Grafik: Porträt von Baron Wolfgang Leopold Placidus von Reding-Biberegg (1812–1882) in Uniform

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Der sitzende Major im Dreiviertelprofil hält in seiner Rechten eine Landkarte mit dem Titel «Special Karte des Cantons Zug» und dem erkennbaren und beschrifteten Zugersee. Seine linke Hand umfasst den Griff des vertikal zwischen seinen Beinen gestützten Degens. Reding ist mit einem eng anliegenden, in zwei Reihen quer über seinen vorderen Oberkörper geknöpften und gegürteten Rock mit Epauletten und einer gestreiften Hose bekleidet. Die Knöpfe sind mit einem Schweizerkreuz versehen. Er trägt rechts auf Schulterhöhe einen Orden, um seinen linken Oberarm eine Binde mit Schweizerkreuz – die 1815 eingeführte eidgenössische Armbinde als gemeinsames Abzeichen der kantonal ausgerüsteten Truppen – und an seinem rechten Zeigefinger einen ovalen Siegelring. Vom engen Kragen mit Monokelknopfloch verläuft eine feine Schnur bis zum hälftig hinter den Rock gesteckten Monokel. Sein Haar ist seitlich am Kopf liegend nach vorn und in der Mitte leicht abstehend frisiert. Schmaler gezwirbelter Schnurrbart.

Kopf und Oberkörper bis zum Gürtel sind fein und nuanciert, die restlichen Partien undifferenziert, mit wenigen Strichen gezeichnet.
Geschaffen hat das Bildnis der Schweizer Maler Julius Sulzer, dessen Name links vom Stuhl vermerkt ist «Stabslieut. Julius Sulzer 1848». Unten rechts im Bild Signatur des Lithografen «Wegner lith.» und unter dem Bild Angabe der Druckerei «Druck der Lith. Anstalt von Grimminger in Zürich.» sowie Name des Abgebildeten mit militärischem Grad «L. Baron v. Reding-Biberegg / Major im eidg. Artillerie-Stab. / Commandant der VIII. Artillerie-Brigade.»
Ab dem 17. Jh. nahm die Innerschweizer Familie Reding politischen Einfluss im Thurgau. So gehörte ihr über Jahrhunderte das Patronat der Pfarrkirche Weinfelden (1676–1812). Auf ihre Stiftungen gehen die Kirche «Unserer Lieben Frau Mariahilf» in Klingenzell sowie die Klosterkirche zur hl. Idda in Fischingen mit der Familiengruft zurück. Zudem war die Familie in Besitz der Gerichtsherrschaften Girsberg und Hochstrass bei Emmishofen (1628–1650), Mammern und Neuburg (1667–1690), der Burg zu Dettighofen bei Pfyn (1707–1791) und zeitweilig der Herrschaften Klingenzell, Bernrain und Kalchrain. Aus ihren Reihen kamen Landschreiber, Landvogt und Landesfähnrich. Baron Wolfgang von Reding, der Porträtierte, gehörte zur achten Generation der Familie Reding, die im Thurgau beheimatet war.
Der Baron wuchs in Frauenfeld auf. Bevor er in fremde Dienste eintrat, schlug er hier die militärische Laufbahn ein und wurde Leutnant der Thurgauer Miliz. Danach diente er in der Habsburger Armee und von 1832 bis 1844 im Vatikan. Nach seiner Rückkehr übernahm er das Amt des Zeughausverwalters in Frauenfeld, wurde Thurgauer Grossrat und 1847 Major im eidgenössischen Artillerie-Stab. Aus diesem Anlass entstand vermutlich dieses Porträt. Ab 1850 stand Reding wiederum im Einsatz für den Papst, kehrte aber bald in die Schweiz zurück und war ab 1860 Oberst im Generalstab. Reding setzte sich aktiv für die Errichtung des Waffenplatzes und der Kaserne in Frauenfeld ein.
1870 heiratete er in Bern Caroline Ramskill aus Pontefract (Yorkshire, ENG) (1823–1913), die vor ihrer Hochzeit einige Jahre in Luzern gelebt hatte. 1881 erkrankte der Baron schwer und liess sich in Luzern behandeln. Von dort bat er den Pfarrer, sich um seine Beerdigung in Fischingen zu kümmern und einen Totenwagen zu organisieren, der von Sirnach aus zur Grablege der Familie Reding in der Klosterkirche Fischingen fahren sollte. Baron Wolfgang Leopold Placidus war der Letzte seiner Familie, der im Fischinger Gotteshaus beigesetzt wurde.
Wegner, Ludwig (1816–1864), Porträtzeichner, Lithograf

Grimminger, Lithografische Anstalt in Zürich
1848
H. 27.5, B. 21.4 cm
Lithografie auf Papier
T 30751
Franz Auf der Maur, Josef Wiget, Reding, in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 11.12.2014. https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/022904/2014-12-11/, aufgerufen am 28.04.2025.

Angelus Hux, Ohne Furcht und ohne Tadel, Die Schwyzer Familie von Reding in der Ostschweiz, Frauenfeld 2020, S. 159–164.

Angelus Hux, Eine neue Zeit kommt nach Frauenfeld, Ein Kulturmosaik des 19. Jahrhunderts, Frauenfeld 2024, S. 125.

Staatsarchiv Thurgau (StATG), 4'622, 1/1309; KKG 16, B 3.2.01/1.
Schlagwörter: Druckgrafik, Hauswirtschaft, Porträt, Militaria