Medaille: Religiöse runde Plakette mit dem greisen Simeon und dem Christuskind, aus dem Nachlass der Schriftstellerin Alja Rachmanowa

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Vs.: Umschrift: «VIDERVNT . OCVLI M – EI SALVTARE TVVM» (Meine Augen haben dein Heil gesehen, Lk 2, 30). Erhaben gestaltetes Brustbild des Heiligen von vorne, auf dem rechten Arm das schlafende Christuskind haltend, rechts ligierte Künstlersignatur: «HB» von Kreuz überhöht. Ikonenhafte symmetrische Gestaltung des Heiligen mit langen Fingern, langem Bart und langem schmalem Gesicht mit ebensolcher Nase. Durch die streng symmetrische vertikale Darstellung des Heiligen in seiner Hagerkeit wird das Liebliche des liegenden Jesuskindes betont, dessen Gesicht im Profil abgebildet gefertigt ist.
Rs.: Zwei undeutliche kegelförmige Punzierungen.
Die Plakette mit der Darstellung des Simeon mit dem Christuskind nimmt Bezug auf die Erzählung aus dem Lukasevangelium (Lk 2, 25–38). Geschildert wird die Darbringung von Jesus im Tempel, musste der Erstgeborene doch 40 Tage nach der Geburt im Jerusalemer Tempel Gott symbolisch dargebracht und mit einem Opfer ausgelöst werden. Simeon, ein frommer Mann, und die greise Prophetin Hannah erkannten Jesus als den erwarteten Messias und Simeon prophezeite das Wirken Jesus.

Die Schriftstellerin Alja Rachmanowa lebte von 1949 bis zu ihrem Tod 1991 im thurgauischen Ettenhausen. Mittels Legat vermachte sie dem Kanton Thurgau ihren gesamten Nachlass, der sich im Staatsarchiv, in der Kantonsbibliothek und im Historischen Museum Thurgau befindet.
Die als Galina Djuragin 1898 im russischen Kasli im südöstlichen Ural geborene Dichterin thematisiert in ihren Schriften u.a. die russischen Revolutionswirren. Seit 1921 mit dem österreichischen Sprachwissenschaftler und Aristokraten Arnulf von Hoyer verheiratet, emigrierte Rachmanowa mit Mann und Sohn 1926 nach Österreich und lebte bis 1945 in Salzburg. Um 1931 konvertierte sie vom russisch-orthodoxen zum katholischen Glauben. In ihrem Nachlass befinden sich zahlreiche Gegenstände mit religiösen Bezügen.
Rachmanowa sympathisierte aktiv mit der Politik von Adolf Hitler. So verfasste sie Propagandaschriften für das Auswärtige Amt und war Mitglied der nationalsozialistischen Volkswohlfahrt. Ihre Tagebücher zeugen vom Wohlwollen gegenüber der Ideologie und dem Programm der NASAP im Deutschen Reich. Durch ihren Umzug in die Schweiz entging das Ehepaar Hoyer dem Entnazifizierungsverfahren. Ihr Sohn Jurka (Alexander) war als Kameradschaftsführer in der Hitlerjugend aktiv und nahm an der Bücherverbrennung auf dem Residenzplatz in Salzburg am 30. April 1938 teil. 1945 fiel er im Zweiten Weltkrieg bei Kämpfen um Wien.
um 1920–um 1940
D. 125, T. 20 mm
Bronze, patiniert, gegossen (Hohlguss)
T 34348
Marianne Luginbühl, Russische Literatur im Thurgau, Alja Rachmanowa, in: bodenständig und grenzenlos, 200 Jahre Thurgauer Frauengeschichte(n), Frauenfeld, 1998, S. 153–155.
Schlagwörter: Numismatik, Kunsthandwerk, Relief, Hauswirtschaft, Religion katholisch