Münze: 10-Kronen-Stück des Kaisertums Österreich, geprägt in Wien zur Zeit von Kaiser Franz Joseph I. (1848–1916), aus dem Nachlass von Karl Asmund Kappeler (1844–1924), Kaufmann in Kolumbien

zurück

Vs.: Umschrift: «FRANC . IOS . I . D . G . IMP . AVSTR . REX BOH . GAL . ILL . ETC . ET AP . REX HVNG .», (FRANCISCVS IOSEPHVS I DEI GRATIA IMPERATOR AVSTRIAE REX BOHEMIAE GALICIAE ILLIRIAE ET CETERA ET APOSTOLICVS REX HVNGARIAE) (Franz Joseph I. von Gottes Gnaden Kaiser von Österreich, König von Böhmen, Galizien, Illyrien und weiterer und apostolischer König von Ungarn). In Perl- und Linienkreis Kopfporträt des bärtigen Kaisers nach rechts.
Rs.: Umschrift: «DVODECIM LVSTRIS GLORIOSE PERACTIS», (zwölf Lustren ruhmvoll beendet). In Perl- und Linienkreis bekrönter Doppeladler mit von der Kette des Goldenen Vlieses umgebenem Wappenschild auf der Brust mit kleinem Staatswappen des Kaisertums Österreich zwischen «1848 – 1908», darunter die Wertangabe «10 CORONAE[AE ligiert]».
Am 3. Dezember 1908 feierte Kaiser Franz Joseph I. von Österreich sein 60. Thronjubiläum. Zu diesem Anlass wurden eine Reihe von Feierlichkeiten abgehalten und Münzen ausgegeben wie das vorliegende 10-Kronen-Stück, dessen Rückseite mittels der Umschrift und den beiden Jahreszahlen 1848 und 1908 Bezug zum Thronjubiläum nimmt. Die Zeitangabe in Lustren (Zyklus von 5 Jahren) orientiert sich am Rhythmus der in der römischen Antike üblichen Regierungsjubiläen. Die Umschrift betont die segensreiche Herrschaft des gefeierten Monarchen. Der bekrönte Doppeladler mit dem dreigeteiltem Hauswappen der Familie Habsburg-Lothringen (habsburgischer Löwe, Bindenschild für Österreich und Schrägbalken mit drei Adlern für Lothringen) auf der Brust war seit 1804 das offizielle kleine (einfache) Staatswappen des Kaisertums Österreich.

Eingefasst wird der Wappenschild von der Kette des Ordens vom Goldenen Vlies. Das Goldene Vlies (Widderfell) bezieht sich auf einen Widder aus der griechischen Mythologie, der reden und fliegen konnte. Sein goldenes Fell soll im Hain von Ares, dem Gott des grauenvollen Kriegs, aufbewahrt und schliesslich von den Argonauten (Heroen) geraubt worden sein.
1430 gründete Philipp von Burgund (1396–1467) den Ritterorden vom Goldenen Vlies, wobei er das mythologisch aufgeladene Widderfell zum Symbol (Kleinod) des Ordens bestimmte. Schnell etablierte sich der Ritterorden des Goldenen Vlieses zur exklusivsten Gemeinschaft von Adligen in ganz Europa. Mit der Heirat von Maximilian von Österreich (1459–1519) und Maria von Burgund (1457–1482), der Erbenkelin des Ordensgründers, ging die Zuständigkeit über den Orden 1477 an das Haus Habsburg über.
Die goldene Kette ist aus zwei plastischen alternierenden Kettengliedern aufgebaut, aus Feuersteinen mit je schwarz emaillierten Halbkugeln mit weissen Tupfen und seitlich züngelnden Feuerstrahlen sowie aus je zwei Feuereisen mit hakenförmigen ineinander gehängten Griffen. Feuerstein und Feuereisen illustrieren den Leitspruch des Ordens «Ante ferit quam flamme micet» (Zuvor der Schlag, dann glänzt die Flamme). Das Ordenssymbol ist denn auch als plastischer Kettenanhänger in Form des Widderfells (Vlies) dargestellt.

Kappeler legte während seines beruflichen Aufenthalts in Südamerika (um 1876–1891) eine wertvolle, umfangreiche Münzsammlung an. 1897 zog er sich aus dem Geschäftsleben zurück und unternahm ausgiebige Reisen durch Europa, von welchen er Souvenirs mit nach Hause brachte. Münzsammlung und Reiseandenken vermachte er testamentarisch dem Historischen Verein des Kantons Thurgau.
1908
D. 19 mm
Gold, Prägung
T 6748
Archiv Historisches Museum Thurgau, Akten Historisches Museum 03.17.02, Inventar Sammlung Kappeler (unpaginiert), S. 26.

Chester L. Krause, Clifford Mishler, Standard Catalog of World Coins 1901–Present, Iola 2002, Nr. 2810.
Schlagwörter: Numismatik, Herrschaft, Porträt, Heraldik, Symbol, Tier