Kinderschuhe «Tigerfink» von Tiger Swiss

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  Finkensohle mit «TIGER SWISS»-Logo und Schuhgrösse

Hausschuhe für Kinder der Marke Tiger Swiss, sogenannte Tigerfinkli, getragen, in Grösse 34. Logo «TIGER SWISS» auf der Ledersohle.
Der Finken wird mit einem Riemchen mit Druckknopf und Schnalle geschlossen. Innenfutter weiss, Aussenseite aus Tigervelourstoff (100% Baumwolle) mit dem typischen Tigerfinkmuster – ein grafisches Muster, das kein richtiges Tigerfell, sondern eher ein Geparden- oder Giraffenfell darstellt. Die Schuhkappe ist mit rotem Leder bezogen, die Kanten rot eingefasst. Der sonst typische rote Pompon auf der Kappe fehlt, es sind jedoch die drei Einstichstellen zu sehen, wo der Pompon angenäht war.
Die Finken wurden Ende der 1980er- und Anfang der 1990er-Jahre als Hausschuhe getragen – und zwar von grösseren Kindern im Schulalter. Aufgrund des Tiger-Swiss-Logos dürfte das Finkenpaar zwischen 1986 und 1990 in Diessenhofen produziert worden sein; eine genauere Datierung ist nicht möglich.

Bereits ab 1890 führte die Schweizer Schuhfirma Bally aus Schönenwerd (SO) einen Hausschuh aus «Velours tigré» im Programm. 1917 wurde im Zürcher Jelmoli-Katalog ein «Damen-Morgenpantoffel» und ein «Kinder-Pantoffel» unter der Bezeichnung «Tigerli» zum Verkauf angeboten.

Rund zwanzig Jahre später nahm Edi Glogg 1938 in Fehraltorf im Kanton Zürich die Produktion von Kinderfinken mit dem charakteristischen Muster auf. Bis heute wird Edi Glogg als Erfinder der berühmten Tigerfinkli gehandelt. Nach der Betriebsschliessung 1982 in Fehraltorf wurde die Produktion nach Diessenhofen verlagert. Hier hatte der aus dem badischen Kolbingen (DEU) stammende Karl Russ bereits ab 1908 Schuhe fabriziert. Zwei Söhne erweiterten nach der Geschäftsübernahme die Bauten an der Steinerstrasse 16 in den 1950er- und 1960er-Jahren.

1976 übernahm Urban Aschwanden die Schuhfabrik und gliederte 1982 die Tigerfinkli-Maschinen aus Fehraltorf in die Haus- und Geräteschuhproduktion ein. 1986 verkaufte er die Fabrikation dem Goldauer Hans-Ruedi Dussling. Dieser lancierte die Tigerfinkli-Pantoffeln unter dem bis heute gültigen und geschützten Label «Tiger Swiss» neu. Bald verlagerte er die Produktion ins kostengünstigere Polen. In den späten 1980er- und in den 1990er-Jahren erweiterte er das Sortiment mit dem ikonischen Stoffmuster stark. Heute gehört die Marke der Tiger Suisse AG mit Sitz in Zürich.
Schuhfabrik Hans-Ruedi Dussling (1986–2011), Diessenhofen, Fabrikation von Schuhen
um 1986–1990
L. 22, B. 6.5, H. 6.3 cm
Wollstoff, geraut (gelb, schwarz); Wildleder rot; rotes Einfassband Ripsbindung; Frotteefutter beige (Baumwolle); Ledersohle mit Kunststoffabsatz; Metallschnalle
T 38847
Vogel, Fritz Franz, Tigerfinkli – der Versuch, eine Legende zu berichtigen, Diessenhofen 2022.
Schlagwörter: Bekleidung Kind, Hausrat, Industrie, Gewerbe