Münze: 4-Escudos-Stück des Königreichs Spanien, geprägt in Madrid zur Zeit von König Karl III. (1759–1788), aus dem Nachlass von Karl Asmund Kappeler (1844–1924), Kaufmann in Kolumbien

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Vs.: Umschrift: «CAROL . III . D . G . – HISP. ET IND . R .» (Karl III. von Gottes Gnaden König von Spanien und Indien [Südamerika]). In Strichelkreis geharnischte und drapierte Büste nach rechts, darunter «. 1781 .».
Rs.: Umschrift: «IN . UTROQ . FELIX . – . AUSPICE . DEO .» (In beiden [Welten] glücklich unter der Führung Gottes). In Strichelkreis bekröntes mehrfeldiges spanisches Wappen in englischer Schildform zwischen der Wertangabe «4 – S» (4 Escudos), umgeben von der Ordenskette des Goldenen Vlieses, darunter gekröntes «. M . – . PJ .».
Die Vorderseite präsentiert die Porträtbüste des spanischen Königs Karl III. Der Harnisch und die Drapierung greifen auf ein beliebtes Bildmotiv für Herrscherporträts zurück, das bereits auf römischen Münzen abgebildet ist. Der Harnisch weist auf die militärische Stärke und Tugenden hin, während die Drapierung die Herrscherwürde markiert. Die Rückseite zeigt das grosse spanische Reichswappen, das durch seine vielen Wappenfelder den historischen Anspruch der spanischen Krone auf eine grosse Anzahl Herrschaftsgebiete postuliert. Im Zentrum befindet sich ein kleiner Wappenschild, dessen Schildfiguren Burg, Löwe und Granatapfel auf die mittelalterlichen Kerngebiete der spanischen Monarchie hinweisen, die Königreiche Kastilien (Burg) und Léon (Löwe), sowie das 1492 eroberte maurische Königreich Granada (Granatapfel). In der Mitte dieses Wappens befindet sich jenes der herrschenden Dynastie der Bourbonen, ein ovaler Schild mit drei Lilien. Seitlich des grossen Wappenschilds Münzstättenzeichen für Madrid (bekröntes M), das die Prägeanstalt angibt, und die Anfangsinitialen «PJ» der beiden Münzwardeine (Aufsichtsbeamte), die für die Prägung zuständig sind. Alle spanischen Goldmünzen trugen seit 1497 Beizeichen (Kontrollmarken) und später solche spezifischen Gütestempel in Form von Initialen der für die jeweilige Prägung verantwortlichen Münzbeamte, um so bei Delikten (zu tiefer Edelmetallgehalt) die Täter zur Rechenschaft ziehen zu können.

Eingefasst wird der Wappenschild von der Kette des Ordens vom Goldenen Vlies. Das Goldene Vlies (Widderfell) bezieht sich auf einen Widder aus der griechischen Mythologie, der reden und fliegen konnte. Sein goldenes Fell soll im Hain von Ares, dem Gott des grauenvollen Krieges, aufbewahrt und schliesslich von den Argonauten (Heroen) geraubt worden sein.
1430 gründete Philipp von Burgund (1396–1467) den Ritterorden vom Goldenen Vlies, wobei er das mythologisch aufgeladene Widderfell zum Symbol (Kleinod) des Ordens bestimmte. Schnell etablierte sich der Ritterorden des Goldenen Vlieses zur exklusivsten Gemeinschaft von Adligen in ganz Europa. Mit der Heirat von Maximilian von Österreich (1459–1519) und Maria von Burgund (1457–1482), der Erbenkelin des Ordensgründers, ging die Zuständigkeit für den Orden 1477 an das Haus Habsburg über, das seit dem 16. Jh. in eine spanische und eine österreichische Linie geteilt war. Mit dem Aussterben der spanischen Habsburger im Jahr 1700 übernahmen die auf den spanischen Thron folgenden Bourbonen den Vorstand im spanischen Ordenszweig. Alle spanischen Könige tragen seitdem die Collane (Ordenskette) vom Golden Vlies, weshalb das Ehrenzeichen häufiger Bestandteil der Wappendarstellung auf spanischen Münzen ist.
Die goldene Kette ist aus zwei plastischen alternierenden Kettengliedern aufgebaut, aus Feuersteinen mit je schwarz emaillierter Halbkugel mit weissen Tupfen und seitlich wegzüngelnden Feuerstrahlen sowie aus je zwei Feuereisen mit hakenförmigen ineinander gehängten Griffen. Feuerstein und Feuereisen illustrieren den Leitspruch des Ordens «Ante ferit quam flamme micet» (Zuvor der Schlag, dann glänzt die Flamme). Das Ordenssymbol entspricht dem plastischen Kettenanhänger in Form des Widderfells (Vlies).

Der in Frauenfeld geborene und in St. Gallen zum Kaufmann ausgebildete Kappeler sammelte während seines beruflichen Aufenthalts in Südamerika (um 1876–1891) einen umfangreichen Bestand an wertvollen Münzen. 1897 zog er sich aus dem Geschäftsleben zurück und unternahm ausgiebige Reisen durch Europa, von welchen er Souvenirs mitbrachte. Münzsammlung und Reiseandenken vermachte er testamentarisch dem Historischen Verein des Kantons Thurgau.
1781
D. 29.6 mm
Gold, Prägung
T 6617
Archiv Historisches Museum Thurgau, Akten Historisches Museum 03.17.02, Inventar Sammlung Kappeler (unpaginiert), S. 23.

Chester L. Krause, Clifford Mishler, Standard Catalog of World Coins 1701–1800, Iola 2000, Nr. 418.1.
Schlagwörter: Numismatik, Herrschaft, Porträt, Heraldik