Medaille: Schulprämie für die städtische Schule in Brugg (AG)

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Vs.: In Strichelkreis Wappen von Brugg im Schild in französischer Form, auf beiden Schildseiten herabhängende Lorbeerblätter-Festons, die im Scheitel oben aus einem Rollwerk entspringen und je ein mit Perlen gefasstes ovales, auf den oberen Schildecken liegendes Medaillon aufweisen.
Rs.: In Strichelkreis die Angaben «GOTTS- / FORCHT UND / FLEISS , BRINGT / NUTZ UND / PREIS .» zwischen Lorbeerzweigen (Symbole des Siegs und Ruhms).
Seit dem 17. Jh. verbreitete sich in vielen Schweizer Städten der Brauch, einmal pro Jahr – meistens zu Ostern – die Lerneifrigsten mit Preisen zu belohnen. Waren es anfänglich Geldbeträge oder Sachwerte (Bücher, Naturalien), verschenkte man mit der Zeit Medaillen, zumeist aus Silber, die zuweilen dem Wert gängiger Münzen entsprachen. In der Regel wurden solche Medaillen feierlich vergeben. Sinn und Zweck dieser Würdigung war die Ermunterung der Schülerschaft zu Höchstleistungen. An manchen Orten hielt sich dieser Brauch mit Unterbrechungen noch bis weit ins 20. Jh. hinein.
Unter dem Einfluss der Reformation und später der Aufklärung wurde in der Schweiz die Schulbildung für Knaben wie auch für Mädchen vorangetrieben. Im 17. Jh. boten alle Berner und Zürcher Gemeinden einen Schulunterricht an, wobei an Stadtschulen wie in Brugg ein eher stufengerechter, geschlechtergetrennter und ganzjähriger Lehrbetrieb stattfand, während an den Landschulen eine einzige Schulstube üblich war, wo sich die Kinder mehrheitlich im Winter einfanden. Lesen war das wichtigste Fach, da diese Fähigkeit die Voraussetzung war, sich der Lektüre der Bibel zu widmen und die Psalmen auswendig zu lernen. Daneben wurde Schreiben sowie Singen unterrichtet und an den Stadtschulen bzw. Marktorten auch das Rechnen. Lehrmittel waren religiöse Bücher (Psalmenbuch, Altes und Neues Testament). Gegen Ende des 18. Jh. besuchten im Kanton Bern (Stand Bern), zu dem Brugg bis 1798 gehörte, etwa gleich viele Mädchen wie Knaben die sechs Jahre dauernde Grundschule, und die Lesefähigkeit beider Geschlechter hielt sich die Waage.

Johann Kaspar Mörikofer (1733–1803) absolvierte ab 1750 eine Lehre als Siegelstecher, Steinschneider und Medailleur bei seinem Vetter Johann Melchior Mörikofer (1706–1761) in Bern. Fast alle Berner Münzstempel von 1762/1765 bis 1796 stammen von ihm. 1769 bis 1797 fertigte er die Stempel der Goldmünzen von Solothurn. Dazu kamen Verdienst- und Gedenkmedaillen für weitere Städte und vor allem Schulprämien, Siegel für Bern und Zofingen sowie private Aufträge für Medaillenstempel.
Mörikofer, Johann Kaspar (1733–1803) aus Frauenfeld, Medailleur, Stempelschneider in Bern
1794
D. 28.8 mm
Silber (getönt), Prägung
T 7985
Ueli Friedländer, Schweizer Medaillen aus altem Privatbesitz, Zürich 1989, Nr. 1358.

Werner Bieri, Die Medaillen von Johann Melchior (1706–1761) und Johann Kaspar (1733–1803) Mörikofer, in: Schweizerische Numismatische Rundschau, Bd. 75, 1996, S. 121–153, Nr. 57.

Schulwesen, in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 21.11.2012. https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/010396/2012-11-21/, aufgerufen am 07.10.2025.

David Pfammatter, Die Niederen Schulen des Unteraargaus im ausgehenden Ancien Regime, in: Volksschule um 1800, Studien im Umfeld der Helvetischen Stapfer-Enquête 1799, 2014, S. 207–230. https://www.stapferenquete.ch/sites/default/files/publikationen/PDFpfammatter.pdf, aufgerufen am 07.10.2025.
Schlagwörter: Numismatik, Kunsthandwerk, Herrschaft, Bildungswesen, Heraldik, Symbol, Andenken, Erinnerung