Hieb- und Stichwaffe: Schweizersäbel, «Schnepf» mit Meistermarke

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  Marke

Eisengefäss mit flachem birnförmigem Knauf. Knaufhals mit zwei Rillen und zwei Wulsten versehen. Flacher offener Griffbügel von geschwungener Form in Parierstange mündend. Parierstangenarm terzseitig gebogen. Terzseitig zwei Parierringe. Unterer Parierring (Eselshuf) über Griffringe mit der Parierstange verbunden. Quartseitiger Daumenbügel, durch zwei Spangen mit dem Ansatz des Eselshufs verbunden.
Holzheft mit schwarzlackiertem, hartem Lederüberzug.
Lange, wenig gebogene Rückenklinge (deutsch, 3. Viertel 16. Jh.), die vorne in einer Länge von ca. 27 cm zweischneidig ist. Einseitig gravierte Marke in Form einer Faust, den Griff eines Krummsäbels umschliessend.
Scheide mit braunem, mit geprägtem Diagonalmuster versehenem Leder bespannt. Fehlendes Ortband. Mundblech vermutlich jünger.
Der sogenannte Schweizersäbel gehörte ab der 2. Hälfte des 16. Jhs. zur charakteristisch eidgenössischen Griffwaffe, wobei seine Frühform dem langen Messer entsprach, das zur Ausrüstung der eidgenössischen Söldner zählte und mit welchem sich diese von den deutschen Konkurrenten, den Landsknechten, unterschieden. Die Waffe wurde als «Schnepf» bezeichnet in Anlehnung an den langen, leicht gebogenen Schnabel einer Schnepfe. Ab dem 16. Jh. stellten Münchner Klingenschmiede Schweizersäbel her, die sie in die Eidgenossenschaft exportierten. Diese mit hochwertigen Klingen versehenen Waffen waren mit Eisengefässen ausgestattet, oft in plastischer Gestaltung in Form von Löwenköpfen.
Stäntler (Stantler, Standler), Christoph I. (gest. 1601), Klingenschmied in München
3. Viertel 16. Jh./1. Viertel 17. Jh.
L. 118.7 cm
Eisen; Griffpartie aus geschwärztem Bandeisen; Holz; Leder, geprägt
Wa 266
Hans Stöcklin, Münchner Klingenschmiede, in: Zeitschrift für historische Waffenkunde Bd. 5, Dresden 1909–1911, S. 286–291.

Jürg A. Meier, Marc Höchner, Lange in Gebrauch: Der Schweizersäbel, Schwerter, Säbel, Seitenwehren, Bernische Griffwaffen 1500–1850 (Schriften des Bernischen Historischen Museums, Bd. 15), 2021, S. 78–79.
Schlagwörter: Militaria, Waffen