Infanteriegewehr mit kombiniertem Rad- und Luntenschlossmechanismus, Vorderlader

zurück

Runder glatter Lauf, hinteres Laufdrittel oktogonal, im Übergang mit zwei quer zum Lauf stehenden Rillen. Schlosshahn mit Feuerstein (Montage für Vermittlung). Die ursprünglichen drei Bänder mit Stiftbefestigung fehlen, Löcher vorhanden. Abschlussband aus Messing. Visier in Form eines halben Herzens mit V-förmiger Kimme, Blockkorn. Zwei schmale eiserne Ladestockpfeifen. Eiserne Kolbenkappe. Holzladestock. Vollschaft aus Buchenholz mit geradem Kolbenabschluss.

Schläge: Auf Lauf Beschuss mit zwei Punzen der Stadt Suhl «SUL» und eingezogenem Wappenschild mit Huhn. Weitere Punze «MK» über Stern, diese Marke aufgeführt bei Heer, Bd. 1, S. 666, Marke 3970 (Lit.). Dort mit Angabe «Suhl?, ca. 1675» und dem Hinweis, dass sich im Ungarischen Nationalmuseum eine Waffe mit dieser Marke befinden würde.
Das Radschloss ist eine Erfindung der Renaissancezeit (16. Jh.). Seine Zündung war zwar zuverlässiger als jene beim einfachen Luntenschloss, doch der komplexe Mechanismus war aufwändig in der Anfertigung und daher teuer und erforderte zudem grosse Sachkenntnisse. Beim Anschüren der Zündeinrichtung dieses Vorderladers konnten sowohl Lunten (glimmende Zündschnur) als auch Feuersteine zum Auslösen des Schusses verwendet werden.
Die Kombination von verschiedenen Schloss- bzw. Zündsystemen optimierte die Schussabgabe, weshalb sich dieses Gewehr als robuste Kriegswaffe auszeichnete.

In der Stadt Suhl, in der ehemaligen Grafschaft Henneberg in Südthüringen (DEU), wurden seit der 2. Hälfte des 16. Jhs. Waffen hergestellt. Ende des 17. Jhs. belieferten dortige Büchsenmacher die Heere Europas mit Gewehren und fertigten prunkvoll verzierte Jagdwaffen für den Adel an. Suhl galt als Rüstungskammer Europas. Auch die eidgenössischen Zeughäuser deckten ihren Bedarf an Handfeuerwaffen seit 1580 mit Erzeugnissen aus Thüringen. Suhler Feuerwaffen sind zur Kennzeichnung der Herkunft mit der «Huhnmarke» geschlagen worden. Das auf der Punze abgebildete Tier ist ein Teil des Stadtwappens von Suhl.
um 1600
L. 151 cm, Lauf L. 111 cm
Stahl, Eisen, Buchenholz, Messing, Feuerstein, Leder
Wg 36
Eugène Heer, Der neue Stöckel, Bd. 1, Internationales Lexikon der Büchsenmacher, Feuerwaffenfabrikanten und Armbrustmacher von 1400–1900, Schwäbisch Hall 1978, S. 666, Marke 3970.

Eugène Heer, Der neue Stöckel, Bd. 3, Internationales Lexikon der Büchsenmacher, Feuerwaffenfabrikanten und Armbrustmacher von 1400–1900, Schwäbisch Hall 1982, S. 1703–1707.
Schlagwörter: Militaria, Waffen