Medaille: Religiöse Medaille (Wallfahrtsmedaille), in Auftrag gegeben von der katholischen Kirchgemeinde Egg (ZH), mit Tragöse und Ring, aus dem Nachlass der Schriftstellerin Alja Rachmanowa

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Vs.: Umschrift: «STE ANTONI DE – PAD. O. P. N.», Kürzungsstrich unter TE von STE, (O P N = ORA PRO NOBIS, Bete für uns). Nimbiertes Hüftbild des hl. Antonius von Padua nach links in Ordenstracht des Franziskanerordens, in den Händen das ihn umarmende Christuskind haltend.
Rs.: Umschrift: «WALLFAHRTS- - - KIRCHE ST ANTONIUS / . EGG . ZCH .», Kürzungsstrich unter «T» von «ST», Ansicht der Wallfahrtskirche von Westen.
Wurde als Anhänger an einer Kette getragen.

Die St. Antonius-Kirche wurde 1921 in Egg (ZH) als einfacher Holzbau mit Dachreiter erbaut. 1926 erfolgte die Schenkung von Antonius-Reliquien durch den Vatikan, sodass kurz darauf eine rege Wallfahrt einsetzte. 1933 vergrösserte man den Bau nach Osten, errichtete eine Empore und baute einen Kirchturm. Bereits 1939 musste eine zusätzliche Halle, das spätere Querschiff, hinter dem Kirchturm, zur Aufnahme der vielen Pilger angebaut werden.
Die Rückseite der Medaille zeigt den baulichen Zustand der Kirche in den Jahren 1933–1939 mit dem neuen Kirchturm, aber noch ohne die seitliche Halle von 1939.

Die Schriftstellerin Alja Rachmanowa lebte von 1949 bis zu ihrem Tod 1991 im thurgauischen Ettenhausen. Mittels Legat vermachte sie dem Kanton Thurgau ihren gesamten Nachlass, der sich im Staatsarchiv, in der Kantonsbibliothek und im Historischen Museum Thurgau befindet.
Die als Galina Djuragin 1898 im russischen Kasli im südöstlichen Ural geborene Dichterin thematisierte in ihren Schriften u.a. die russischen Revolutionswirren. Seit 1921 mit dem österreichischen Sprachwissenschaftler und Aristokraten Arnulf von Hoyer verheiratet, emigrierte Rachmanowa mit Mann und Sohn 1926 nach Österreich und lebte bis 1945 in Salzburg. Um 1931 konvertierte sie vom russisch-orthodoxen zum katholischen Glauben. In ihrem Nachlass befinden sich zahlreiche Gegenstände mit religiösen Bezügen.
Rachmanowa sympathisierte aktiv mit der Politik von Adolf Hitler. So verfasste sie Propagandaschriften für das Auswärtige Amt und war Mitglied der nationalsozialistischen Volkswohlfahrt. Ihre Tagebücher zeugen vom Wohlwollen gegenüber der Ideologie und dem Programm der NASAP im Deutschen Reich. Durch ihren Umzug in die Schweiz entging das Ehepaar Hoyer dem Entnazifizierungsverfahren. Ihr Sohn Jurka (Alexander) war als Kameradschaftsführer in der Hitlerjugend aktiv und nahm an der Bücherverbrennung auf dem Residenzplatz in Salzburg am 30. April 1938 teil. 1945 fiel er im Zweiten Weltkrieg bei Kämpfen um Wien.
1933–1939
L. 2.6 cm, D. 1.9 cm
Aluminium, geprägt
T 34510
Hans Martin Gubler, Die Kunstdenkmäler des Kantons Zürich, Bd. 3, Die Bezirke Pfäffikon und Uster (Die Kunstdenkmäler der Schweiz, Bd. 66), Basel 1978, S. 668–670.

Dr. Busso Peus Nachf. Münzhandlung, Frankfurt a. M., Auktion 306, 13.–15.12.1982, Sammlung Dr. Busso Peus, Frankfurt, Wallfahrtsmedaillen des deutschen Sprachgebietes, S. 149 Nr. 2519.

Marianne Luginbühl, Russische Literatur im Thurgau, Alja Rachmanowa, in: bodenständig und grenzenlos, 200 Jahre Thurgauer Frauengeschichte(n), Frauenfeld, 1998, S. 153–155.

Franz Stadler, Die unterschlagenen Geheimnisse der Milchfrau in Ottakring, in: Zwischenwelt, Literatur / Widerstand / Exil, 35. Jahrgang, Nr. 3, 2018, S. 8–11. https://theodorkramer.at/zwischenwelt/ausgaben/nachtgedanken/, aufgerufen am 21.06.2024.

Martin Illi, Egg (ZH), in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 17.10.2005. https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/000129/2005-10-17/, aufgerufen am 20.03.2024.

https://www.deutschlandfunkkultur.de/russische-schriftstellerin-die-entzauberung-der-alja-100.html, aufgerufen am 21.06.2024.
Schlagwörter: Numismatik, Kunsthandwerk, Hauswirtschaft, Persönliche Accessoires, Religion katholisch, Kloster, Kirche, Brauchtum