Kurzgewehr der Schweizer Armee, Repetierkarabiner mit Gradzugverschluss nach dem System Schmidt-Rubin, Modell 1889/1900, mit nummergleichem Stichbajonett Modell 1889

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Runder brünierter Lauf mit drei Zügen, Verschluss mit Drehhülse und vorne liegende Verriegelungswarzen, Riegelschieber mit rotbraunem Griff aus Canevasit, Quadrantenvisier für Stellung von 300 bis 1200 m, im Schwalbenschwanz eingeschobenes Dachkorn auf quer zum Lauf eingeschobenem Kornträger, Oberband mit Klemmschraube rechts und Stift links sowie Bajonetthaft unten, Pyramidenstift (für die Formierung einer Gewehrpyramide während der Pause), Unterband mit Klemmschraube links, Federhalterung und Riemenbügel unten, runder angeschraubter Bügel, angeschraubtes Bügelblatt, hinterer geschraubter Riemenbügel an angeschraubtem Montageblatt. Vollschäftung mit Handschutz, beidseitige Griffmulden am Vorderschaft (Schaftnuten), leicht geschwungener Kolbenabschluss mit angeschraubter Kolbenkappe.
Abnehmbares zweireihiges Kastenmagazin für sechs Patronen. Laufdeckel Modell 1911 aus Messing, daran angenietete eiserne Feder mit Kornschutzkappe und Haftbügel.
Alle Metallteile ausser Schlagbolzen, Verschluss und Riemenbügel sind brüniert.

Schläge: Waffennummer «4078» zwei Mal auf Lauf und je einmal auf Verschluss und Magazin, Schweizerkreuz zwei Mal auf Lauf sowie Oberband und je einmal auf Verschlusshülse, Visierblatt, Bügel und Bügelblatt, Unterband, Abschlussband vom Handschutz, Griffansatz vom Riegelschieber, Kolbenkappe und Laufdeckel (Kontrollpunze d.h. Annahmestempel für Bestandteile des eidgenössischen Inspektors). Riegelgriff mit «78» (abgekürzte Waffennummer). Auf Kolben und Vorderschaft je ein Schweizerkreuz in Schild (Stempel der eidgenössischen Waffenkontrolle) und auf Kolben «7» in Rund.

Dazugehöriges vierkantiges Stichbajonett mit Lederscheide (Inv. Nr. T 26063). Mit Nute und Arretierknopf, annähernd runde Lederscheide, eingenähter Eisenstiefel mit sichtbarem Eisenknopf. Scheidenmund mit starker Lederborte eingefasst, mit Lederöse und eidg. Kontrollstempel (Kreuz mit Schild), angenähter Sicherungsriemen mit Schlitz.
Waffennummer «4078» auf der Parierstange.
Ab 1889 wurde die Schweizer Armee mit Karabinern nach dem System Schmidt-Rubin ausgerüstet. Eduard Rubin (1846–1920), Maschineningenieur, Oberst und Direktor der Eidgenössischen Munitionsfabrik Thun, entwickelte in Zusammenarbeit mit Rudolf Schmidt (1832–1898), Oberst und Direktor der Eidgenössischen Waffenfabrik Bern, einen Gewehrtypus mit Gradzugsystem für Vollmantelgeschosse, wobei Schmidt für die Konstruktion des Verschlusses und Rubin für jene der Patrone verantwortlich war. Vorliegendes Exemplar kam 1891 zur Armeetruppe, was aufgrund seiner Waffennummer feststellbar ist. 1897 wurde die Produktion des Karabiners Modell 1889 eingestellt.

Vom Modell 1900 wurden 18 750 und vom Modell 1905 7900 Stück produziert. Von diesen Waffen erfolgte bei den meisten bis 1920 der Umbau zum Modell 1911. In Gebrauch waren diese Gewehre bei der Positionsartillerie, der Festungstruppe, der Telegraphenkompanie, der Ballontruppe und den Radfahrern.
Eidgenössische Waffenfabrik Bern (W+F), heutige RUAG, gegründet 1871 in Bern
1891
L. 110 cm, Lauf L. 59 cm; Bajonett L. Länge 50.4 cm, Klinge L. 38.3 cm
Stahl, brüniert; Eisen; Messing; Nussbaumholz
Wg 501, T 26063
Schweizerischer Schützenverein (Hrsg.), Hand- und Faustfeuerwaffen, Schweizerische Ordonnanz 1817 bis 1867, Frauenfeld 1971, S. 106–111.

Kurt Sallaz, Michael am Rhyn, Handfeuerwaffen Gradzug-Systeme (Bewaffnung und Ausrüstung der Schweizer Armee seit 1817, Bd. 4), Dietikon-Zürich 1978, S. 42–43, 57, 60–61, 91, 156.

Ernst Grenacher, Schweizer Militärgewehre Hinterladung 1860–1990, 2015, S. 289–296, 301, 405–407, 414.
Schlagwörter: Militaria, Waffen, Industrie