Münze: 8-Escudos-Stück der Republik Ecuador, geprägt in Quito, aus dem Nachlass von Karl Asmund Kappeler (1844–1924), Kaufmann in Kolumbien

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Vs.: Umschrift: «REPUBLICA DEL ECUADOR», (Republik von Ecuador). In Perl- und Linienkreis Wappenschild der Republik Ecuador von einem Kondor bekrönt, vor Waffentrophäen aus symmetrisch angeordneten Lanzenfahnen, Kanonenrohre und Trommeln, zwischen «8 – E», (Wertangabe 8 Escudos), darunter «QUITO . M . V .», (Münzstätte und Initialen der verantwortlichen Münzbeamten).
Rs.: Umschrift: «EL PODER EN LA CONSTITUCION» (Die Macht beruht auf der Verfassung). In Perl- und Linienkreis Kopfporträt von Simón Bolívar nach links, im Halsansatz Schrift «BOLIVAR .», darunter «1845 . 21 . QS .» (Jahreszahl und Feingehaltsangabe des Golds/Legierung in Karat, span. quilates, Gold 21/24).
Simón Bolívar (1783–1830) war ein südamerikanischer Unabhängigkeitskämpfer gegen die spanische Kolonialherrschaft in Venezuela, Kolumbien, Panama und Ecuador. Auch in die Autonomiebewegungen in Peru und in Bolivien – letzteres Land ist nach ihm benannt – griff er entscheidend ein. 1821 wurde er erster Präsident des neuen Staats Grosskolumbien. Der steigende Druck wegen seines autokratischen Regierungsstils, der misslungenen Abschaffung der Sklaverei und fehlenden Umsetzbarkeit seiner politischen Ideen zwang Bolívar 1830 zum Rücktritt. Nach wie vor gilt «El Libertador» als Nationalheld mehrerer südamerikanischer und karibischer Länder.

Beide Münzseiten betonen die Souveränität des jungen Andenstaats. Die dargestellten Symbole auf der Vorderseite und das rückseitige Porträt von Simón Bolívar verweisen auf den erfolgreichen Unabhängigkeitskampf gegen die spanische Krone (1809–1825). Die Vorderseite präsentiert einen Wappenschild vor Waffentrophäen (Fahnen, Kanonen und Trommeln als Symbole militärischer Stärke und Siege), auf dem ein Kondor sitzt. Der bewusste Rückgriff auf den einheimischen Vogel Kondor als Wappentier auf Münzen, ikonografisch angelehnt an den nordamerikanischen Weisskopfseeadler oder den europäischen Steinadler, zeigt das Selbstbewusstsein der jungen Republik, indem diese ein bis zu diesem Zeitpunkt unbekanntes heraldisches Tier, jedoch mit eindeutigem Bezug zu Lateinamerika für ihre neuen Münzen wählte. Wie der Adler in Europa und Nordamerika symbolisiert der Kondor, eine in den Andenstaaten verbreitete Geierart, Freiheit, Macht und Stärke. Der mehrteilige Wappenschild, der in dieser Form zwischen 1843 und 1845 in Gebrauch war, ist in drei horizontale Bänder unterteilt. Im obersten Band ist die strahlende Sonne im Zenit mit Tierkreiszeichen als Symbol für die besondere geografische Lage Ecuadors am Äquator abgebildet. Das zweite Band im Wappen präsentiert einerseits zwei Gesetzestafeln mit den Ziffern «I - IV» für die ersten vier Artikel der ecuadorianischen Verfassung sowie ein springendes Pferd als Symbol der einstigen Freiheitsbewegung gegen die Spanier. Im untersten Band ist einerseits ein Segelschiff sinnbildlich für den Seehandel als auch ein rauchender Vulkan für die Gipfel der Andenkordillere (Bergzug) Equadors dargestellt.

Kappeler legte während seines beruflichen Aufenthalts in Südamerika (um 1876–1891) eine wertvolle, umfangreiche Münzsammlung an. 1897 zog er sich aus dem Geschäftsleben zurück und unternahm ausgiebige Reisen durch Europa, von welchen er Souvenirs mit nach Hause brachte. Münzsammlung und Reiseandenken vermachte er testamentarisch dem Historischen Verein des Kantons Thurgau.
1845
D. 36.7 mm
Gold, Prägung
T 6726
Archiv Historisches Museum Thurgau, Akten Historisches Museum 03.17.02, Inventar Sammlung Kappeler (unpaginiert), S. 13.

Chester L. Krause, Clifford Mishler, Standard Catalog of World Coins 1801–1900, Iola 2001, Nr. 31.
Schlagwörter: Numismatik, Staatliche Institutionen, Porträt, Heraldik, Symbol, Tier