Hochrad

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  Blick auf Lenker, Bremse und Vorderrad

Fahrrad, bestehend aus Rahmen mit Sitzvorrichtung, zwei unterschiedlich grossen Rädern, Tretwerk sowie Steuer- und Bremsvorrichtung.

Gestell mit geschwungenem Rücken aus Stahlrohr, darauf montierte Sattelfeder. Sattel aus birnenförmiger Metallplatte, gepolstert und mit Leder bezogen. Als Zubehör Satteltasche aus Leder, Schnalle mit graviertem Hochrad. Gerade Lenkstange mit zwei Griffen aus Holz. An der Vorderradgabel grosses, radial gespeichtes Vorderrad, Radfelge mit Gummireifen, in der Mitte Vorderradnabe mit Pedalen. Das Fahrrad wird ausschliesslich mittels der direkt auf der Radachse montierten Pedale angetrieben. Am unteren Ende des Rückens Auftritt. Kleines Hinterrad mit Nabe, ohne Gummireifen.

Gebremst wird mittels Zahnradbremse (Timberlake’s Ratchet Brake). Ein Roller wirkt dabei auf den Gummi des Reifens ein. Der Roller wird über ein mit dem Lenker verbundenes Zahnrad gesteuert. Auf dem Bremslöffel befindet sich in doppeltem Linienkreis in erhabener Schrift der Name des Herstellers «Timberlakes Patent», «The Albert» und ein gespiegeltes C.
1868 gründete Henry James Timberlake in Maidenhead, England, die Pilot Cycle Company, die auch als Firma Timberlake & Co. figurierte. Nebst diverser Verbesserungen erfand er die Vorderrad-Rollenbremse. Der gerade Lenker dieses Exemplars deutet auf ein eher frühes Modell hin. 1880 wurde das Unternehmen von Hickling & Co. übernommen. Sechs Jahre später wurde der Firmenwert von Charles James Reynolds erworben, der das Geschäft bis 1900 weiterführte und dann aufgab.

Das Fahrrad ist ein meistens zweirädriges und einspuriges Fahrzeug. Die Tretkurbel wird durch die Füsse in Gang gehalten, wobei die Muskelkraft potenziert wird. 1815 erfand Karl Friedrich Drais das Velociped, wörtlich Schnellfuss, das noch ohne Pedale funktionierte. Vor der Einführung von Reifen (Pneus) wurde das Fahrrad auch Knochenschüttler genannt. Um dieses Schütteln zu verhindern und schneller vorwärts zu kommen, wurde das vordere Rad grösser gebaut. 1870 patentierten die Engländer James Starley und William Hillman ein Hochrad, dessen Einzelteile neu aus Eisen bestanden. Die hochentwickelte englische Fahrradindustrie war in der Produktion von Hochrädern weltweit führend, drei Viertel der Hochräder in Europa wurden aus England importiert.

Die Benutzung eines Hochrads erforderte Kraft und Mut. Die Gefahr des Vornüberstürzens war beträchtlich, zudem war es sehr teuer. So wurde das Hochrad zum Fortbewegungsmittel junger Aristokraten.

Ab 1886 kam das Niederrad, die heute noch gebräuchliche Bauweise von Fahrrädern, auf den Markt und verdrängte das Hochrad im Nu. Bereits im Jahr 1894 hatten die meisten Firmen die Hochräder aus ihren Katalogen verbannt. Heute werden sie zwar wieder hergestellt, dienen aber nicht mehr der Fortbewegung, sondern werden als Hobby oder zur künstlerischen Darbietung verwendet.
Pilot Cycle Company, (1868–1900), Hersteller von Hochrädern in Maidenhead, England, gegründet von Henry James Timberlake, 1880 Übernahme durch von Hickling & Co, 1886 durch Charles James Reynolds
um 1880
Masse total H. 201, L. 166 cm, Lenker L. 54 cm, Vorderrad D. 133.5, Hinterrad D. 38 cm
Stahl, Metall, Gummi, Leder, Holz
Alt 1710
Christoph Maria Merki, Fahrrad, in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 15.01.2021. https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/013902/2021-01-15/, aufgerufen am 03.11.2025.

Hochrad, Geschichte und Bauweise, https://www.hochrad.info/index.html, aufgerufen am 03.11.2025.
Schlagwörter: Hauswirtschaft, Transport, Sport, Freizeit