Münze: 1-Franken-Stück des Kantons Bern, geprägt in Bern, aus der Sammlung von Maria Walenta (1876–1961)

zurück

Vs.: Umschrift: «CANTON – BERN .». In Strichelkreis mit Lilienkrone bekrönter ovaler Schild mit Berner Wappen (heraldisch nach rechts aufwärtsschreitender Bär mit erhobener linker Vordertatze), flankiert von zwei Palmzweigen (Symbol des Siegs und Friedens), darunter Spruchband mit «DOMINUS PROVIDEBIT» (Der Herr wird vorsorgen, Gen 22, 8) und die Jahreszahl «1811.».
Rs.: In Strichelkreis Umschrift: «SCHWEIZ : - EIDGENOSS :». In Oval stehender Krieger nach rechts blickend, in «altschweizerisch-vaterländischer Tracht» in Anlehnung an die Söldnerkleidung des 16. Jhs. mit geschlitzten Beinkleidern, geschlitztem Wams, Radkragen und mit Federhut (Freiheitshut, Symbol für die Freiheit) sowie mit seiner rechten Hand ein Zweihänder-Langschwert mit gebogener Parierstange (Symbol der Wehrhaftigkeit und militärischen Stärke) mit der Spitze auf den Boden stellend. Mit seiner Linken einen ovalen Schild haltend, darauf Schrift «XIX / CAN / TONE» (19 Kantone) im Abschnitt die Wertangabe «1. FRANK:».
Der 1803 wiedererstandene eidgenössische Staatenbund bestand in der Mediationszeit (1803–1813) aus 19 Kantonen. Genf, Wallis und Neuenburg wurden dank dem Wiener Kongress 1815 der Eidgenossenschaft angegliedert.
Die 1191 durch Herzog Berchtold V. von Zähringen (1186–1218) gegründete Stadt Bern entwickelte sich im Verlauf der Jahrhunderte zum grössten Stadtstaat nördlich der Alpen. Bereits Münzen und Siegel aus der Zeit um 1224 zeigen den Bären als Wappentier, zunächst noch auf allen Vieren laufend. Die älteste überlieferte farbige Darstellung des Berner Wappens mit schwarzem Bären in goldenem Schrägbalken auf rotem Grund findet sich auf einem Setzschild (Schutzschild) aus dem 14. Jh., welcher heute im Historischen Museum Bern aufbewahrt wird.

Wie bei vielen Wappendarstellungen handelt es sich beim Berner Wappen um ein redendes Wappen, welches Bezug auf den Stadtnamen (Bern = Bären) nimmt. Die bereits im Spätmittelalter verbreitete Gründungslegende, wonach Herzog Berchtold V. von Zähringen die neue Siedlung nach dem ersten von ihm in der Gegend erlegten Tier, einem Bären, benannte, bleibt eine Erzählung ohne historische Beweise. Wahrscheinlicher ist, dass sich der Name Bern an einem bereits bestehenden Flurnamen orientierte wie etwa dem keltischen Wort «berna» für Kluft/Schlucht. Als Symbol für Kraft und Macht fand der Bär neben Adler und Löwe in mittelalterlichen Wappendarstellungen eine weite Verbreitung.

Maria Walenta (1876–1961) wurde im tschechischen Graslitz geboren und kam um 1903 zu ihrem Bruder Rudolf (1875–1933) nach Frauenfeld, der hier bereits seit 1893 bei der Instrumentenbauerin Marie Wolf arbeitete. Maria Walenta führte wohl den Haushalt Wolf, in welchem auch ihr Bruder lebte. Marie Wolf vermachte 1934 per Testament ihr Haus an der Thundorfstrasse Maria Walenta zur Nutzniessung bis zu ihrem Tod. Nach dem Willen der Testatorin sollte dieses Objekt nach dem Tod der Begünstigten an die Bürgergemeinde Frauenfeld übergehen, wobei der Erlös aus dem späteren Verkauf der Liegenschaft für einen Musikpavillon sowie für einen Springbrunnen im Stadtpark Burstel bestimmt war. Das Legat wurde als «Fräulein Marie Wolf und Herrn Rudolf Walenta-Fonds» bezeichnet.
Maria Walenta vermachte ihrerseits dem Historischen Museum Thurgau eine reichhaltige Münz- und Papiergeldsammlung (vor allem Notgeld um 1920, Banknoten, Gutscheine und Marken aus Papier) sowie einige Antiquitäten. Wer die Münzen erworben hat – Maria Walenta, ihr Bruder oder die Familie Wolf –, bleibt unklar.
1811
D. 29.5 mm
Silber, Prägung
T 35962
Jean-Paul Divo, Edwin Tobler, Die Münzen der Schweiz im 19. und 20. Jahrhundert, Zürich 1967, Nr. 34.
Schlagwörter: Numismatik, Staatliche Institutionen, Heraldik, Symbol, Tier, Militaria