Münze: Antoninian des römischen Kaiserreichs, geprägt in Rom zur Zeit von Kaiser Gallienus (253–268 n. Chr.) für seine Ehefrau Salonina

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Vs.: Umschrift: «CORN SALONINA AVG» (Cornelia Salonina Augusta). In Perlkreis das Kopfporträt der Kaiserin Salonina nach rechts, drapiert und mit markanter Corona (Kranz), über einer Mondsichel.
Rs.: Umschrift: «VESTA». In Perlkreis stehende Vesta, die Schutzgottheit des heiligen Herdfeuers, nach links, in der Linken ein Zepter (Symbol für die Herrschaft) und in der Rechten die Patera (Opferschale, ein Sakralinstrument, Symbol der Pietät gegenüber den Göttern) haltend.
Der Antoninian war eine römische Silbermünze, die unter Kaiser Caracalla (211–217 n. Chr.) als offizielles Zahlungsmittel eingeführt wurde. Die Bezeichnung «Antoninian» leitet sich vom eigentlichen Namen Caracallas, Marcus Aurelius Antoninus, ab und wurde im Mittelalter gebräuchlich. Nach neueren Forschungen soll der antike Name des Antoninians «Bicharactus» gewesen sein. Der Antoninian hatte eine Wertigkeit von nominal zwei Denaren, enthielt aber bereits bei seiner Einführung als Zahlungsmittel lediglich den Silberfeingehalt von eineinhalb Denaren. Der Antoninian entwickelte sich aufgrund der galoppierenden Inflation im 3. Jh. zur am häufigsten geprägten Münze im Römischen Reich, wobei Gewicht und Silbergehalt stetig sanken.
Das Münzbild eines Antoninians zeigt entweder einen römischen Herrscher mit Strahlenkrone auf seinem Kopf oder eine Augusta, die Ehefrau des römischen Kaisers, mit Mondsichel unter ihrem Porträt. Die Mondsichel steht für Diana, die römische Göttin der Jagd. Sie stellt das Pendant zur Strahlenkrone des Kaisers dar, ein Symbol des Sonnengottes Sol.

Vorliegende Münze weist auf der Vorderseite eine Mondsichel unter der Büste der Gemahlin eines Kaisers auf. Dabei handelt es sich um das Bildnis von Julia Cornelia Salonina Chrysogene, die Ehefrau von Kaiser Gallienus (253–268), der als Publius Licinius Egnatius Gallienus 218 n. Chr. geboren wurde. Sein Vater Valerianus, 253 n. Chr. von seinen Soldaten zum Kaiser erhoben, bestimmte im selben Jahr seinen 35-jährigen Sohn Gallienus aus dynastischen Gründen zum Mitregenten, indem er ihn mit dem Caesaren- und Augustustitel ausstattete. Bereits damals erfolgte wohl schon die Erhebung von Cornelia Salonina zur Augusta. Die Auszeichnung ist der Umschrift auf der Vorderseite der Münze zu entnehmen. Ihr Kopf wirkt kindlich und zart mit kleinem Mund und wenig ausgeprägtem Kinn.
Die Rückseite zeigt die römische Göttin Vesta, die Schutzgöttin des heimischen Feuers und des Staatsfeuers. Die kultische Feier zu Ehren dieser Gottheit gehörte zu den wichtigsten Zeremonien, denn die Göttin garantierte den Römern und Römerinnen und dem Römischen Reich Wohlergehen und Unversehrtheit. Zudem stand Vesta in Beziehung zu den Schutzgeistern der Familie. Diese Funktionen werden auch der Kaiserin zugesprochen. Als Augusta, als erste Frau im Römischen Reich, verkörpert sie göttliche Eigenschaften zum Wohle des Volkes.

Das antike Exemplar war im Besitz der Kantonsschule Frauenfeld, die 1853 eröffnet wurde und im 19. Jh. eine Sammlung pflegte, die neben botanischen, zoologischen und ethnografischen auch numismatische Stücke umfasste. Letztere kuratierte der Kantonsschullehrer Josef Büchi (1849–1921), Altphilologe, Althistoriker und Aktuar des Historischen Vereins des Kantons Thurgau, der die Münzensammlung inventarisierte und dazu den ersten Münzkatalog verfasste, in welchem um die 200 Einzelstücke neben der summarischen Registrierung der 155 im Schaarenwald bei Schlatt ausgegrabenen Exemplare beschrieben sind.
253 n. Chr.
D. 21.5 mm
Billon, Prägung
T 34736
Josef Büchi, Münzinventar, 1893?, S. 51, Nr. 22.

Gustav Büeler, Joseph Büchi (Nachruf) (Thurgauische Beiträge zur vaterländischen Geschichte, Bd. 60), 1921, S. 92–94.

Percy H. Webb, Valerian to Florian (The Roman Imperial Coinage, Bd. 5.1), London 1927, Nr. 39.

Augusta Cornelia Salonina (Studentisches Projekt), Universität Osnabrück, Historisches Seminar, Alte Geschichte, Forschung und Projekte, 2012/2013. https://www.geschichte.uni-osnabrueck.de/abteilungen/alte_geschichte/forschung_und_projekte/augusta_cornelia_salolina_studentisches_projekt.html, aufgerufen am 08.04.2025.
Schlagwörter: Numismatik, Herrschaft, Porträt, Symbol, Mythologie, Allegorie