Münze: Antoninian des römischen Kaiserreichs, geprägt in Pavia zur Zeit von Kaiser Tacitus (275–276 n. Chr.)

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Vs.: Umschrift: «IMP C M CL TACITVS AVG» (Imperator Caesar Marcus Claudius Tacitus Pius Augustus). In Perlkreis das drapierte Kopfporträt von Kaiser Tacitus, im Kürass und mit Strahlenkrone, nach rechts.
Rs.: Umschrift: «MART – I – P – ACIF» (Marti Pacifero). In Perlkreis der schreitende Kriegsgott Mars nach links, mit seinen Attributen, einem Helm, in seiner Linken einen Speer und einen Schild und in seiner Rechten einen Olivenzweig (Symbol des Friedens) haltend, darunter das Münzstättenzeichen «// S» für Ticinum (Pavia, ITA).
Der Antoninian war eine römische Silbermünze, die unter Kaiser Caracalla (211–217 n. Chr.) als offizielles Zahlungsmittel eingeführt wurde. Die Bezeichnung «Antoninian» leitet sich vom eigentlichen Namen Caracallas, Marcus Aurelius Antoninus, ab und wurde im Mittelalter gebräuchlich. Nach neueren Forschungen soll der antike Name des Antoninians «Bicharactus» gewesen sein. Der Antoninian hatte eine Wertigkeit von nominal zwei Denaren, enthielt aber bereits bei seiner Einführung als Zahlungsmittel lediglich den Silberfeingehalt von eineinhalb Denaren. Der Antoninian entwickelte sich aufgrund der galoppierenden Inflation im 3. Jh. zur am häufigsten geprägten Münze im Römischen Reich, wobei Gewicht und Silbergehalt stetig sanken.

Kaiser Tacitus (Marcus Claudius Tacitus) widmete den Antoninian der römischen Gottheit Mars, was die Umschrift «Marti Pacifero» auf der Rückseite der Münze anspricht: «dem Frieden bringendem Mars». Diese Darstellung des Kriegsgottes Mars, der mit einem Olivenzweig als Symbol des Friedens erscheint, betont den Aspekt des Siegs über den Feind und die darauf folgende Wiederherstellung des Friedens. Der Olivenzweig steht hier als Zeichen des «fruchtbaren» Friedens, der sich erst nach einem siegreichen Krieg einstellt, was in der römischen Kultur ein wichtiger Aspekt der Kriegsführung ist.

Das antike Exemplar war im Besitz der Kantonsschule Frauenfeld, die 1853 eröffnet wurde und im 19. Jh. eine Sammlung pflegte, die neben botanischen, zoologischen und ethnografischen auch numismatische Stücke umfasste. Letztere kuratierte der Kantonsschullehrer Josef Büchi (1849–1921), Altphilologe, Althistoriker und Aktuar des Historischen Vereins des Kantons Thurgau, der die Münzensammlung inventarisierte und dazu den ersten Münzkatalog verfasste, in welchem um die 200 Einzelstücke neben der summarischen Registrierung der 155 im Schaarenwald bei Schlatt ausgegrabenen Exemplare beschrieben sind.
275–276 n. Chr.
D. 24 mm
Billon, Prägung
T 34785
Josef Büchi, Münzinventar, 1893?, S. 54, Nr. 15.

Gustav Büeler, Joseph Büchi (Nachruf) (Thurgauische Beiträge zur vaterländischen Geschichte, Bd. 60), 1921, S. 92–94.

Percy H. Webb, Valerian to Florian (The Roman Imperial Coinage, Bd. 5.1), London 1927, Nr. 145.

Antoninian des römischen Kaisers Tacitus, museum-digital deutschland. https://nat.museum-digital.de/object/767876, aufgerufen am 27.03.2025.
Schlagwörter: Numismatik, Herrschaft, Porträt, Symbol, Mythologie, Waffen