Grafik: Kleines Andachtsbild mit der Scala Sancta, der Heiligen Treppe in Rom, Erläuterung zum Heiligtum und seiner Ablasswirkung

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 Vorderseite  Rückseite
 Vorderseite

Vorderseite

Private Devotionalie der Volksfrömmigkeit aus der Sammlung im Pfarrhaus Mammern.

Farbige Darstellung der Heiligen Treppe in der Lateranbasilika in Rom, die aus 28 Marmorstufen besteht. Oberhalb der Scala Santa befindet sich das Sancta Sanctorum, das Heiligste des Heiligen, die ehemalige Privatkapelle der Päpste. Dort wird eine Christusikone aufbewahrt. Sie soll vom Evangelisten Lukas, unter Beihilfe von Engeln, geschaffen worden sein.

Den Treppenansatz schmücken zwei, je auf einem Sockel platzierte Skulpturengruppen, die 1852 der Bildhauer Ignazio Jacometti (1819–1883) angefertigt hat.
Links der römische Statthalter Pontius Pilatus, der dem Volk den gefolterten und mit einer Dornenkrone gekrönten gefangenen Jesus von Nazareth vorführt. Die Sockelinschrift lautet: «Diese ist eure Stunde und Kraft». Rechts Jesus Christus, der von Judas geküsst wird und die Inschrift: «Du lieferst durch den Kuss, den Sohn des Menschen aus».

Rückseite mit Erklärung zum Bild:
«Die heilige Stiege (Scala Santa) ist eines der ehrwürdigsten Monumente, welche Rom besitzt, auf der selben stieg man zur obersten Galerie des Richthauses des Pilatus in Jerusalem, und unser göttlicher Heiland musste dieselbe am Tag seines bittern Leidens, bevor Er sich zum Calvarienberg begab mehrmals besteigen, und heiligte sie so durch die vielen Tropfen seines kostbaren Blutes, welches Er auf derselben vergoss.
Nach einer glaubwürdigen Ueberlieferung liess die hl. Kaiserin Helena dieselbe von dort wegnehmen und mit noch anderen Andenken von Palaestina nach Rom bringen, wo sie zuerst im Lateran-Palast, dem damaligen Sitz der Päpste, aufgestellt wurde. Sixtus V. liess sie dann an dem Orte aufstellen, wo sie sich jetzt befindet.
Vom Anfange an (IV Fahrh). hatten die Gläubigen stets eine grosse Verehrung zur heilige Stiege und bestiegen dieselbe auf den Knien. Selbst von den römischen Päpsten wurde dieselbe sehr verehrt und in recht feierlicher Weise besucht und bestiegen: so vom Papst Pelagius II. bis Sergius II., von S. Gregorius VII. bis S. Pius V., von Gregorius XIII. bis Leo XII. wie uns die Geschichte berichtet. Pius IX., welcher sie den Passionisten anvertraute, bestieg dieselbe noch bitterlich weinend zum letzten Male am 19. Sept. 1870, bevor er sich als Gefangener im Vatikan einschloss.
Die heilige Stiege besteht aus 28 Stufen, welche man auf den Knien besteigt, indem man dabei betet oder das bittere Leiden unseres Herrn Jesus Christus betrachtet. Für jede dieser Stufen sind 9 Jahre Ablass verliehen, so oft man diese fromme Uebung mit reumütigem Herzen verrichtet (Pius VII. 24. Okt. 1819). Genannte Ablässe, welche den armen Seelen im Fegefeuer zuwendbar sind, wurden auch bewilligt, wenn man eine der beiden Seitenstiegen in derselben Weise besteigt wie die heilige Stiege, und zwar an folgenden Tagen.
I. An allen Tagen der Vierzigtägigen Fasten.
II. Am Feste Allerheiligen und während der Octav von Allerseelen.
III. Von Weihnachten bis zum Feste der hl. Drei-Könige. (Pius IX. Dec. 1856).
Pius X. verlieh immerwährend den vollkommenen Ablass der Seelen im Reinigungsorte zuwendbar, jedesmal man kniend die heilige Stiege besteigt (26. Februar 1908).»
Die 28 Stufen der Scala Sancta steigen die Gläubigen auf Knien empor, um der Passion Christi zu gedenken. Papst Innozenz XIII. (1721–1724) liess im Jahr 1723 zum Schutz des Marmors eine Holzverkleidung anbringen. Der Überlieferung zufolge sind die 28 Stufen der Heiligen Stiege genau die, welche Jesus bei seinem Prozess im Palast von Pontius Pilatus in Jerusalem betreten haben soll. Sie wurden von der hl. Helena im 4. Jh. nach Rom gebracht.

Die kleinformatigen Blätter mit magischer Heils- und Gnadenwirksamkeit dienten als Einlagen in Gebets- und Gesangsbücher, wurden in Koffer, Schränke und an Wände geklebt oder gar ins Grab gelegt. Als Amulett trug der gläubige Mensch die Bildchen zum Schutz vor bösen Kräften am Körper oder legte sie kranken Körperstellen auf.
nach 1908/1. Hälfte 20. Jh.
H. 11.8, B. 6.7 cm
Chromolithografie und Lithografie auf Vergépapier
T 30175
Das kleine Andachtsbild, Katalog der Ausstellung im Hamaland-Museum in Vreden 1982, im Niederrheinischen Museum für Volkskunde und Kulturgeschichte in Kevelaer 1982, in der Galerie der Stadt Bocholt 1983, Straelen 1982.
Schlagwörter: Druckgrafik, Kunsthandwerk, Hauswirtschaft, Religion katholisch, Brauchtum, Kirche, Geschichte