Langes leichtes Steinschlossgewehr, Vorderlader, Jagd- und Schützenwaffe mit reich gravierter Messinggarnitur im Stil des Rokoko

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Runder glatter Lauf aus vernickeltem? Eisen, hinteres oktogonales Laufdrittel vergoldet. Übergang mit profiliertem versilbertem Aufsatz aus Rundstab zwischen Perl- und Schrägband, Rundstab mit gravierten Kreisen (Rapport aus leerem Kreis und Kreis mit Gitterung) und Rapport aus gravierten spitzen Blättern. Vergoldete Garnitur mit drei Ladestockpfeifen, durchbrochenem Vorderband, geschweiftem Abzugsbügel, Seiten- und Kolbenblech sowie zwei Bügeln für den Tragriemen. Geschnittener, gravierter, geschwärzter und tw. reliefierter Dekor in geometrischer Anordnung auf Garniturteilen und Lauf mit Blättern, Voluten sowie Kompositionen aus Trophäen wie Kanonenrohr, Halbarte, Fahnen, Horn, Trommel, Oberkörper mit Helm und Harnisch, Vogelköpfen (Pfauen?) sowie mit einem Grenadier, der eine Granate zündet auf dem Abzugsbügel. Visier und Linsenkorn. Versilberte Schlossplatte mit abgerundeten Kanten und geschwärzter Gravur aus Rocaillen und Muschelwerk. Vergoldeter Ladestock mit erweitertem Kopf. Versilberter S-förmiger Schlosshahn, pilzförmiger geschlitzter Kopf der Hahnschraube, Hahn mit Feuerstein zwischen Lederstück (Montage für Vermittlung).
Halbe Schäftung mit gekehltem Kolben und mit geradem Abschluss. Geschnitzte profilierte Rahmung der Schlossplatte und des Seitenblechs sowie mit Blättern und Voluten versehene Kartuschen, welche die hintere Ladestockpfeife, das Abzugsbügelband und die Laufangel rahmen.

Auf Lauf geschlagen «L. Halder à St. Gallen», der Hersteller.
Die reichhaltig verzierte Privatwaffe kann aufgrund der Signatur auf dem Lauf dem in St. Gallen ansässigen Büchsenmacher und Zeugwart Lorenz Halder zugewiesen werden. Er war der Sohn vom Krämer Adam Halder (*1710) und der Churerin Maria Bavier (1705–1738). 1763 heiratete er die in erster Ehe geschiedene Anna Magdalena Wetter (1737–1775).

Das Steinschloss, ein seit dem 16. Jh. gebräuchlicher Zündmechanismus für die Treibladung, wurde im 17. Jh. soweit optimiert, dass seine Handhabung im Gegensatz zum Luntenschloss kaum mehr vom Wetter abhängig war. Deshalb kamen Steinschlossgewehre nicht nur im militärischen Bereich, sondern immer häufiger auch bei der Jagd zum Einsatz.
Halder, Lorenz (1731–1799), Büchsenmacher in St. Gallen
gegen Mitte 18. Jh.
L. 144.5 cm, Lauf L. 106.5 cm
Stahl; Eisen, vernickelt? (vorderer Lauf); Vergoldete und versilberte gravierte und geschwärzte Garnitur- und Schlossteile; Nussbaumholz; Feuerstein; Leder
Wg 505
René Géroudet, Eugène Heer, Armes Anciennes des Collections Suisses, Ausstellungskatalog, Musée Rath, Genève 1972, S. 79, Nr. 386.

Hugo Schneider, Hand- und Faustfeuerwaffen 1540–1820, Bern 1975, S. 7, Nrn. 133.

Burgerbibliothek Bern – Online-Archivkatalog. https://ark.burgerbib.ch/ark:36599/f242p1902rn, aufgerufen am 07.04.4025.
Schlagwörter: Jagd, Sport, Freizeit, Vereinswesen, Hauswirtschaft, Persönliche Accessoires, Waffen, Gewerbe