Medaille: Verdienstmedaille für die Landwirtschaftliche Schule in Kreuzlingen, ausgegeben anlässlich der Schweizerischen Gewerbe- und Industrieausstellung 1857 in Bern

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Vs.: Umschrift: «CIVI BENE MERITO PATRIA .» (Die Bürger des Landes haben Gutes verdient). In doppeltem Linienkreis Dreiergruppe vor Altar mit stehender Helvetia mit Schweizerschild und Siegerkranz in der Mitte (allegorische Figur, die die Schweiz repräsentiert und die Unabhängigkeit, Freiheit, Neutralität und Einigkeit verkörpert), zur Linken die Personifikation der Industrie und des Gewerbes in der Person eines Schmieds mit Lederschürze und geschultertem Hammer, daneben Bienenstock (Symbol des Fleisses) sowie Zahnräder (Symbol der Maschinenindustrie), Lochkarten für Webstühle (Symbol der Textilindustrie) und Papierrollen (Symbol der Druckindustrie). Rechts stehender Senn mit Siegerkranz in der Rechten und den linken Arm über eine Kuh gelegt, Allegorie für die Landwirtschaft. Davor Büste, Malerpalette mit Pinsel, Zirkel und Bildhauerhammer als Verkörperung der Kunst. Hinter dem Altar sind ein Pflug und eine Korngarbe platziert, welche ebenfalls symbolisch auf die Landwirtschaft und den Wohlstand hinweisen. Im Abschnitt die Signaturen: «ANT. BOVY. SC.», (Antoine Bovy, Graveur) und «ALB. WALCH INV.», (Albert Walch, Entwerfer).
Rs.: Umschrift: «(Rosette) CERTAMEN ARTIUM IN HELVETIA INSTITUTUM (Rosette) – BERNAE MDCCCLVII», (Wettbewerb der Künste in der Schweiz abgehalten – Bern 1857). In dreifachen Linienkreis «LANDW / SCHULE IN KREUZLINGEN» in gebundenem Eichenkranz (Symbol des Siegs, der Stärke, Treue und Einheit).
Gewerbe- und Industrieausstellungen spielten als Leistungsschauen für die aufkommende Industrie seit dem frühen 19. Jh. überall in Europa eine wichtige Rolle. In der Schweiz wurde erstmals 1804 eine Kunst- und Industrieausstellung abgehalten, an der sich zahlreiche Aussteller aus verschiedenen Kantonen beteiligten. Im Gegensatz zu den bisher üblichen Märkten und Messen wurden an diesen Veranstaltungen keine Waren verkauft, sondern Neuheiten präsentiert. Eine erste gesamtschweizerische Gewerbe- und Industrieausstellung wurde 1843 in St. Gallen durchgeführt, die 1848 und 1857 in Bern wiederholt wurde. Gerade die Gewerbe-, Industrie- und Kunstausstellung von 1857 erhielt durch das Präsidium des Bundesrats in der Ausstellungskommission sowie mit der Ausrichtung von Bundessubventionen erstmals einen öffentlich-staatlichen Anstrich, sodass sie als Vorläufer der späteren Landesausstellungen angesehen werden kann.
Mit der Überreichung von Preismedaillen an solchen Anlässen sollten Fleiss und Innovationswillen der Geehrten belohnt und gefördert sowie die Schweizer Industrie zu Höchstleistungen angespornt werden. Entsprechend wirkungsvoll setzten die Sieger solche Ehrungen bei der Bewerbung ihrer Produkte ein. Vorliegende Medaille würdigt die landwirtschaftliche Schule in Kreuzlingen, die erste Bildungseinrichtung im Kanton Thurgau für angehende Landwirte. Als Ackerbauschule wurde die Institution 1841 im Kloster Kreuzlingen eröffnet und bis 1869 geführt.

Der Entwurf zur Medaille stammte von dem in Bern ansässigen deutschen Maler Albert Walch (1816–1882). Umgesetzt wurde die Vorlage durch den renommierten Genfer Medailleur und Bildhauer Antoine Bovy (1795–1877).
Bovy, Antoine (1795–1877), Bildhauer, Münzgraveur, Medailleur
1857
D. 46.7 mm
Gold, Prägung und Gravur
T 101
Catalog (Inventarium), Thurgauische Historische Sammlung, Hinteres Kantonsschulgebäude 3. Stock in Frauenfeld (Weinfelden 1890), S. 47.

Ueli Friedländer, Schweizer Medaillen aus altem Privatbesitz, Zürich 1989, Nr. 565 (Bronze).

Peter Erni, Alfons Raimann, Die Kunstdenkmäler des Kantons Thurgau, Bd. 7, Der Bezirk Kreuzlingen I, Die Stadt Kreuzlingen (Die Kunstdenkmäler der Schweiz, Bd. 115), Bern 2009, S. 86.
Schlagwörter: Numismatik, Kunsthandwerk, Bildungswesen, Ereignis, Allegorie, Symbol, Heraldik, Industrie, Landwirtschaft