Münze: 10-Kronen-Stück des Königreichs Ungarn, geprägt in Kremnitz (heute Kremnica in der Slowakei) zur Zeit von Franz Joseph I. (1848–1916), Kaiser von Habsburg-Österreich, aus der numismatischen Sammlung der Familie Bachmann, Besitzerin von Schloss Frauenfeld

zurück

Vs.: Umschrift: «FERENCZ JÓSEF I . K . A . – CS . ÉS M . H . S . D . O . AP . KIR .» (FERENCZ JÓSEF ISTEN KEGYELEMBÖL AUSZTRIAI CSÁSZÁR, ÉS MAGYAR, HORVÁT, SZLAVÓNIAI ÉS DALMATIAI APOSTOL KIRÁLY) (Franz Josef von Gottes Gnaden Kaiser von Österreich und Apostolischer König von Ungarn, Kroatien, Slawonien und Dalmatien). In Perl- und Linienkreis stehender König im Krönungsornat mit Zepter und Reichsapfel, nach rechts, im Abschnitt «1913».
Rs.: Umschrift: «MAGYAR KIRÁLYSÁG» (Königreich Ungarn). In Perl- und Linienkreis von zwei Engeln gehaltenes, von der Stephanskrone bekröntes ungarisches Reichswappen mit aufgelegtem ungarischen Mittelschild, darunter «K . B / 10 KORONA» (KB = Münzstättenzeichen für Kremnitz, auf ungarisch Körmöcbánya).
Infolge der Niederlage von Kaiser Franz Joseph I. im Deutsch-Österreichischen Krieg von 1866 gelang es dem Königreich Ungarn ein Jahr später eine eigenständige Stellung innerhalb des habsburgischen Gesamtstaats zu erlangen. Das Habsburgerreich war somit ab 1867 in zwei weitgehend unabhängige Reichshälften geteilt, welche durch die Person des Monarchen, die gemeinsame Aussenpolitik und die K. u. K. (Kaiserlich und Königliche) Armee verbunden waren. Diese politische Situation war auch in der Gestaltung der Münzen sichtbar. Zwar wurden die Geldstücke in der gleichen Währung und nach dem gleichem Standard (Wertabstufung und Metall) ausgegeben, doch die Motive der Münzen der Reichsteile unterschieden sich deutlich voneinander. Während die Münzen der österreichischen Landeshälfte jeweils auf der Rückseite den Doppeladler bzw. die Rudolfskrone zeigen, weisen die ungarischen Prägungen das mittlere ungarische Reichswappen auf, das die verschiedenen Wappen der einst im Königreich Ungarn vereinten Länder zeigt. Zudem ist auf ungarischen Kleinmünzen die Stephanskrone (nationales Symbol) abgebildet. Die Gestaltung des vorliegenden 10-Kronen-Stücks präsentiert das exemplarisch. Die Vorderseite wird vom stehenden König im ungarischen Krönungsornat (Kleid) mit geschultertem Zepter, dem Reichsapfel und der Stephanskrone dominiert, während die Rückseite das mittlere ungarische Reichswappen zeigt. Der ebenfalls von der Stephanskrone bekrönte Schild zeigt von links oben nach rechts unten die Wappen Dalmatiens (drei Löwenköpfe), Kroatiens (Schachbrettmuster), Slawoniens (Marder nach links, darüber Stern), Siebenbürgens (halber Adler zwischen Halbmond und Sonne, darunter sieben Burgen), Bosnien-Herzegowinas (Arm mit Krummschwert) und Fiumes (heute Rijeka) (Doppeladler auf einem Krug, aus dem Wasser in einen Fluss mündet). Inmitten dieser Wappen der zweigeteilte ungarische Wappenschild mit den acht rotweissen Querstreifen für Alt-Ungarn und dem Doppelkreuz auf einem Dreiberg für Neu-Ungarn liegt.

Marie Elise Bachmann (1879–1955) vermachte 1948 mittels Erbvertrag dem Kanton Thurgau Schloss Frauenfeld samt Hausrat sowie die umfangreiche Antiquitätensammlung ihrer Eltern. Ihr Vater Jakob Huldreich Bachmann (1843–1915), Politiker und Jurist, der 1896 Bundesrichter wurde, sammelte unter anderem Glasscheiben, Gemälde, Waffen und Möbel. Ein Sammlungsschwerpunkt waren Münzen. Nach dem Tod von Marie Elise Bachmann (1955) übernahm der Kanton die Sammlung, die aus mehr als 90 numismatischen Objekten bestand.
Das Schloss Frauenfeld wurde später zum Historischen Museum Thurgau umgestaltet.
1913
D. 18.9 mm
Gold, Prägung
T 6746
Chester L. Krause, Clifford Mishler, Standard Catalog of World Coins 1901–Present, Iola 2002, Nr. 485.
Schlagwörter: Numismatik, Herrschaft, Porträt, Symbol, Heraldik