trennen und sie von Dir entfernen. Möge Deine Gnade für alle ein Schild sein gegen Deine und Deines Vaters Widersacher; verzeihe ihnen, o Herr! sie wissen nicht, was sie tun. Wenn alle Menschen mit Deiner Gnade einander lieben, dann wird wahrhaft Friede sein auf Erden, und wir Kinder werden leben können, ohne die Schrecken eines neuen Krieges fürchten zu müssen.
Wir bitten die Unbefleckte Jungfrau Maria, Deine und unsere Mutter, Dir unser Gebet für den Frieden darbringen zu wollen, und sind dadurch Deiner Erhörung gewiss. O guter Jesus, wir danken Dir Amen».

Rückseite mit päpstlicher Aufforderung zum Gebet an die Kinder:
«Liebe Kinder! In seiner Sorge um die von Not und Krieg heimgesuchte Menschheit hat der Hl. Vater einen allgemeinen Gebetstag der Kinder für den Weltfrieden angeordnet und hierfür persönlich das vorstehende Gebet verfasst. Mit folgenden Worten ruft er alle Buben und Mädchen zum gemeinsamen Beten auf: 'Bittet Jesus, dass Er die Seelen rette und die Kirche beschütze. Durch eure Gebete und eure Opfer seid ihr die schützenden Engel der Kirche, die auf euch ihre Hoffnung setzt.' Liebe Kinder, sicher werdet ihr mit besonderem Eifer auf die Stimme des Papstes hören und seinen Wunsch erfüllen. Macht deshalb am Weltgebetstag alle recht eifrig mit und verrichtet dieses feine Gebet, das euch der Hl. Vater geschenkt hat, auch nachher recht oft für den Frieden der Welt».

«Mit kirchlicher Druckerlaubnis. St.-Antonius-Verlag Solothurn».



Die katholische Kirche verehrt seit dem frühen Mittelalter das Heiligste Herz Jesu als Symbol der Liebe. Gemäss Johannes 19, 33–34 stellt das durchbohrte Herz die Quelle der Sakramente dar.
In der zweiten Hälfte des 19. Jh. und im 20. Jh. wurde diese Frömmigkeit mittels päpstlicher Rundschreiben verstärkt.
Papst Pius IX. (1846–1878) führte 1856 für die ganze Kirche das Hochfest des Heiligsten Herz Jesu ein, das am dritten Freitag nach Pfingsten gefeiert wird. 1899 weihte Papst Leo XIII. (1878–1903) die ganze Welt dem Herzen Jesu und gab in der Enzyklika Annum sacrum (Das Heilige Jahr) die Beweggründe dafür an. 1928 veröffentlichte Papst Pius XI. (1922–1939) die Enzyklika Miserentissimus redemptor, worin er die Wiedergutmachung gegenüber dem Heiligsten Herzen Jesu erläutert. Zur Hundertjahrfeier der Einführung des Hochfestes veröffentlichte Papst Pius XII. (1939–1958) 1956 die Enzyklika Haurietis aquas (Ihr werdet Wasser schöpfen). Papst Benedikt XVI. (2005–2013) nahm in seiner ersten Enzyklika Deus Caritas est 2005 auf das durchbohrte Herz Jesu Bezug und rief zu einer Erneuerung der Herz-Jesu-Frömmigkeit im Herz-Jesu-Monat Juni auf.
In Österreich und Südtirol wird der Herz-Jesu-Sonntag am zweiten Sonntag nach dem Fronleichnamsfest mit Prozessionen gefeiert. Unter anderem im Raum Bozen werden Herz-Jesu-Feuer entzündet.
Jeder erste Freitag im Monat ist der Herz-Jesu-Freitag.

