Justaucorps: Uniform eines Schweizer Wachtmeisters der Jägerinfanterie des 1. Schweizer Regiments in Neapel

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Roter Uniformrock mit langen Rockschössen, gelbem, 45 mm breitem Stehkragen auf blauem Stoff, auf der Kragenrückseite zwei Knöpfe. Gradabzeichen quer am Unterärmel in Form einer dreiteiligen Goldborte von 24 mm Breite auf blauem Stoffband, umlaufende blaue Ärmelaufschläge mit roter viereckiger Patte mit je drei flachen goldfarbenen Knöpfen, vorne eine Reihe von neun goldenen Knöpfen. Rückseitige Schösse mit je drei Zacken mit je einem goldenen Knopf, zwei Knöpfen am Rockschlitz. Rockschösse mit weissem Stoff 2–4 cm breit eingefasst und am Ende je mit zwei mit gelbem Faden gestickten Hörnern auf dunkelblauem Stoff versehen. Epaulettenhalter aus dunkelblauem Stoff auf rotem Band, zwei kleine Schnurösen. Sämtliche Knöpfe mit aufgeprägter Zahl «1».
Die italienischen Könige Franz I. (1777–1830) und sein Sohn Ferdinand II. (1810–1859) rekrutierten zur Sicherung ihrer Herrschaft vier Schweizer Regimenter, weshalb sie mit einigen Schweizer Kantonen 1824 und 1828 Verträge (Kapitulationen) für die Dauer von 30 Jahren unterzeichneten. Ihr Herrschaftsgebiet erstreckte sich über das Königreich beider Sizilien, wozu die Insel Sizilien mit der Hauptstadt Palermo und der südlichste Teil des italienischen Festlandes mit der Hauptstadt Neapel zählten. Für das 1. Regiment kamen Abkommen mit Luzern, Uri, Unterwalden und Appenzell Innerhoden zustande, für das 2. Regiment dienten Vereinbarungen mit Solothurn und Freiburg, für das 3. solche mit dem Wallis, Graubünden und Schwyz und dem 4. Regiment lagen Verhandlungen mit Bern zugrunde. Die je 1452 Mann (später 1600 Mann) starken Regimenter à je zwei Bataillone bestanden aus Füsilier-, Grenadier-, Jäger- sowie Voltigeur-Kompanien, wobei die Grenadiere und die Jäger zu den Elitesoldaten gehörten.
Die Rekrutierung der Soldaten fand in den Gebieten der kapitulierenden Kantone durch Werbemilitärs statt, welche die Rekruten beeidigten, sie mit einem kleinen Lohn ausstatteten (Handgeld) und nach Genua zur Einschiffung nach Neapel führten. Die Soldaten kamen aus allen Kantonen. 1845 liessen sich 103 Thurgauer anwerben.
Gegen Mitte des 19. Jhs. war der Fremde Dienst zunehmend starker Kritik ausgesetzt, weshalb eidgenössische und kantonale Hoheitszeichen aufgrund einer bundesrätlichen Verordnung von den Regimentsfahnen entfernt werden mussten. Die darauf folgende Meuterei 1959 von Schweizer Soldaten im neapolitanischen Heer wurde blutig niedergeschlagen und die Schweizer Regimenter entlassen.
Die Schweizer Soldaten in fremden Diensten der Sizilianischen Königen zählten zu den bestbezahlten eidgenössischen Söldnern.

Die Jäger gehörten zu den sogenannten leichten Truppen und waren auf Aufklärung, Scharmützel und Überfälle spezialisierte Einheiten, die in loser Formation agierten und mit handlichen Stutzern ausgestattet waren.
1. Hälfte 19. Jh.
Wollstoff, Metall
T 24195.1
Otto Erismann, Die Schweizer in neapolitanischen Diensten (Blätter für bernische Geschichte, Kunst und Altertumskunde, Bd. 14, Heft 1), 1918, S. 51–68.

Jürg A. Meier, Marc Höchner, Das Ende der Fremden Dienste, Schwerter, Säbel, Seitenwehren, Bernische Griffwaffen 1500–1850 (Schriften des Bernischen Historischen Museums, Bd. 15), 2021, S. 164–167.

Didier Delaloye, Charles-Louis de Torrenté, Ein Walliser Offizier im Dienste beider Sizilien, in: Revue, Geschichte & Militaria, Nr. 1, November 2023, S. 11–38.
Schlagwörter: Textilien, Bekleidung Mann, Militaria