Medaille: Schulprämie für die Schulen der Republik Genf

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Vs.: Umschrift in zwei Schriftrollen: «POST TENEBRAS LUX .», (Nach der Finsternis das Licht; Leitspruch der Calvinisten und der Republik Genf) – «SEN . GEN . PRAE[AE ligiert]M . SCHO . D .», (SENATVS GENEVENSIS SCHOLASTICIS PRAEMIAM MAERITI DEDIT, Der Genfer Senat gibt den Schülern die verdiente Belohnung). In mehrfachem Linienkreis geschweifter Genfer Wappenschild in von einer Girlande behängter Kartusche aus Rollwerk, welche vom Christusmonogramm «IHS» in Strahlenkranz überhöht wird, unten gekreuzte Lorbeerzweige (Symbole des Siegs und Ruhms) aus Rollwerk tretend.
Rs.: Umschrift: «LEX DEI SAPIENTIAM PRAE[AE ligiert]STAT PARVULIS .» (Das Gesetz Gottes gewährt den Kindern Weisheit). In doppeltem Linienkreis Fides, die Verkörperung der christlichen Tugend des Glaubens in Person einer stehenden Frau mit aufgeschlagenem Buch auf ihrem rechten Arm, mit dem linken Zeigefinger auf eine Textstelle zeigend und nach links oben blickend, wo der Name Gottes «IEHOVA» in Hebräisch über Wolken und Strahlen steht. Links vor Fides die liegende Sapientia (Verkörperung der Weisheit), welche aus ihrem Busen die Milch der Wissenschaft fliessen lässt. Im Hintergrund tempelartiges Gebäude mit Kolonnadenfront.
Seit dem 17. Jh. verbreitete sich in vielen Schweizer Städten der Brauch, einmal pro Jahr – meistens zu Ostern – die Lerneifrigsten mit Preisen zu belohnen. Waren es anfänglich Geldbeträge oder Sachwerte (Bücher, Naturalien), verschenkte man mit der Zeit Medaillen, zumeist aus Silber, die zuweilen dem Wert gängiger Münzen entsprachen. In der Regel wurden solche Medaillen feierlich vergeben. Sinn und Zweck dieser Würdigung war die Ermunterung der Schülerschaft zu Höchstleistungen. An manchen Orten hielt sich dieser Brauch mit Unterbrechungen noch bis weit ins 20. Jh. hinein.
Unter dem Einfluss der Reformation und später der Aufklärung wurde in der Schweiz die Schulbildung für Knaben wie auch für Mädchen vorangetrieben. Genf führte bereits 1536 das
Schulobligatorium ein. An Stadtschulen wie in Genf fand ein eher stufengerechter, geschlechtergetrennter und ganzjähriger Lehrbetrieb statt, während an den Landschulen eine einzige Schulstube üblich war, wo sich die Kinder mehrheitlich im Winter einfanden. Lesen war das wichtigste Fach, da diese Fähigkeit die Voraussetzung war, sich der Lektüre der Bibel zu widmen und die Psalmen auswendig zu lernen. Daneben wurde Schreiben sowie Singen unterrichtet und an den Stadtschulen bzw. Marktorten auch das Rechnen. Lehrmittel waren religiöse Bücher (Psalmenbuch, Altes und Neues Testament). Im letzten Viertel des 18. Jhs. war in Genf die Alphabetisierung fast abgeschlossen.

Johann Kaspar Mörikofer (1733–1803) absolvierte ab 1750 eine Lehre als Siegelstecher, Steinschneider und Medailleur bei seinem Vetter Johann Melchior Mörikofer (1706–1761) in Bern. Fast alle Berner Münzstempel von 1762/1765 bis 1796 stammen von ihm. 1769 bis 1797 fertigte er die Stempel der Goldmünzen von Solothurn. Dazu kamen Verdienst- und Gedenkmedaillen für weitere Städte und vor allem Schulprämien, Siegel für Bern und Zofingen sowie private Aufträge für Medaillenstempel.
Mörikofer, Johann Kaspar (1733–1803) aus Frauenfeld, Medailleur, Stempelschneider in Bern
1782–1783
D. 43 mm
Silber, Prägung
T 7986
Albert Meier, Gottfried Häusler, Die Schulprämien der Schweiz, Hilterfingen 1991, Nr. 227.

Werner Bieri, Die Medaillen von Johann Melchior (1706–1761) und Johann Kaspar (1733–1803) Mörikofer, in: Schweizerische Numismatische Rundschau, Bd. 75, 1996, S. 121–153, Nr. 47.

Schulwesen, in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 21.11.2012. https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/010396/2012-11-21/, aufgerufen am 07.10.2025.
Schlagwörter: Numismatik, Kunsthandwerk, Herrschaft, Bildungswesen, Heraldik, Allegorie, Religion, Symbol, Andenken, Erinnerung