Grafik: Kleines Andachtsbild mit dem Schweisstuch der Veronika, Andenken an die erste heilige Beichte

zurück

 Vorderseite  Rückseite
 Vorderseite

Vorderseite

Private Devotionalie der Volksfrömmigkeit aus der Sammlung im Pfarrhaus Mammern.

Grafik nach einer Darstellung des belgischen Malers Jozef Janssens (Jozef Marie Aloys Janssens de Varebeke) (1854–1930) mit blutüberströmtem Haupt von Jesus Christus mit Dornenkrone und Kreuznimbus.
Die hl. Veronika soll Jesus Christus auf seinem Weg auf den Berg Golgotha ein Tuch gereicht haben, damit er sich Schweiss und Blut abwischen konnte. Auf wundersame Weise soll sich dessen Antlitz in das Tuch eingeprägt haben.

Bildunterschrift in Form eines achtzeiligen Gedichts in Reimform:
«O Haupt voll Blut und Wunden,
Voll Schmerz bedeckt mit Hohn;
O göttlich Haupt, umwunden
mit einer Dornenkron!
O Haupt, das andrer Ehren
und Kronen würdig ist -
Sei mir mit frommen Zähren,
sei tausendmal gegrüsst.»

«Cum appr. eccl.» cum approbatio ecclesia (Mit Billigung der Kirche).

Rückseite mit Bibelzitaten und Widmung «Andenken an die Erste heilige Beicht.»
1893 wurde die Gesellschaft für christliche Kunst in München gegründet, ein katholischer Kunstverein, dessen Ziel es war, der christlichen Kunst eine starke gesellschaftliche Relevanz in Abgrenzung zu modernen Strömungen zu verschaffen. Der Verein sprach einerseits Kunstfreunde sowie Kunstförderer an, zum anderen war er eine Interessengemeinschaft von Künstlern. Sie alle verband ein katholisches, eher konservatives Glaubensideal. Ästhetische Vorbilder waren die Nazarener sowie die altdeutschen Meister. Unterstützt wurde die Kooperation von der katholischen Aristokratie, Politikern sowie einer grossen Anzahl von Kirchenvertretern, darunter viele Diözesanbischöfe auch ausserhalb des Deutschen Reichs. Der eigene, ab 1900 eröffnete Vertrieb konzentrierte sich auf religiöses Kunsthandwerk und Devotionalien, wie Andachtsbilder. Diese wurden von Vereinskünstlern entworfen, häufig auch von Vertretern der Akademie der Bildenden Künste in München, die eng mit dem Verein zusammenarbeitete. Zudem wurde eine Jahresmappe mit Reproduktionen der Künstlermitglieder sowie ab 1904 die Monatszeitschrift «Die christliche Kunst» herausgegeben. Ab 1911 fand eine engere Anbindung an den Klerus statt, welche die Publikationen zensierte, was zur Folge hatte, dass die Vereinskünstler zwar mit vielen kirchlichen Aufträgen eingedeckt, ihr künstlerischer Spielraum aber immer enger wurde.

Bis zum Zweiten Vatikanischen Konzil 1963 war die Herausgabe «Kleiner Andachtsbilder» der kirchlichen Zensurstelle, d. h. dem Bischof oder dem Generalvikar des Bistums unterstellt, welcher die Druckerlaubnis für die Blätter erteilen musste, bevor sie in den Verkauf gelangen konnten. Psychologische und sexuelle Themen sowie Darstellungen von Eheproblemen waren nicht erlaubt.

Die kleinformatigen Blätter mit magischer Heils- und Gnadenwirksamkeit dienten als Einlagen in Gebets- und Gesangsbücher, wurden in Koffer, Schränke und an Wände geklebt oder gar ins Grab gelegt. Als Amulett trug der gläubige Mensch die Bildchen zum Schutz vor bösen Kräften am Körper oder legte sie kranken Körperstellen auf.
Gesellschaft für christliche Kunst München, Verlag 1893 gegründet
ab 1911/1. Drittel 20. Jh.
H. 11, B. 7 cm
Autotypie und Druck mit Bleisatz auf Papier
T 30160
Das kleine Andachtsbild, Katalog der Ausstellung im Hamaland-Museum in Vreden 1982, im Niederrheinischen Museum für Volkskunde und Kulturgeschichte in Kevelaer 1982, in der Galerie der Stadt Bocholt 1983, Straelen 1982.

Bernd Feiler, Die Deutsche Gesellschaft für christliche Kunst, Der Blaue Reiter und der Erzbischof, Religiöse Tendenzen, christlicher Glaube und kirchliches Bekenntnis in der Malerei Münchens von 1911 bis 1925, Dissertation, Ludwig-Maximilians-Universität München, 2002, S. 51–69.
Schlagwörter: Fotografie, Druckgrafik, Kunsthandwerk, Hauswirtschaft, Religion katholisch, Brauchtum, Kirche, Anlässe, Andenken, Erinnerung