Medaille: 1/2-Michaelspfennig-Stück des Stifts Beromünster, geprägt in Sursee, aus der Sammlung von Maria Walenta (1876–1961)

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Vs.: Umschrift: «BERO . COM . DE . LENZB : – FUNDA . ECCL . BERO . 720». In mehrfachem Linienkreis Wappen in gestufter Einfassung, mit reicher Helmdecke und Pfauenfedern als Helmkleinod, dahinter Lorbeer- und Palmzweig (Symbole des Siegs und Ruhms).
Rs.: Umschrift: «COLLEG . BERO . SVIS . BENEV . D . D :». In doppeltem Linienkreis stehender hl. Michael auf dem Teufel, mit seinem Attribut (Schwert), auf dem Schild die Angabe «QVIS / VT / DEV / S» (Quis ut deus?) (Wer ist wie Gott? Wörtliche Übersetzung des Namen Michael aus dem Hebräischen), darunter die Künstlersignatur.
Das Chorherrenstift Beromünster im Kanton Luzern wurde der Legende nach durch den Grafen Bero von Lenzburg im Jahr 720 gegründet. An der Stelle, an der sein Sohn auf der Jagd von einem Bären getötet worden war, stiftete der Graf eine Kapelle, die dem Erzengel Michael geweiht war. Der Erzengel, der auf der Vorderseite im Kampf mit dem Drachen dargestellt ist, hat der Prägung ihren Namen gegeben: «Michaelspfennig». Auf der Rückseite findet sich das Wappen des Chorherrenstifts mit imposanter Helmzier. Die Inschrift «BERO COM(ES) DE LENZB(VRG) FVNDA(TOR) ECCL(ESIAE) BERO(NENSIS)» nennt den Namen des Gründers von Beromünster (Bero, Graf von Lenzburg, Stifter der Kirche Beromünster). Die Rückseite zeigt den hl. Michael und die Umschrift «COLLEG(IVM) BERO(NENSE) SVIS BENEV(OLIS) D(ONVM) D(EDIT)» (Vom Stift Beromünster seinen Wohltätern als Geschenk zugeeignet). Diese Medaille, im Wert eines halben Guldens, wurde jeweils am Michaelstag (29. September), dem Feiertag des Stifts zu Ehren seiner Kirchweihe und seiner Stiftung, an geladene Festbesucher abgegeben.

Maria Walenta (1876–1961) wurde im tschechischen Graslitz geboren und kam um 1903 zu ihrem Bruder Rudolf (1875–1933) nach Frauenfeld, der hier bereits seit 1893 bei der Instrumentenbauerin Marie Wolf arbeitete. Maria Walenta führte wohl den Haushalt Wolf, in welchem auch ihr Bruder lebte. Marie Wolf vermachte per Testament Maria Walenta 1934 ihr Haus an der Thundorfstrasse zur Nutzniessung bis zu ihrem Tod. Nach dem Willen der Testatorin sollte dieses Objekt nach dem Tod der Begünstigten an die Bürgergemeinde Frauenfeld übergehen, wobei der Erlös aus dem späteren Verkauf der Liegenschaft für einen Musikpavillon sowie für einen Springbrunnen im Stadtpark Burstel bestimmt war. Das Legat wurde als «Fräulein Marie Wolf und Herrn Rudolf Walenta-Fonds» bezeichnet.
Maria Walenta vermachte ihrerseits dem Historischen Museum Thurgau eine reichhaltige Münz- und Papiergeldsammlung (vor allem Notgeld um 1920, Banknoten, Gutscheine und Marken aus Papier) sowie einige Antiquitäten. Wer die Münzen erworben hat – Maria Walenta, ihr Bruder oder die Familie Wolf –, bleibt unklar.
Mayer, Johann (tätig um 1790–1800), Stempelschneider, Medailleur
um 1790–1800
D. 31.1 mm
Silber, Prägung
T 37894
Adolf Inwyler, Zur schweizerischen Medaillenkunde, Die Michaelspfennige des Collegiatstiftes Bero-Münster, in: Schweizerische Numismatische Rundschau, Bd. 8, 1898, S. 194–273, Nr. 48.
Schlagwörter: Numismatik, Kunsthandwerk, Hauswirtschaft, Persönliche Accessoires, Religion katholisch, Brauchtum, Kloster, Heraldik, Symbol, Botanik, Waffen