Infanteriegewehr mit Perkussionsschloss, Vorderlader nach dem System Lorenz, österreichische Ordonnanzwaffe, eventuell umgebaut

zurück

Runder gezogener Lauf, im hinteren Bereich der Patronenkammer übergehend in oktogonale Form. Geschweifter Hahn mit geriffeltem Daumendrücker (Perkussionshammer), Piston. Breite Kimme mit V-förmigem Einschnitt (nicht original), Sattelkorn. Erhabene Schlossplatte mit Stiftbefestigung, geschweiftes schmales geschraubtes Schlossblech. Ober-, Mittel- und Unterband mit Federhalterung. Oberband unten mit zur Hälfte angelöteter Ladestockpfeife, am Mittelband unten breiter Riemenbügel. Eiserner Ladestock mit glockenförmigem Kopf. Vollschaft mit gerundetem Wangenkissen links, leicht geschweiftem Kolbenabschluss, angeschraubte Kolbenkappe, runder Abzugsbügel mit breitem Riemenbügel, geschraubtes Bügelblatt.

Schläge: Auf Kammer Hersteller «Bentz», «W», Wappen mit bekröntem Doppeladler (verschlagen), dem Wappentier der Habsburger Kaiser, «R» oder «B», Truppenstempel «II. 14.161». Lauf mit «4?A 2». Auf Schlossblech Jahreszahl «855» für 1855 und wiederum Wappen mit bekröntem Doppeladler. Hahn mit «54». Auf Bügelblatt und Oberband Waffennummer «13», Kappe mit weiterem Truppenstempel «II. 9. 134». Unterband mit «56» und «21»?, Mittelband mit «5» und «1»? oder «J»?
Josef von Lorenz (1814–1879) war ein österreichischer Büchsenmacher und Waffentechniker. Als Sohn eines Oberschlosser-Meisters der kaiserlich-königlichen Feuergewehrfabrik trat er mit 14 Jahren als Lehrgeselle in die «Arbeits Compagnie der Feuergewehr Fabrik» ein und besuchte das Wiener Polytechnische Institut. Sein beruflicher Weg führte ihn vom Büchsenmacher-Untermeister bis zum Unterleutnant «ad honors» und später zum Oberleutnant. Im weiteren Verlauf seiner Karriere entwickelte er nach eigenem System Gewehre für den Festungskrieg sowie andere Handfeuerwaffen und sogar Beinprothesen. Das Infanteriegewehr 1854 gehörte als Vorderlader zu seinen ausgereiftesten Konstruktionen und ersetzte ab 1858 das bisherige Augustin-Gewehr der österreichischen Truppen. Allerdings unterlag es den technischen Neuerungen der von Johann Nicolaus von Dreyse gebauten Zündnadelgewehre, deren Einführung in der Folge eine neue Infanterietaktik nach sich zog.
Benzt, Johann oder Gottlieb, Büchsenmacher in Wien
1855
L. 133 cm, Lauf L. 94.5 cm
Stahl; Eisen; Buchenholz, auf Nussbaumholz gebeizt
Wg 482
Anton Dolleczek, Monographie der k. u. k. österr.-ung. blanken und Handfeuer-Waffen, Wien 1896.

Lorenz, Josef von, in: Österreichisches Biographisches Lexikon (ÖBL), 1815–1950, Bd. 5 (Lfg. 24, 1971), S. 317. https://www.biographien.ac.at/oebl/oebl_L/Lorenz_Josef_1814_1879.xml, aufgerufen am 15.04.2024.

Auktion Fischer, Antike Waffen und Militaria, 11. und 12. September 2014, S. 306, Nr. 1638.
Schlagwörter: Militaria, Waffen, Gewerbe, Industrie