Grafik: Kleines Andachtsbild mit der hl. Euphemia, verehrt im Dominikanerinnenkloster Pforzheim (DEU)

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Private Devotionalie der Volksfrömmigkeit.

Die Heilige in Ordenstracht blickt und zeigt nach oben, über ihr auf einer Empore Jesus Christus mit Dornenkrone, daneben auf Wolken die hl. Ursula von Köln (?) mit dem Pfeil, der sie auf ihrer Pilgerfahrt nach Rom getötet haben soll und ihre Begleiterin, die hl. Cordula (?), sowie der hl. Petrus mit Schlüssel und der hl. Paulus mit Schwert, darüber Aufschrift «Pater meus, et fratres. Gen. 47. v. 1. [Genesis 47, 1], Gens autem mea. Esth. 10. v. 9. [Ester 10, 9 der Vulgata]».
Das Heiligenbild (Helgeli) wurde zusammen mit einem roten Papierherz unter dem Holzboden der Orgelempore im Dominikanerinnenkloster St. Katharinental bei Diessenhofen gefunden.

1367 starb im Dominikanerinnenkloster Pforzheim die Laienschwester Euphemia, die im 17. Jh. lokale Verehrung erfuhr. Sie soll die Tochter von König Edward III. von England gewesen sein, was historisch widerlegt werden konnte. Ihr Kopfreliquiar befindet sich heute im ehemaligen Kloster Kirchberg bei Sulz am Neckar.

Augsburg entwickelte sich im 18. Jh. zur wichtigsten Metropole des Kupferstichs. Der Kunstverlag Klauber, um 1740 von den Brüdern Joseph Sebastian (1710–1768) und Johannes Baptist (1712–1787) Klauber in Augsburg gegründet, wurde zum führenden europäischen Hersteller für Kleine Andachtsbilder. Die Kirche schätzte und förderte das katholische Unternehmen, weshalb die Brüder Klauber zu den kurpfälzischen, fürstbischöflich Augsburgischen und fürstäbtlich Kemptischen Hofkupferstechern erhoben wurden. Zu den Eigenheiten ihrer Blätter gehörte eine üppige und detaillierte Bebilderung. Verschiedene Räume mit Szenen, gerahmt von Rocaillen und mit Bildunter- oder -überschrift versehen, sind typische Bestandteile der religiösen Darstellungen, die der Klauberverlag veröffentlichte. Zum Schutz vor unerlaubtem Nachdruck wurde den Augsburger Kupferstechern das kaiserliche Druckprivileg erteilt, was auf den Blättern mit dem Kürzel «C. P. S. C. M.» (cum privilegio Sacrae Caesareae Majestatis) kenntlich gemacht wurde und auch ein Gütesiegel darstellte.

Die kleinformatigen Blätter mit magischer Heils- und Gnadenwirksamkeit dienten als Einlagen in Gebets- und Gesangsbücher, wurden in Koffer, Schränke und an Wände geklebt oder gar ins Grab gelegt. Als Amulett trug der gläubige Mensch die Bildchen zum Schutz vor bösen Kräften am Körper oder legte sie kranken Körperstellen auf.

Klauber, Joseph Sebastian (1710–1768) und Johannes Baptist (1712–1787), Hofkupferstecher des Fürstbischofs von Augsburg und Fürstabts von Kempten
18. Jh.
H. 15, B. 8.3 cm; Herz: H. 5.1, B. 4.1 cm
Kupferstich auf Papier, Herz bemalt mit Kleisterfarbe
T 22127
Das kleine Andachtsbild, Katalog der Ausstellung im Hamaland-Museum in Vreden 1982, im Niederrheinischen Museum für Volkskunde und Kulturgeschichte in Kevelaer 1982, in der Galerie der Stadt Bocholt 1983, Straelen 1982.

Ruth Sylvester, Ein Zentrum graphischer Andachtsproduktion im 18. Jahrhundert. Der Verlag der Gebrüder Klauber in Augsburg, Das Kleine Andachtsbild, Graphik vom 16. bis zum 20. Jahrhundert, Museum Schnütgen, Auswahlkatalog, 2004, S. 43–51.
Schlagwörter: Druckgrafik, Kunsthandwerk, Hauswirtschaft, Religion katholisch, Brauchtum, Kloster, Kirche, Porträt