Der Weltgebetstag der Kinder für den Frieden vom 23. Mai 1954 fand als Teil des Marianischen Jahres 1953/54 statt.
Ein Marianisches Jahr kann vom Papst proklamiert werden und erinnert an die Verkündigung des Dogmas der Unbefleckten Empfängnis von Maria. Laut diesem 1854 formulierten Lehrsatz ist Maria als einziger Mensch frei von der Erbsünde geboren worden.
Die Idee zur Durchführung eines Weltgebetstags für Kinder kam nicht nicht nur vom Papst, sondern auch vom «Bureau catholique de l'enfance», das heutige «Bureau International Catholique de l'Enfance (BICE)». Zu den Initianten der globalen Veranstaltung gehörte auch Dr. Fritz Spieler, ein Mitbegründer des Seraphischen Liebeswerks Solothurn, deren hauseigener Verlag, der St. Antonius Verlag, dieses Faltblatt herausgab.
Von den schweizerischen Bischöfen angeordnet, organisierten die katholischen Pfarreien am 23. Mai 1954 Messen, Predigten und Kommunion für Kinder, die für den Weltfrieden zu Maria beten sollten. Im Pfarrblatt der Katholischen Kirche Frauenfeld vom 21. Mai 1954 ist zum Weltgebetstag der Kinder folgendes Programm zu lesen: «Kindergebetsonntag. Es ist angelegentlichster Wunsch des Heiligen Vaters, dass in allen Pfarreien der katholischen Welt am 23. Mai 1954 der Marianische Kindersonntag abgehalten werde. Der Heilige Vater hat ein eigenes Gebet verfaßt, das er in die Hände der Kinder legt, mit dem Wunsche, ‹es möge von allen Kindern mit großer Andacht gebetet werden›. Die Kinder sollen zu Maria um den Weltfrieden beten. Am nächsten Sonntag mögen darum alle Kinder unserer Pfarrei die hl. Messe und Kommunion in der Meinung des Heiligen Vaters aufopfern. Welches Kind ist nicht gerne bereit dem Wunsche des Heiligen Vaters nachzukommen? Auch die Erwachsenen sind eingeladen zahlreich zum Tische des Herrn zu gehen in der gleichen Meinung.»

Bis zum Zweiten Vatikanischen Konzil 1963 war die Herausgabe «Kleiner Andachtsbilder» der kirchlichen Zensurstelle, das heisst dem Bischof oder dem Generalvikar des Bistums unterstellt, welcher die Druckerlaubnis für die Blätter erteilen musste, bevor sie in den Verkauf gelangen konnten. Psychologische und sexuelle Themen sowie Darstellungen von Eheproblemen waren nicht erlaubt.
Antonius-Verlag Solothurn (*1934)
1954
H. 11, B. 7.5 cm
Offsetdruck auf Velinpapier
T 30169
Katholische internationale Presseagentur (KIPA), Bischofskonferenz, Meldung der KIPA vom 27. Februar 1954, Nr. 177.

Schweizerischen Kirchenzeitung (SKZ), Ordinariat des Bistums Basel, SKZ vom 29. April 1954, S. 199.

Pfarrblatt Frauenfeld vom 21. Mai 1954.

Pfarrblatt Emmishofen vom 22. Mai 1954.

Das kleine Andachtsbild, Katalog der Ausstellung im Hamaland-Museum in Vreden 1982, im Niederrheinischen Museum für Volkskunde und Kulturgeschichte in Kevelaer 1982, in der Galerie der Stadt Bocholt 1983, Straelen 1982.

Johannes Paul II: An die Vertreter christlicher Kirchen, kirchlicher Gemeinschaften und der Weltreligionen, Perugia und Assisi, 1986.

Birgit Franz, Constanze Lindner Haigis, 100 Jahre Ideen, 1896–1996, Ars Edition, München 1996, S. 44.

Hans Gärtner, Andachtsbildchen, Kleinode privater Frömmigkeitskultur, München 2004, S. 87–93.

Getrude Friedrichkeit, Jesu-Herz-Verehrung, Religion, Rituale und Symbole heute (Wissenschaftliche Beiträge aus dem Tectum Verlag, Reihe Ethnologie, Bd. 2), Marburg 2010.

Ulrike Bechmann, Helga Hiller, Von der Frauenmissionsbewegung zum ökumenischen Weltgebetstag, Zwei Jahrhunderte Mission als gelebte Geschwisterlichkeit, in: Zeitschrift für Missionswissenschaft und Religionswissenschaft (ZMR), 100. Jahrgang, Sonderband 2016, S. 228–240.

https://wgt.ch/ueber-uns/weltgebetstag/, aufgerufen am 18.07.2023.

https://www.kirchliche-dienste.de/arbeitsfelder/frauen/Weltgebetstag0/laender-und-themen, aufgerufen am 19.07.2023.
Schlagwörter: Druckgrafik, Hauswirtschaft, Religion katholisch, Brauchtum, Andenken, Anlässe, Kommunikation