Münze: 10-Pesos-Stück der Republik Kolumbien, geprägt in Bogotá, aus dem Nachlass von Karl Asmund Kappeler (1844–1924), Kaufmann in Kolumbien

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Vs.: Umschrift: «ESTADOS UNIDOS DE COLOMBIA» (Vereinigte Staaten von Kolumbien). In Perl- und Linienkreis Frauenbüste mit am Hinterkopf mit Schleife gebundenem Haarband mit Schrift «LIBERTAD» (Allegorie der Freiheit) nach links, darunter «1862» und neun im Bogen angeordnete Sterne für die neun Bundesstaaten Kolumbiens.
Rs.: Umschrift: «G . 16,129 (Stern) DIEZ PESOS (Stern) / LEI 0,900», (Angaben zu Gewicht, Nominalwert und Feingehalt des Goldes/Legierung). In Perl- und Linienkreis von einem Kondor gekrönter spitzer Wappenschild der Vereinigten Staaten von Kolumbien, darunter gekreuzte Zweige. Kondor mit ausgebreiteten Flügeln (Symbol der Freiheit), nach rechts blickend, mit einem Lorbeerkranz im Schnabel (Symbol des Ruhms und Siegs), hinter ihm über seinen Läufen ein Spruchband mit Aufschrift «LIBERTAD Y ORDEN» (Freiheit und Ordnung). In drei horizontale Felder geteilter Wappenschild, oben Granatapfel (Erinnerung an Nueva Granada, dem alten Namen für Kolumbien) zwischen Füllhörnern, in der Mitte Lanze mit phrygischer Mütze (Symbol für die republikanische Gesinnung), unten zwei Segelschiffe, eines auf dem Pazifik, das andere auf dem Atlantik, dazwischen die Landenge von Panama, Schild umgeben von Lanzenfahnen, darunter «BOGOTÁ», (Münzstätte).
Beide Münzseiten betonen die Souveränität. Die dargestellten Freiheitssymbole verweisen auf den erfolgreichen Unabhängigkeitskampf gegen die spanische Krone (1810–1819). Als Vorbild für die Gestaltung der Münzbilder dürften zeitgenössische US-amerikanische Goldmünzen mit der Büste der Freiheit sowie dem Weisskopfseeadler mit Wappenschild gedient haben. Die Vorderseite zeigt die Allegorie der Freiheit in Form einer weiblichen Büste mit einem Diadem ähnlichen Haarband mit Schriftzug «LIBERTAD» (Freiheit). Die Rückseite präsentiert einen dreigeteilten Wappenschild, der von einem Kondor mit Schriftband überhöht ist. Der bewusste Rückgriff auf den einheimischen Vogel Kondor als Wappentier auf Münzen, ikonografisch angelehnt an den nordamerikanischen Weisskopfseeadler oder den europäischen Steinadler, zeigt das Selbstbewusstsein der jungen Republik, da diese ein bis zu diesem Zeitpunkt unbekanntes heraldisches Tier, mit eindeutigem Bezug zu Lateinamerika, für ihre neuen Münzen wählte. Wie der Adler in Europa und Nordamerika symbolisiert der Kondor, eine in den Andenstaaten verbreitete Geierart, Macht und Stärke. Der dreigeteilte Wappenschild nimmt mit seinen Wappenfiguren symbolisch Bezug auf Wohlstand (Füllhörner), Handel (Schiffe) und Freiheit (Lanzenspitze mit phrygischer Mütze, dem Symbol der freigelassenen Sklaven im antiken Rom).
Die Angabe des gesetzlichen Sollgewichts «PESO – 16,129 .G .» zusammen mit der Feingehaltsangabe «LEI 0,900 .» (LEI spanisch für Feingehalt) in der Umschrift der Münze verweist auf die wichtige Rolle, welche solche Goldmünzen im internationalen Handel spielten. Für jeden auswärtigen Kaufmann sollte sofort das Gewicht und der hohe Feingehalt der Münze ersichtlich sein.

Der in Frauenfeld geborene und in St. Gallen zum Kaufmann ausgebildete Kappeler sammelte während seines beruflichen Aufenthalts in Südamerika (um 1876–1891) einen umfangreichen Bestand an wertvollen Münzen. 1897 zog er sich aus dem Geschäftsleben zurück und unternahm ausgiebige Reisen durch Europa, von welchen er Souvenirs mitbrachte. Münzsammlung und Reiseandenken vermachte er testamentarisch dem Historischen Verein des Kantons Thurgau.
1862
D. 26 mm
Gold, Prägung
T 6715
Archiv Historisches Museum Thurgau, Akten Historisches Museum 03.17.02, Inventar Sammlung Kappeler (unpaginiert), S. 11.

Chester L. Krause, Clifford Mishler, Standard Catalog of World Coins 1801–1900, Iola 2001, Nr. 141.1.
Schlagwörter: Numismatik, Staatliche Institutionen, Heraldik, Allegorie, Symbol, Tier