Medaille: Religiöse Medaille mit seligem Papst Pius X. und dem hl. Petrus, mit runder Tragöse, aus dem Nachlass der Schriftstellerin Alja Rachmanowa

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Vs.: Umschrift: «BEATUS PIUS P . P . X», (Beatus Pius Pastor Pastorum X: Seliger Pius X., Hirte der Hirten). Brustbild von Papst Pius X. (1903–1914) mit Stola (Amtszeichen in Form eines Schultertuchs) und Camauro (Kopfbedeckung aus halbrunder Mütze) nach links, umgeben von Strahlenkranz.
Rs.: Nimbierte Halbfigur des Apostels Petrus im Dreiviertelprofil nach rechts, in den Händen Schlüssel.
Wurde als Anhänger an einer Kette getragen.

Papst Pius X. gilt als konservativer Reformpapst, der eine Reihe von Reformen veranlasste, um die katholische Kirche gegenüber den Herausforderungen der Moderne zu stärken. 1951 wurde er von Papst Pius XII. (1939–1958) selig und 1954 heilig gesprochen. Die Rückseite mit der Darstellung des Apostels Petrus nimmt Bezug auf das oberste Amt der katholischen Kirche, dem des Papstes. Als erster Bischof von Rom gilt Petrus ebenfalls als erster Papst.

Die Datierung der Medaille ergibt sich durch die Nennung «BEATUS» in der Umschrift der Vorderseite, das Pius X. als Seligen anspricht. Die Medaille muss somit in der Zeitspanne zwischen 1951, dem Jahr der Seligsprechung, und 1954, dem Jahr der Heiligsprechung, entstanden sein.

Die Schriftstellerin Alja Rachmanowa lebte von 1949 bis zu ihrem Tod 1991 im thurgauischen Ettenhausen. Mittels Legat vermachte sie dem Kanton Thurgau ihren gesamten Nachlass, der sich im Staatsarchiv, in der Kantonsbibliothek und im Historischen Museum Thurgau befindet.
Die als Galina Djuragin 1898 im russischen Kasli im südöstlichen Ural geborene Dichterin thematisierte in ihren Schriften u.a. die russischen Revolutionswirren. Seit 1921 mit dem österreichischen Sprachwissenschaftler und Aristokraten Arnulf von Hoyer verheiratet, emigrierte Rachmanowa mit Mann und Sohn 1926 nach Österreich und lebte bis 1945 in Salzburg. Um 1931 konvertierte sie vom russisch-orthodoxen zum katholischen Glauben. In ihrem Nachlass befinden sich zahlreiche Gegenstände mit religiösen Bezügen.
Rachmanowa sympathisierte aktiv mit der Politik von Adolf Hitler. So verfasste sie Propagandaschriften für das Auswärtige Amt und war Mitglied der nationalsozialistischen Volkswohlfahrt. Ihre Tagebücher zeugen vom Wohlwollen gegenüber der Ideologie und dem Programm der NASAP im Deutschen Reich. Durch ihren Umzug in die Schweiz entging das Ehepaar Hoyer dem Entnazifizierungsverfahren. Ihr Sohn Jurka (Alexander) war als Kameradschaftsführer in der Hitlerjugend aktiv und nahm an der Bücherverbrennung auf dem Residenzplatz in Salzburg am 30. April 1938 teil. 1945 fiel er im Zweiten Weltkrieg bei Kämpfen um Wien.
1951–1954
H. 1.3, D. 1 cm
Buntmetall (Bronze oder Messing), versilbert, geprägt
T 34519
Marianne Luginbühl, Russische Literatur im Thurgau, Alja Rachmanowa, in: bodenständig und grenzenlos, 200 Jahre Thurgauer Frauengeschichte(n), Frauenfeld, 1998, S. 153–155.

Franz Stadler, Die unterschlagenen Geheimnisse der Milchfrau in Ottakring, in: Zwischenwelt, Literatur / Widerstand / Exil, 35. Jahrgang, Nr. 3, 2018, S. 8–11. https://theodorkramer.at/zwischenwelt/ausgaben/nachtgedanken/, aufgerufen am 21.06.2024.

https://www.deutschlandfunkkultur.de/russische-schriftstellerin-die-entzauberung-der-alja-100.html, aufgerufen am 21.06.2024.
Schlagwörter: Numismatik, Kunsthandwerk, Hauswirtschaft, Persönliche Accessoires, Religion katholisch, Brauchtum