Malerei: Flügelaussenseiten eines spätgotischen Altars (Retabel), gestiftet von Ulrich Muntprat (um 1450–1522) und seiner Ehefrau Elisabeth von Sengen für die Kirche St. Jakobus in Lommis, mit den Darstellungen der Heiligen Barbara und Ulrich auf der linken sowie Andreas und Elisabeth auf der rechten Tafel

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1457 erwarb die Familie Muntprat die Gerichtsherrschaft Lommis und errichtete ihre Grablege mit grosszügiger Kaplaneipfründe in der Kirche St. Jakobus zu Lommis. Ulrich Muntprat (um 1450–1522) beauftragte Rudolf Stahel und Andreas Haider, einen Altar für die Kirche zu malen. Die Tafel gedenkt namentlich dem Stifter und der Stifterin, da sie auf den Aussenseiten deren Namenspatrone, den hl. Ulrich und die hl. Elisabeth von Thüringen, zeigt.

Im 19. Jh. war die Malerei im Besitz von Joseph Freiherr von Lassberg (1770–1855), der dem Fürsten von Fürstenberg als Forstmeister diente. Zudem sammelte er wertvolle Handschriften und weitere Altertümer. 1853 verkaufte er seine Schätze inklusive dem Altar dem Fürsten, der die Neuerwerbungen seiner Sammlung in Donaueschingen zuführte. In der Folgezeit wurden die Aussenflügel vom Mittelteil getrennt und in einem weiteren Schritt, die Vorderseiten (Alltagsseite) der Flügel von den Innenseiten (Festtagsseite) gelöst. Es entstanden drei Einheiten, wovon die eine, die zwei Flügel mit den Alltagsseiten, 1922 in Basel von der Thurgauischen Museumsgesellschaft erworben werden konnte. Die Festtagsseiten blieben in Donaueschingen und der Mittelteil gelangte ins Schweizerische Nationalmuseum.
Stahel, Rudolf (gest. 1527/1528) und Haider, Andreas (Ende 15. Jh./1. Hälfte 16. Jh.), Maler in Konstanz
um 1514/1515
H. 131, B. 54.5 cm
Tempera auf Holz, Rückseite parkettiert
TD 5
Albert Knoepfli, Die Kunstdenkmäler des Kantons Thurgau, Bd. 1, Der Bezirk Frauenfeld (Die Kunstdenkmäler der Schweiz, Bd. 23), Basel 1950, S. 143.

Albert Knoepfli, Die Kunstdenkmäler des Kantons Thurgau, Bd. 2, Der Bezirk Münchwilen (Die Kunstdenkmäler der Schweiz, Bd. 34), Basel 1955, S. 255.

Bernd Konrad, Konstanzer Malerwerkstätten und ihre Beziehung zum Thurgau, in: Visuelle Kultur und politischer Wandel, Der südliche Bodenseeraum im Spätmittelalter zwischen Habsburg, Reich und Eidgenossenschaft, Beiträge der internationalen Tagung des Historischen Museums Thurgau vom 16./17. Januar 2014, S. 72–93.

Christina Egli, Lütfried Muntprat und sein Enkel Ulrich, Vom Wandel einer Konstanzer Kaufmannsdynastie zum Thurgauer Landadel, in: Vom Bodensee nach Bischofszell, Alltag und Wirtschaft im 15. Jahrhundert, (Der Thurgau im Mittelalter, Bd. 2), 2015, S. 61–64.

Werner Warth, Der Thurgauer Landadlige Ulrich Muntprat – Lobbyist und Diplomat, in: Umbruch am Bodensee, Vom Konstanzer Konzil zur Reformation, (Der Thurgau im Mittelalter, Bd. 3/4), 2018, S. 89–96.

Matthias Schnyder, Der Himmelschatz der Muntprat von Spiegelberg in Lommis – Vorsorge einer Thurgauer Adelsfamilie, in: Umbruch am Bodensee, Vom Konstanzer Konzil zur Reformation, (Der Thurgau im Mittelalter, Bd. 3/4), Zürich 2018, S. 255–264.
Schlagwörter: Kloster, Kirche, Malerei