Karabiner der Thurgauer Landjäger (frühe Kantonspolizei), Vorderlader mit Perkussionsschloss

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Runder glatter brünierter Lauf. V-förmige Kimme und längliches Korn. Schlosshahn mit geriffeltem Hahnsporn (Griffoptimierung). Eisengarnitur mit zwei Schiebern, kleinem Schlossblech, Abzugsbügel und Kolbenkappe. Drei Ladestockpfeifen, die Hintere mit spitzem Ausläufer im Schaft. Zwei Bügel für den Tragriemen. Hölzerner Putzstock mit Messingkopf und eisernem Aufsatz mit Gewinde. Voller Nussbaumholzschaft. Kolben mit gerundetem Wangenkissen links, Kolbennase und leicht geschweiftem Abschluss.

Schläge: Auf Schlossplatte der Name des Büchsenmachers «Zoller». Auf Lauf «TH G. J. 4» (Thurgau, der Besitzer und die Waffennummer). Auf Kopf vom Putzstock «J.».
Der Karabiner, ein Gewehr mit kurzem Lauf, war ursprünglich in der Kavallerie im Einsatz. Der Begriff «Karabiner» stammt aus dem 17. Jh. und bezieht sich auf das französische Wort «Carabine», womit eine Reiterflinte bezeichnet wurde. Da der Karabiner in der Regel mit einem kürzeren Lauf (um 100 cm) als die Infanteriegewehre der Vergangenheit (etwa 140 cm) ausgestattet war, eignete er sich für die Handhabe auf dem Pferd besonders gut. Karabiner konnten als Vorderlader mit einer Steinschloss- oder Perkussionszündung und als Hinterlader für Metallpatronen konstruiert worden sein.

Mittels Verfügung des Kleinen Rats des Kantons Thurgau vom 26. Februar 1807 wird der Grundstein für die Institutionalisierung der Kantonspolizei Thurgau gelegt. Der Erlass hielt u.a. fest, dass die Polizisten mit Säbeln und Stutzern bzw. Karabinern ausgerüstet sein mussten, die sie aus eigener Tasche zu berappen hatten. Waren ursprünglich 15 Wächter im Einsatz, vergrösserte die Regierung das Korps 1818 auf 32 Landjäger. Uniform und Waffen stellte den Amtsdienern von nun an das Zeughaus zur Verfügung. Ab den 1850er-Jahren trug jeder Polizist neben dem Säbel und dem Weidmesser einen Karabiner nun mit Lederriemen mit sich. 1849 kamen Grenzwächter zur Mannschaft, die den Dienst bis 1881 versahen, dem Zeitpunkt als der Grenzschutz zur Bundesangelegenheit wurde. Die Anzahl der Ordenshüter wurde aus finanziellen Gründen im 19. Jh. kaum aufgestockt, trotz des Wunschs die über den ganzen Kanton verteilten Posten personell besser auszustatten. Mit dem Karabiner versahen die Thurgauer Polizisten bis 1876 ihren Dienst, danach wurden sie mit einem Revolver ausgerüstet.
Zoller, Anton (1817–1881), geboren und gestorben in Budapest, Waffenschmied in Frauenfeld 1845–1869
um 1850
L. 114 cm, Lauf L. 73.4 cm
Stahl, brüniert; Eisen; Messing; Nussbaumholz; Ahorn (Putzstock)
Wg 304
Ernst Herdi, Thurgauer Polizei einst und heute, Hundertfünfzig Jahre Thurgauische Kantonspolizei fünzig Jahre Verband der Kantonspolizei Thurgau 1807–1957, Festschrift, Frauenfeld 1957.

Ernst E. Abegg, Geschichte der Kantonspolizei Thurgau, 550 Jahre thurgauische Ordnungskräfte, Frauenfeld 2014.

Hugo Schneider, Schweizer Waffenschmiede vom 15. bis 20. Jahrhundert, Zürich 1976, S. 295.

Eugène Heer, Der neue Stöckel, Bd. 2, Internationales Lexikon der Büchsenmacher, Feuerwaffenfabrikanten und Armbrustmacher von 1400–1900, Schwäbisch Hall 1979, S. 1437.
Schlagwörter: Staatliche Institutionen, Justiz, Waffen, Gewerbe