Medaille: Silberabschlag des Dukaten des Klosters Fischingen auf den 50. Jahrestag der ersten Messe des Abts Troger und auf den 500. Todestag der hl. Idda von Toggenburg, geprägt in Zürich zur Zeit von Abt Franz Troger von Altdorf (1688–1728)

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Vs.: Umschrift: «FRANCISCUS ABBAS FISCH . JUBILAE[AE ligiert]US». In Strichelkreis ovaler gevierter Wappenschild mit Stifts- (Felder 1 und 4) und Familienwappen (Felder 2 und 3), auf dem Podest die Jahreszahl «1726», über dem Wappen Mitra (Kopfbedeckung der Bischöfe sowie von bestimmten Äbten mit Rechts- und Verwaltungshoheit), Stola und Krummstab (Symbol des Abts als Hirte der Gläubigen). Rechts und links am Wappenschild angesetzte volutenförmige Ohren.
Rs.: Umschrift: «S . IDDA COMIT . TOGG». In Strichelkreis die stehende hl. Idda. Links neben ihr der zwölf Lichter tragende Hirsch, der Idda jeden Tag zur Messe geleitet.
1726 liess der Fischinger Abt Franz Troger (1688–1728) zu seinem 50-jährigen Priesterjubiläum und dem 500. Todestag der hl. Idda von Toggenburg beim Zürcher Medailleur und Münzmeister Johann Jakob I. Gessner (1677–1733) mehrere Goldmünzen im einfachen und zweifachen Dukatengewicht – 1- und 2-Dukaten-Stück – herstellen. Diese Goldmünzen waren zu Geschenkzwecken für hochrangige Gäste gedacht und deckten das barocke Repräsentationsbedürfnis ab. Verteilt wurden sie unter den anwesenden Gästen bei Feierlichkeiten oder via Boten als Geschenk an aussenstehende wichtige Personen überbracht. Solche Gaben spielten in den politischen Netzwerken der Zeit eine wichtige Rolle. Je nach Rang des Empfängers wurden Doppeldukaten oder einfache Dukaten ausgehändigt. Daneben konnten diese Gedenkprägungen, die im üblichen Dukatengewicht mit dem entsprechenden Goldgehalt geprägt worden waren, auch als Münzen bei Zahlungen dienen. Der vorliegende Abschlag wurde mit den gleichen Stempeln wie die einfachen Dukaten geprägt, jedoch in Silber. Diese Abschläge waren vermutlich für weniger hochrangige Gäste von Anlässen sowie für Personen im Umfeld der klösterlichen Verwaltung gedacht. Da sie aufgrund ihres Gewichts nicht in das hiesige Münzsystem passten, konnten sie nicht direkt als Geld verwendet werden. Im Gegensatz zu den Dukaten und Doppeldukaten, die als anerkannte Zahlungsmittel (Münzen) dienen konnten, handelt es sich bei diesem Silberabschlag somit um eine kleine Gedenkmedaille. Möglicherweise wurden noch im 19. Jh. mit den originalen Stempeln Silberabschläge fabriziert und an Sammler verkauft.

Unter Franz Troger entwickelte sich das Kloster Fischingen zu einem bedeutenden Wallfahrtsort, denn Troger förderte den Kult um die hl. Idda, obwohl diese noch nicht kanonisiert war. 1724 sprach Papst Benedikt XIII. Idda schliesslich heilig. 1704–1718 liess Troger die St. Iddakapelle zu Ehren der Heiligen bauen und 1726 zu ihrem 500. Todestags, der zeitlich auf den 50. Jahrestag seiner ersten Messe fiel, Münzen prägen. Auf Pilgermedaillen wurde das Porträt der Wallfahrtsheiligen abgebildet. Die Devotionalien versprachen den Pilgern Segen sowie Gnadenwirkung und konnten Unheil abwenden (apotropäische Wirkung).
Gessner, Hans (Johann) Jakob (I.) (1677–1737), Medailleur, Stempelschneider, Münzmeister
1726
D. 23 mm
Silber, Prägung
T 6941
Jean-Paul Divo, Edwin Tobler, Die Münzen der Schweiz im 18. Jahrhundert, Zürich 1974, Nr. 968b (Silberabschlag in der Auflage von 20 Ex.).

Barockes Fischingen, Katalog zur Ausstellung zum Abschluss der Restaurierungsarbeiten am Kloster Fischingen 1980–1991 unter dem Patronat des Thurgauer Regierungsrates, Katalog Kloster Fischingen, Gossau 1991, Nr. 2.2.2.

Marie-Alix Roesle, Der Münzmeister, Stempelschneider und Medailleur Hans Jacob I. Gessner (1677–1737), Zum Münz- und Medaillenwesen im Zürich des 18. Jahrhunderts (Freiburger Studien zur Frühen Neuzeit, Bd. 18), 2 Bde., Bern 2020, Nr. 28.3.2.

Adrian M. Siegel, P. Gregor Jäggi, P. Thomas Fässler, Die Münz- und Medaillengeschichte der Benediktinerkloster in der Schweiz, Teil 1: Die Dukaten des Klosters Einsiedeln, in: Schweizer Münzblätter, Bd. 280, 2020, S. 134–149.
Schlagwörter: Numismatik, Kunsthandwerk, Hauswirtschaft, Religion katholisch, Heraldik, Kloster, Herrschaft