Münze: 8-Escudos-Stück der Republik Chile, geprägt in Santiago de Chile, aus dem Nachlass von Karl Asmund Kappeler (1844–1924), Kaufmann in Kolumbien

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Vs.: Umschrift: «REPUBLICA DE CHILE . So .» (SO ligiert, S von einem kleinen o überhöht) (Republik Chile, Münzstättenzeichen für Santiago de Chile. In Perlkreis von drei Federn bekrönter chilenischer Wappenschild auf Akanthusranken, gehalten von einem bekrönten Südandenhirsch (Heumul) und einem bekrönten Kondor, darunter «(Stern) 1848 (Stern)».
Rs.: Umschrift: «IGUALDAD ANTE – LA LEI . 8 E . J . M .» (Gleichheit vor dem Gesetz, Initialen der Münzbeamten). In Perlkreis Allegorie der Freiheit nach rechts stehend, die Rechte auf die Verfassung lehnend, die Linke auf einem Liktorenbündel (Bündel aus Ruten, Symbol der Einigkeit und des republikanischen Staatswesens) ruhend, daneben Füllhorn (Symbol des Überflusses und des Wohlstands), im Abschnitt Feingehaltsangabe «21 QS .», (Feingehaltsangabe des Goldes/Legierung in Karat, span. quilates, Gold 21/24).
Rand: Umschrift: «MES DE NOVIEMBRE», (Monat November, Prägemonat der Münze). Zwischen den einzelnen Wörtern mehrere Sterne.
Stempelstellung: 180° (Abweichung der Vs. zur Rs.).
Alle Kolonien Südamerikas, die ab den 1820er-Jahren ihre Unabhängigkeit von Spanien und Portugal erlangten, hatten sich mit der Wahl passender Motive für ihr Staatswappen zu beschäftigen. Wie in Chile erfolgte dieser Prozess über mehrere Stationen. Das heutige chilenische Wappen mit silbernem Stern auf blau-rot geteiltem Feld und den beiden Schildhaltern – Südandenhirsch (Heumul) und Kondor – wurde 1834 eingeführt. In der Gestaltung formal an die überlieferten europäischen Wappendarstellungen angelehnt (Wappenform und Schildhalter) greift die Symbolik der Wappengestaltung jedoch bewusst auf Tiere aus der einheimischen Fauna zurück, um so eine unverkennbare nationale Identität darzustellen. Anstelle von Löwen, Adlern oder Einhörnern wie sie als Schildhalterfiguren in der europäischen Heraldik üblich waren, kamen nun heimische Tiere als Schildhalterfiguren zum Zug. Der Andenkondor, eine in den Andenstaaten verbreitete Geierart, steht für Freiheit, Macht und Stärke. Der Heumul wiederum gilt als seltenes und starkes Tier der chilenischen Anden und symbolisiert eine spezifische chilenische Eigenheit, anders als der Andenkondor, welcher von vielen anderen südamerikanischen Ländern – wie etwa Ecaudor, Bolivien oder Kolumbien – ebenfalls als Schildhalterfigur dargestellt wurde. Bekrönt sind beide Tiere mit sogenannten Schiffskronen, deren Zacken aus kleinen Segelschiffen gebildet sind. Diese nehmen Bezug auf die maritimen Siege Chiles im Unabhängigkeitskampf gegen die spanische Kolonialmacht (1810–1826). Bekrönt wird der Wappenschild von drei Federn in den Landesfarben Blau, Weiss und Rot, welche im 19. Jh. den Hut des chilenischen Präsidenten zierten. Das Wappen zeigt einen silbernen Stern auf einem horizontal geteilten Feld in den Farben Rot und Blau. Der Stern steht dabei als Erkennungszeichen der indigenen Völker Chiles als kraftvolle Vorfahren des jungen Staats sowie für die geographische Lage Chiles, dem südlichsten Land auf der Südhalbkugel. Die Farben Blau und Rot präsentieren den alten kolonialen Distrikt von Chile und das angegliederte Territorium Araukanien (Südchile).

Kappeler legte während seines beruflichen Aufenthalts in Südamerika (um 1876–1891) eine wertvolle, umfangreiche Münzsammlung an. 1897 zog er sich aus dem Geschäftsleben zurück und unternahm ausgiebige Reisen durch Europa, von welchen er Souvenirs mit nach Hause brachte. Münzsammlung und Reiseandenken vermachte er testamentarisch dem Historischen Verein des Kantons Thurgau.
1848
D. 35 mm
Gold, Prägung
T 6729
Archiv Historisches Museum Thurgau, Akten Historisches Museum 03.17.02, Inventar Sammlung Kappeler (unpaginiert), S. 16.

Chester L. Krause, Clifford Mishler, Standard Catalog of World Coins 1801–1900, Iola 2001, Nr. 105.
Schlagwörter: Numismatik, Staatliche Institutionen, Heraldik, Allegorie, Symbol, Tier