Klöppelkissen, sogenannte Würk- oder Klöppelkiste mit Klöppeln («Düntel»), Torchon-Spitze aus Blütenrapport

zurück

Kissen mit Aussparung oben für die drehbare Walze mit dem Klöppelbrief, den schrägen, furnierten Unterbau auf allen Seiten überlappend. Unterbau mit rückseitiger Schublade, darin 41 Reserveklöppel.
Gefertigter Spitzenrapport oben und hinter der Walze sowie mit Stecknadeln vorne im entstehenden Zustand fixiert. 20 Klöppel mit aufgespultem Leinengarn über die Breite des Kissens verteilt.
In der Seegemeinde Steckborn entwickelte sich im 19. Jh. das Kunsthandwerk des Spitzenklöppelns zu einem bedeutenden Produktionszweig. Johann Jakob Wüger (1793–1875) und sein Sohn Ferdinand (1831–1874) richteten an der Kirchgasse 13 im Gebäude «Zum Obern Haus» ein florierendes Geschäft für Spitzen ein. Klöpplerinnen fertigten für sie in Heimarbeit Borten und Applikationen für Hüte aus Rosshaar und Stroh sowie für Wäsche, Hemden und Kragen aus Leinenfaden an.

Beim Klöppeln werden Fäden durch Drehen und Kreuzen miteinander kunstvoll verbunden und zu einem geometrischen oder floralen Flechtrapport oder -muster gestaltet. Solche Spitzen zieren als Borte oder Einsätze Kleider und Tischwäsche. Besonders wertvolle Textilien können aus einer einzigen Klöppelspitze bestehen wie beispielsweise Decken oder Halstücher.
Die Fertigung der Spitze erfolgt nach einer Vorlage, die auf einen dünnen Karton gezeichnet oder gelocht (Klöppelbrief) wurde. Mit Hilfe von Stecknadeln, die Knotenpunkte der Vorlage auf dem Klöppelbrief markieren, entsteht das fortlaufende Flechtband. Klöppelspitzen bestehen häufig aufgrund ihrer Reissfestigkeit aus Leinengarn. Auch Haar, Seiden- und Baumwollgarn sowie Metallfäden sind Klöppelmaterialien.
Die Klöppelspitze aus Leinenfaden kam im 16. Jh. in ganz Europa in Mode, nachdem Kaufleute aus Venedig 1536 «Dentelschnüre» nach Deutschland exportierten.
Ende 19. Jh./Anfang 20. Jh.
H. 21, B. 36, T. 34.5 cm
Tannenholz (Gestell) und Nussbaumholz (Furnier), Birnbaumholz (Klöppel); Wollstoff in abgewandelter Leinwandbindung; Polsterung; Lederimitat; Leinenzwirn aus zwei Fäden in S-Drehung; Polsternägel aus Messing; Karton; metallene Stecknadeln
T 2853
Anneliese Hanisch, Die Klöppelspitze und ihre geschichtliche Entwicklung, 1959.

Ruth Bühlmann, Freihandklöppeln anhand von Freihand-Klöppelspitzen im Unterengadin von Sylvia Böhni, Zürich 1993.

Steckborner Spitzen, hrsg. Vereinigung Schweizerischer Spitzenmacherinnen VSS/FDS, 2003.

https://rlp.museum-digital.de/object/32629, aufgerufen am 01.03.2023.
Schlagwörter: Textilien, Kunsthandwerk, Handarbeit, Hauswirtschaft, Handel, Bekleidung, Wohnen