Münze: 10-Francs-Stück der Dritten Republik Frankreich, geprägt in Paris, aus dem Nachlass von Karl Asmund Kappeler (1844–1924), Kaufmann in Kolumbien

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Vs.: Umschrift: «REPUBLIQUE – FRANÇAISE .». Kopfporträt der Marianne (Allegorie des republikanischen Frankreichs) mit Eichenkranz (Symbol der Stärke, Einheit und des Ruhms) und phrygischer Mütze (Symbol der Freiheit und Unabhängigkeit), nach rechts, rechts davon Künstlerinitialen: «J . C . C».
Rs.: Umschrift: «LIBERTE . EGALITE . FRATERNITE .» (Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit). Gallischer Hahn (Allegorie des stolzen und wehrhaften Frankreichs) nach links, zwischen «10 – Fcs», im Abschnitt: «1901».
Die Losung «Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit» war ein Leitprinzip der Aufklärung und entwickelte sich zur Kampfparole während der Französischen Revolution. Die französische Verfassung von 1848 verankerte sie als Gebot.

Die Marianne als allegorische Figur verkörperte die Ideale der Französischen Revolution und stand gleichzeitig für das republikanische Frankreich. Zum ersten Mal wurde der Name Marianne – ein damals sehr geläufiger weiblicher Vorname – im Oktober 1792 erwähnt, im Zusammenhang mit der Verkörperung des republikanischen Frankreichs. Die Allegorie der Marianne war der Pendant zur bis dahin bekannten Figur der Gallia, einem Sinnbild des französischen Königreichs. Der Bildtypus einer jungen Frau – als Vertreterin des Volks – mit roter phrygischer Mütze, dem Symbol der freigelassenen Sklaven im antiken Rom, mit zum Teil entblösster Brust als Sinnbild für die französische Nation, entwickelte sich während den Revolutionswirren. Seitdem ist die Allegorie ein Motiv auf Münzen, Briefmarken und Dokumenten. Noch heute steht in jedem Rathaus in Frankreich eine Büste der Marianne, welche prominent aufgestellt ist.
Der Gallische Hahn gilt als Nationalsymbol von Frankreich. Sein Ursprung ist uneindeutig, wird aber vermutlich auf die Ähnlichkeit des lateinischen Wortes «gallus» (Hahn) und der Bezeichnung «Galli» zurückzuführen sein. Galli oder Gallier waren für die Römer die keltischen Bewohnerinnen und Bewohner des Gebiets Gallia. Gallien umfasste unter anderem auch das heutige Staatsgebiet Frankreichs. Während der Französischen Revolution erfreute sich das Tier wegen seines Muts, seiner Wachsamkeit und Widerstandsfähigkeit wachsender Beliebtheit und wurde auf dem Siegel des Direktoriums abgebildet.

Kappeler legte während seines beruflichen Aufenthalts in Südamerika (um 1876–1891) eine wertvolle, umfangreiche Münzsammlung an. 1897 zog er sich aus dem Geschäftsleben zurück und unternahm ausgiebige Reisen durch Europa, von welchen er Souvenirs mit nach Hause brachte. Münzsammlung und Reiseandenken vermachte er testamentarisch dem Historischen Verein des Kantons Thurgau.
Chaplain, Jules-Clément (1839–1909), französischer Bildhauer Medailleur
1901
D. 18.8 mm
Gold, Prägung
T 6737
Archiv Historisches Museum Thurgau, Akten Historisches Museum 03.17.02, Inventar Sammlung Kappeler (unpaginiert), S. 36.

Chester L. Krause, Clifford Mishler, Standard Catalog of World Coins 1801–1900, Iola 2001, Nr. 846.
Schlagwörter: Numismatik, Staatliche Institutionen, Allegorie, Symbol, Botanik, Tier